Martin von Tours – 11. Nov.


Martin von Tours (* um 317 – + 397)
war einer der ersten Nichtmärtyrer, der als Heiliger verehrt wurde.

Martin war römischer Soldat

Martin von Tours wurde 316/317 in Ungarn geboren und wuchs in Italien auf. Als Sohn eines römischen Offiziers trat Martin mit 15 Jahren in die römische Armee ein.

Als Soldat teilt Martin seinen Mantel mit einem Bettler

Während seiner Stationierung in Amiens um das Jahr 331 fand das Ereignis statt, das ihn zu einem der populärsten Heiligen der Katholischen Kirche machte: Mitten im kalten Winter trifft er vor den Toren Amiens auf einen unbekleideten Bettler. Martin, selbst nur mit Schwert und Mantel bekleidet, teilt diesen mit dem Armen.

Im Traum erschien ihm in der folgenden Nacht Christus mit dessen Mantel bekleidet. Zu der Zeit war Martin noch nicht getauft und auch vom Christentum wusste er nichts.

Martin als beliebter Seelsorger und Bischof

Martin, der sich während seiner Zeit als Soldat auf die Taufe vorbereitet hatte, ließ sich Jahre später taufen. Missionierungsversuche in seiner Heimat scheiterten und so er zog sich in die Nähe von Tours zurück. Als dort ein neuer Bischof gesucht wurde, fiel die Wahl – maßgeblich von der Bevölkerung gewollt – auf Martin.

Obwohl zum Bischof ernannt, lehnte Martin jegliche Machtinsignien ab und zog es vor, in der Gemeinschaft seiner Brüder zu leben. Sein Bischofsthron war ein einfacher Hocker, seine Residenz eine karge Klosterzelle. Den Menschen zu dienen und ein wahrer Seelsorger zu sein, lag ihm als Bischof am Herzen. Das brachte ihm schon zu Lebzeiten Bekanntheit und Verehrung ein.

Wer ist der wahre König?

In Zillis, im Kanton Graubünden in der Schweiz gibt es eine Kirche St. Martin mit der ältesten figürlich bemalten, fast vollständig erhaltenen Holzdecke der abendländischen Kunst. Auf 153 Bildtafeln wird das Thema: Wer ist der wahre König und woran kann ich ihn erkennen in verschiedenen Varianten dargestellt: König Herodes, der Jesus nach dem Leben trachtet, stehen die Drei Könige gegenüber, die Jesus huldigen. Jesus aber – der wahre König – wird am Ende zum Tod am Kreuz verurteilt, verhöhnt und mit Dornen gekrönt.

Mit der Dornenkrönung – und nicht mit Tod und Auferstehung (die am Altar gefeiert werden) – endet der Zyklus Christi und es folgen 7 Bilder vom Heiligen Martin, dessen Hand auf einen König zeigt, der sich als Teufel entpuppt.

Dieses letzte Bild bezieht sich auf eine Martinslegende aus dem Mittelalter:
„Einst erschien dem Bischof Martin der Teufel in der Gestalt eines Königs, mit Purpur und Krone und goldenen Stiefeln bekleidet, heiteren Mundes und freundlichen Angesichts. Nachdem beide lange Zeit geschwiegen hatten, sprach der Teufel: „Martin, erkenne den du anbetest: ich bin Christus, der auf Erden niedersteigen will; zuvor aber wollte ich mich dir offenbaren.“ Und als Martin immer noch schwieg und sich wunderte, sprach der Teufel: „Marin, warum zweifelst du und glaubst nicht, da du mich doch siehst?“ – Da gab der heilige Geist dem Martin ein, dass er sagte: „Mein Herr Jesus Christus hat nicht gesagt, dass er in Purpur kommen wollte und mit glänzender Krone; darum glaube ich nicht, dass du es bist. Ich glaube es nur, wenn ich ihn in der Gestalt sehe, in der er litt, und die Wundmale der Kreuzigung an ihm erkenne.“ Bei diesen Worten verschwand der Teufel und ließ in der Zelle nur seinen Gestank zurück“. (aus der Legenda aurea)

Der heilige Martin, dessen Gedenktag am 11. November gefeiert wird,
prägt bis heute die Volksfrömmigkeit.
Am bekanntesten ist die Geschichte von der Mantelteilung…

Am Vorabend des Martinstages – am 10. November – ziehen vielerorts Kinder (bekleidet mit ihrem „Cape“) mit ihren Martinslaternen und (wenn möglich) mit ihrem Kaplan – begleitet von einer Blaskapelle – zur Kapelle, um dort das Martinsspiel zu erleben, wo Martin seinen Mantel mit dem armen, frierenden Bettler teilt.

Martin-mantel-a

Bischof Martin von Tours – Zeichnung (c) G. M. Ehlert

Wer mehr darüber wissen möchte, wie auch sprachlich diese ‚Mantelteilung‘, ‚Kapelle‘, ‚Kaplan‘, ‚Blaskapelle‘, ‚Cape‘ und ‚Kappe‘ zusammenhängen,
der schaue nach bei der Bildmeditation: „Martin – noch Taufbewerber – hat mit diesem Mantel MICH bekleidet

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

Stand: 11.11.2020