Ambrosius – 7. Dez.


Ambrosius von Mailand (*339/40 – +397)

Gedenktag, 7. Dezember

Eine „Blitzkarriere“

Das Volk wählte ihn –
so wurde innerhalt einer Woche
ein noch Ungetaufter
am 30. Nov. – ein Getaufter u. Gefirmter
am 1. Dez. – ein Ostiarier (Türhüter)
am 2. Dez. – ein Lektor (Vorleser)
am 3. Dez. – ein Exorzist
am 4. Dez. – ein Akolyth (Altardiener)
am 5. Dez. – ein Diakon
am 6. Dez. – ein Priester
und am 7. Dez. – Bischof von Mailand
Sein Name ist: Ambrosius (* um 333 – + 397)
 * * *
Ambrosius, der Sohn eines hohen Staatsbeamten, wurde in Trier um das Jahr 339 n.Chr. geboren, zog nach dem frühen Tod des Vaters mit Mutter, Bruder und Schwester nach Rom und erhielt dort eine treffliche Erziehung. Nach den Schuljahren trat der junge Mann in den Staatsdienst, arbeitete eifrig und pflichtgetreu, stieg auf der Leiter der Ämter und Ehren schnell empor und nahm mit vierzig Jahren als Statthalter in Mailand eine der höchsten Staatsstellen ein.

In Mailand ging es zu der Zeit hoch her, denn es gab heftigen Streit zwischen den Christen, die bekannten, dass Jesus Christus „wahrer Gott und wahrer Mensch“ ist und den Arianern, die glaubten, dass Jesus nur wahrer Mensch gewesen ist. Mit Geduld und Geschick vermittelte der junge Statthalter zwischen den beiden Gruppen, und infolge seiner Klugheit und Gerechtigkeit hatte sich Ambrosius bald das Vertrauen aller erworben. Als dann der derzeitige Bischof von Mailand starb, konnte man sich über den Nachfolger nicht einigen. Bei der Wahl des neuen Oberhirten standen sich im Dom der Stadt die Gegner mit geballten Fäusten gegenüber, und um Blutvergießen zu verhüten, eilte der Statthalter selbst herbei, griff in den Tumult ein und mahnte mit ernsten Worten zur Besinnung und Einigkeit.

Da wurde es still im Dom, und in die Stille rief plötzlich eine helle Kinderstimme: „Ambrosius, Bischof!“
Es wirkte das Wort aus Kindermund wie ein Funke, der einen Brand entzündet, denn gleich nachher ging der Ruf von Mund zu Mund: „Ambrosius, Bischof!“

Ob Ambrosius wollte oder nicht, ob er sich weigerte und sträubte, es half ihm alles nichts, das Volk hatte ihn gewählt und ließ nicht mehr ab von ihm. Dabei war der Gewählte ein Staatsbeamter, weder Priester noch überhaupt noch nicht getauft.
Bevor er die Bischofsweihe empfing, musste er erst getauft werden. Das geschah am 30. November 374, und an den folgenden Tagen erhielt Ambrosius nach der Legende die heiligen Weihen, jeweils eine an einem Tag, erst die vier niederen Weihen, dann Diakon, dann Priester und am 7. Dezember, also am heutigen Gedenktag, Bischof von Mailand. So schnell hat es noch keiner fertiggebracht, dass er innerhalb einer Woche vom Ungetauften bis zum Bischof aufstieg.

Als Bischof von Mailand war Ambrosius ein Vater der Armen. Gegen die Arianer verteidigte er den katholischen Glauben. Wenn er sonntags auf der Kanzel Gottes Wort verkündete, machtvoll und kräftig, so lohten erneut die Pfingstgluten auf. Unzählig ist die Zahl jener, die er bekehrte. Der Größte unter ihnen ist der heilige Augustinus gewesen. Bischof Ambrosius war ein mutiger Mann, der auch den Mächtigen und auch dem Kaiser kühn und ungeschminkt die Wahrheit sagte. Ferner verfasste er für Mailand eine eigene Liturgie, die bis heute im Erzbistum Mailand Bestand hat und er dichtete viele Hymnen – u.a. „Veni redemptor gentium“. Vielen bekannt als Adventslied: „Komm, du Heiland aller Welt…“ (GL 227).

Er starb wahrscheinlich am 4. April des Jahres 397 in Mailand in Italien.
Sein Gedenktag (in der katholischen Kirche) ist jedoch nicht sein Todestag, sondern der Tag seiner Weihe am 7. Dezember 374 zum Bischof von Mailand.

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Bischof Ambrosius tauft Augustinus – Grafik von G. M. Ehlert, 07. Dez. 2022

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Das Te Deum laudamus (= Dich Gott loben wir)  wird auch als ambrosianischer Lobgesang (Hymnus Ambrosianus) bezeichnet.
Umstritten ist der ursprüngliche liturgische Ort – evtl. Teil einer Ostervigil – sowie die Verfasserfrage.

Der mittelalterlichen Tradition (Erwähnung in Handschriften seit dem späten 8. Jahrhundert) zufolge schufen die beiden Heiligen Ambrosius und Augustinus gemeinsam diesen Lobgesang. Als Augustinus als Erwachsener zu Ostern im Jahr 387 das Sakrament der Taufe empfing, da habe – so die Legende – Ambrosius diesen Hymnus angestimmt, Augustinus habe versweise darauf geantwortet.

