Mutter Teresa – 5. Sept.

Mutter Teresa von Kalkutta –
„Engel der Armen“

Gedenktag: 5. September

Der Spiegel-Reporter Alexander Smoltczyk schrieb einmal über seine erste Begegnung mit Mutter Teresa von Kalkutta:

„Ich kam einmal zu Lebzeiten Teresas ziemlich naiv und bepackt mit 20 Kilogramm Büromaterial und Medikamenten nach Kalkutta, um sie für ein Interview zu bestechen.
Sie nahm die Gaben dankend an, und sagte dann: „Ein Interview mit mir? Reden Sie lieber mit Ihm…“, wobei sie mit ihrem Wurzelfinger nach oben, in den rußigen Himmel über Kalkutta zeigte.
Am nächsten Morgen um 6 Uhr fing ich an, Sterbende zu waschen.
Und brauchte kein Interview mehr.“

Wer war „Mutter Teresa“ – die am 26. August 1910 im heutigen Skopje in der Republik Mazedonien als Agnes Gonxhe Bojaxhiu geboren wurde?

Sie sagt von sich selbst:

„Wenn ich jemals eine Heilige werde –
dann ganz gewiss eine >Heilige der Dunkelheit<.
Ich werde fortwährend im Himmel fehlen –
um für jene ein Licht zu entzünden,
die auf Erden in Dunkelheit leben.“

 * * *

  • Biographie

Schon in ihrer Kindheit verspürt sie eine religiöse Berufung Missionarin zu werden.

Im Jahr 1928 – mit 18 Jahren – tritt sie bei den „Schwestern der Jungfrau von Loreto“ in Dublin ein und erhält in Irland eine Ausbildung als Missionarin.

1929 kommt sie am 6. Januar nach Kalkutta (heute Kolkata = „Tor der Göttin Kali“ – Kali = im Hinduismus die Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung).
Dort erhält sie eine Ausbildung zur Lehrerin.

1937 legt sie die ewigen Ordensgelübde ab und wird Leiterin einer höheren Schule für bengalische Mädchen in Kalkutta. – Sie scheint das Ziel ihrer Berufung erreicht zu haben. Sie ist bereit, Jesus alles zu geben, was Er verlangen sollte.

„Komm, sei Mein Licht“

Am 10. September 1946 durchkreuzt Christus in einer mystischen Begegnung ihr Leben – sie solle alles aufgeben (auch die Gemeinschaft der Loretoschwestern) und IHM in die Slums zu folgen, um IHM in den Ärmsten der Armen zu dienen, um so seinen „Durst nach Liebe“ zu stillen.

Nach einigen Vorbereitungen verlässt Mutter Teresa am 16. Aug. 1948 das Kloster von Loreto, eignet sich grundlegende medizinische Kenntnisse an und beginnt im Dezember ihre Arbeit in den Slums in Kalkutta.

1950 genehmigt Papst Pius XII. die neue Kongregation der „Missionarinnen der Nächstenliebe“.

Von nun an ist Mutter Teresa geradezu „rastlos“ unterwegs – neue Niederlassungen in verschiedenen Erdteilen zu gründen. (bis 1993 = 494 Häuser der Schwestern, 76 Häuser der Brüder, etwa 4000 Schwestern, 400 Brüder und mehr als 300 000 Mitarbeiter in 80 Ländern).

Am 10.12.1979 erhält sie den Friedensnobelpreis in Oslo. (Auf das vorgesehene Festbankett verzichtet sie und verwendet das Geld – zusammen mit dem Preisgeld = 1,2 Millionen Dollar – im Dienst für die Armen).

Am 13.3.1997 legt sie endgültig die Gesamtleitung nieder – Schwester Nirmala wird zur Nachfolgerin gewählt.

Am 5.9.1997 stirbt Mutter Teresa – „Engel der Armen“ in Kalkutta.
Mit einem Staatsbegräbnis (!) wird sie am 12. September in Kalkutta beigesetzt. Zu ihrem Begräbnis kommen über eine Million Menschen.

Am Weltmissionssonntag – 19. Oktober 2003 – ist ihre Seligsprechung in Rom durch Papst Johannes Paul II.

Und im Jahr der Barmherzigkeit wird sie am 4. September 2016 in Rom durch Papst Franziskus heiliggesprochen.

* * *

  • Spiritualität und Wirken

Bekannt ist Mutter Terese als Missionarin der Nächstenliebe im Dienst an den Armen, besonders der Sterbenden von Kalkutta.

Die Kraft für diesen aufopferungsvollen Dienst bezog sie aus Stille, Gebet und der täglichen Eucharistie.

Sie lehrte ihren Mitschwestern durch ihr eigenes Leben Christus zu begegnen – täglich morgens in der Feier der Eucharistie – unter den Gestalten von Brot und Wein und dann am Tag in seiner Verkleidung im Dienst an den Armen.

In der Eucharistie gibt er uns sein Leben, zeigt uns seine Liebe. In den Armen wartet er auf uns, dass wir ihm unser Leben geben, ihm unsere Liebe zeigen.

Auf einer Visitenkarte, die sie anfertigen ließ, schrieb sie den Weg ihrer Spiritualität in Kurzform auf:

„Die Frucht von Stille ist Gebet
Die Frucht vom Gebet ist Glaube
Die Frucht vom Glauben ist Liebe
Die Frucht von Liebe ist Dienst
Die Frucht vom Dienst ist Friede.“

 (Mutter Teresa)

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Mutter Teresa von Kalkutta – „Komm sei mein Licht“ – Grafik von G. M. Ehlert, 05.09.2018

Die Gottferne tragen – und glauben

Im Jahr 2007 erschien ein Buch mit überraschenden Enthüllungen und dem Titel „Komm, sei du mein Licht! Die geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta“.
Gerüchten, die von einer Nachtseite und tiefen seelischen Erschütterungen wissen wollten, sollte durch Veröffentlichung des Materials – gegen den erklärten Willen der Autorin – Einhalt geboten werden; der Herausgeber des Buches ist der Heiligsprechungs-Postulator, Father Brian Kolodiejchuk. Wer darin die mystischen Partien einer tiefen Vereinigung mit Gott überliest, ist schockiert und befremdet, Sätze zu lesen wie: „In mir ist kein Gott“, oder „Wenn ich jemals eine Heilige werde, dann ganz gewiss eine Heilige der Dunkelheit.“ Solche Sätze sind Zeugnis davon, dass auch sie dunkle Stunden durchleben und kämpfen musste. Doch niemals ließ Mutter Teresa zu, dass ihre innere Qual ihre Arbeit beeinträchtigte; das macht sie noch bewundernswerter.

So kann Mutter Teresa heute eine Fürsprecherin für all jene sein, die – mit oder ohne eigene Schuld und Sünde – eine Gottferne erfahren.

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Mutter Teresa – eine Lichtgestalt im 20. Jahrhundert und ihre Schattenseiten

Durch ihr Wirken an den Ärmsten der Armen wurde sie bekannt – zugleich prägte ihr Einsatz in den Slums fortan das Bild von Kalkutta als einer Stadt voller Krankheit und Elend.

Sie wird bewundert wegen ihrer aufopferungsvollen Nächstenliebe – kritisiert jedoch über mangelnde Hygiene und medizinische Hilfe in ihren Einrichtungen.

Sie wird geachtet für ihren einfachen Lebensstil – kritisiert jedoch über den intransparenten Umgang mit großen Summen von Spendengeldern.

Sie strahlte durch ihr Lächeln Wärme und Liebe aus – und spürte doch selbst selten, dass Gott auch sie liebt.

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

Stand: 5. Sept. 2023