Purim

Das Purimfest –
mehr als „Karneval auf jüdisch“

Das jüdische Purimfest wird am 25./26. Februar 2021 gefeiert.
Im jüdischen Kalender entspricht das dem 14. Tag im jüdischen Monat Adar  des Jahres 5781.

Gemeinsamkeiten zum christlichen Karneval
1. Ausgelassenes Feiern mit essen und (viel) Alkohol trinken
2. Verkleidungen, farbige Umzüge, launische Reden
3. Maskerade und satirische Kritik an den Herrschenden

Unterschiede:
Christlicher Hintergrund: Karne-vale – „Fleisch lebe wohl!“
Auftakt zur österlichen Bußzeit (mit verstärktem Fasten – Beten – Almosen geben) zur Vorbereitung auf das Osterfest.
Jüdischer Hintergrund: ein Fest der Freude über einen vereitelten Pogrom/ Genozid an den Juden im antiken Persien.

Grundlage für das Purimfest – das biblische Buch Ester
(–> Aufbau des Buches Ester)
– darin auch die Anweisungen zum jährlichen Fest am 14./15. Adar:

Die Purim-Geschichte ist niedergeschrieben in der Rolle Ester, einer der Schriften des ersten Testamentes der Bibel, die berichtet, wie Haman, der oberste Minister des großpersischen Reiches unter König Ahasveros (Xerxes I.), alle Untertanen verpflichtete, sich vor ihm niederzuwerfen und ihn zu verehren. Nur Mordechai, der Jude, gehorchte diesem Gebot nicht und blieb aufrecht stehen, gedenkend, dass es nur einen einzigen König gibt, dem Anbetung gebührt. In seiner gekränkten Eitelkeit beschloss Haman daraufhin Mordechai und zugleich mit ihm alle Juden zu vernichten. Er erwirkte dies beim König und warf das Los, – das persische Wort für Los ist Pur, Mehrzahl Purim -, und das Los fiel auf den 13. Adar, das ist der 12. Monat des jüdischen Monatskreises:
An diesem Tag sollten alle Juden ermordet und ihre Habe geplündert werden. Durch die Klugheit Mordechais und den persönlichen Einsatz unter Lebensgefahr seiner Pflegetochter Hadassah, die unter dem Namen Ester von Ahasveros zu seiner Königin ernannt worden war, kam es zu einer Umdrehung der Pläne Hamans ins Gegenteil: Haman wollte Mordechai an den Galgen hängen und musste ihn nun auf Geheiß des Königs ehren. Ester erwirkte beim König einen zweiten Erlass, dass die Juden sich bei dem geplanten Pogrom wehren und all ihre Gegner vernichten dürften. Haman und seine ganze Sippe wurden hingerichtet, die Juden besiegten ihre Widersacher und waren gerettet. „Und den Juden ward Licht und Freude, Wonne und Ehre“, und sie feierten ihre Errettung, und es wurde bestimmt, dieses Ereignis jährlich und für alle Zeiten zu feiern.

„Und Mordechai schrieb diese Begebenheiten auf.
Und er sandte Briefe an alle Juden, in allen Provinzen des Königs Ahasvers, die nahen und die fernen,
um ihnen festzusetzen, dass sie den vierzehnten Tag des Monats Adar
und den fünfzehnten Tag desselben Jahr für Jahr feiern sollten,
als die Tage, an welchen die Juden Ruhe erlangt hatten vor ihren Feinden,
und als den Monat, wo sich ihnen Kummer in Freude, und Trauer in einen Festtag verwandelt hatte,
dass sie dieselben feiern sollten als Tage des Gastmahls und der Freude,
wo man einander Teile sendet
und Geschenke an die Armen gibt.
Und die Juden nahmen als Brauch an, was sie zu tun angefangen, und was Mordechai ihnen geschrieben hatte.“ (Ester 10,20-23)

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich folgende Gebräuche herausgebildet.

am Abend vor Purim (= Lose) – 14. Adar
das Fasten der Ester (Ta’amit Ester)
– Megallit (= Festrolle) Ester 1. Mal lesen (1.)
Zwei Freunden Essen zum Purimfest überbringen als Geschenk (2.)
ester-4g(2.)ester-4j
– als Ersatz für „Machazit Ha-Schekel“ – die Tempelspende
für wohltätigen Zweck spenden (3.)                    (3.)

am Purimtag = Festtag (2. Ordnung – keine Arbeitsruhe)
Megallit Ester 2. Mal lesen (1.) u. Lesung der Tora
immer beim Namen Haman (= Lärm) –ester-4l
wird mit Rasseln Lärm gemacht.         (4.)
– besonderer Einschub im Gebet über die Wunder der Befreiung (5.)
Festmahl mit viel Alkohol; man soll so viel trinken, bis man nicht mehr zwischen „Arur Haman“ (= „Verflucht sei Haman) und „Baruch Mordechai“ (= „gesegnet sei Mordechai“) unterscheiden kann.
(6.)ester-4f
– Hamantasch = „Haman wurde schwach“ – süßes Gebäck mit Mohnfüllung
– Kreplach = Fleisch im Teigmantel verborgen
fröhliche Kleidung – Verkleidungen
u. Verbot von Trauerreden u. Fasten
Maskerade (Gottes Antlitz blieb verborgen) (7.)ester-4k

 

פורים שמח = Purim sameach – fröhliches Fest der Lose!

ester-4-a

 Megallit = Festrolle – mit 2 Szenen aus der Geschichte Esters:

rechts: Waschti (= „die Beste“ = die die Frau des Königs)
wird vom König Artarxerxes (Ahasvers =
„Besitzer eines erhabenen Reiches“) verstoßen
Ester (Astarte = Stern) kommt vor den König –
um das Edikt (am 13. Adar ein Pogrom gegen die Juden durchzuführen),
das Haman erwirkt hat – abzuwenden.

linkes Bild: Haman (= Geräusch/ Lärm) muss den von ihm verhassten Juden
Mordechai (= „dem Gott Marduk zugehörig“) ehren.

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Links
zu jüdischen Festen: –> „7 + 1 Feste des HERRN

a) „Frühjahrsfeste“
– Pessach (Auszug aus Ägypten) = 14. Nisan
– Mazzot (Woche der ungesäuerten Brote) = 15.-21. Nisan
– Habikkurim (Tag der Erstlingsfrüchte) = Tag nach dem Sabbat nach dem 15. Nisan
– Schawuot (Pfingsten – Gabe der Tora) = 6. Sivan

b) „Herbstfeste“
– Rosch ha-Schana (Neujahrsfest) = 1. Tischri
– Jom Kippur (Versöhnungsfest) = 10. Tischri
– Sukkot (Laubhüttenfest) = 15-21. Tischri
– Schimri azaret (Fest der Torafreude) = 22. Tischri

c) Weitere jüdische Feste:
– Purim = 14. Adar
– Chanukka (Lichterfest zur Einweihung des 2. Tempels) = 25. Kislev (8 Tage lang)

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 25. Februar 2021