  • Das „Te Deum(lateinisches Original; u. Übersetzungen von Romano Guardini u. G. M. Ehlert)
  • Weiteres zu Leben und Wirken des Heiligen Ambrosius: „Der honigsüße Kirchenvater

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Ambrosius hat viele Hymnen verfasst –
so auch den Advents-Hymnus: „Intende qui regis Israel“ – bekannter unter dem Titel: „Veni redemptor gentium“ (= Beginn der ursprünglich 2. Strophe)
Dieser Hymnus ist in der Übersetzung von Markus Jenny als Adventslied bekannt geworden: „Komm, du Heiland aller Welt“ –
Im neuen Gotteslob zu finden unter: GL 227.

Intende qui regis Israel – Höre, der du lenkst Israel

Meine eigene Übertragung versucht möglichst textgetreu zugleich das ursprüngliche Versmaß beizubehalten.

Ambrosius hat diesen Adventhymnus – wie seine anderen Hymnen auch – metrisch im akatalektischen jambischen Dimeter (= je 4 x 8 Silben pro Strophe) gefasst.

Zu singen ist diese Übertragung auf die Melodie von „O Heiland, reiß die Himmel auf“ (GL 231):

Text: Ambrosius
Revidierter Text Übersetzung (G. M. Ehlert)
Intende qui regis Israel
super Cherubim qui sedes
appare Ephraem coram excita
potentiam tuam et veni.
1. Höre, der du lenkst Israel,
der du thronst über Cherubim,
erscheine du vor Ephraim,
biet‘ auf dein Macht und komm ja, komm!
Veni redemptor gentium
ostende partum virginis
miretur omne saeculum
talis decet partus deo.
2. Komm, du, Erlöser der Völker,
zeig auf der Jungfrau rein Geburt,
es wund‘re sehr sich alle Welt:
solch ein‘ Geburt geziemet Gott.
Non ex virili semine
sed mystico spiramine
verbum dei factum est caro
fructusque ventris floruit.
3. Nicht aus dem Samen eines Mann’s,
sondern durch geisterfülltem Hauch,
ist Gottes Wort geworden Fleisch,
als Frucht des Leibes blüht es auf.
Alvus tumescit virginis
claustrum pudoris permanet
vexilla virtutum micant
versatur in templo deus.
4. Der Jungfrau Leib er schwillt nun an,
das Tor der Keuschheit unversehrt
die Fah’n der Tugend leuchten auf
in seinem Tempel wohnet Gott.
Procedat e thalamo suo
pudoris aula regia
geminae gigas substantiae
alacris occurrat viam.
5. Es tret‘ hervor aus dem Gemach,
dem reinen königlichen Saal,
der Held von zweifacher Natur
er lauf‘ voll Eifer seinen Weg.
Egressus eius a patre
regressus eius ad patrem
excursus usque ad inferos
recursus ad sedem dei.
6. Von seinem Vater ausgehend,
zu seinem Vater heimführend,
bis in die Hölle vordringend
und rückkehrend zu Gottes Thron.
Aequalis aeterno patri
carnis tropaeo accingere
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.
7. Dem ew’gen Vater wesensgleich,
den Siegpreis über’s Fleisch leg an,
die Schwachheit uns’res Leibes stärk
mit Tugend, welche immer bleibt.
Praesepe iam fulget tuum
lumenque nox spirat Novum
quod nulla nox interpolet
fideque iugi luceat.
8. Schon glänze deine Krippe auf,
es hauch die Nacht ein neues Licht,
das keine Nacht verlöschen kann
und stets im Glauben leuchte auf.

Wie ein roter Faden zieht sich das gleichzeitig göttliche und menschliche Wesen Jesu Christi durch den Hymnus. Er ist gleichermaßen Gottes Sohn und Menschensohn.

In den ersten beiden Strophen wird Christus als der Erlöser angerufen.

Die folgenden 4 Strophen beschreiben das christliche Heilsgeschehen:
3. Strophe: Die jungfräuliche Empfängnis;
4. Strophe: Die Schwangerschaft Mariens;
5. Strophe: die Geburt Jesu
6. Strophe: fasst das gesamte Heilsgeschehen Christi
bis zu seiner Himmelfahrt zusammen.

Die letzten beiden Strophen sind wiederum gekennzeichnet durch Anrufungen Christi.

Ein weiterer Hymnus zum Morgenlob der Kirche findet sich im Stundenbuch der katholischen Kirche:

Splendor paternae gloriae – Du Abglanz von des Vaters Pracht

von Aurelius Ambrosius (339/40 – 397)

Ad laudes

Splendor paternæ gloriæ,
de luce lucem proferens,
lux lucis et fons luminis,
diem dies illuminans.

Verusque sol, illabere
micans nitore perpeti,
iubarque Sancti Spiritus
infunde nostris sensibus.

Votis vocemus et Patrem,
Patrem perennis gloriæ,
Patrem potentis gratiæ,
culpam releget lubricam.

Informet actus strenuos,
dentem retundat invidi,
casus secundet asperos,
donet gerendi gratiam.

Mentem gubernet et regat
casto fideli corpore;
fides calore ferveat,
fraudis venena nesciat.

Christusque nobis sit cibus,
potusque noster sit fides;
læti bibamus sobriam
ebrietatem Spiritus.

Lætus dies hic transeat;
pudor sit ut diluculum,
fides velut meridies,
crepusculum mens nesciat.

Aurora cursus provehit:
Aurora totus prodeat,
in Patre totus Filius
et totus in Verbo Pater. Amen.

Zum Morgenlob

1. Du Abglanz von des Vaters Pracht,
du bringst aus Licht das Licht hervor,
du Licht vom Licht, des Lichtes Quell,
du Tag, der unsern Tag erhellt.

2. Du wahre Sonne, brich herein,
du Sonne, die nicht untergeht,
und mit des Geistes lichtem Strahl
dring tief in unsrer Sinne Grund.

3. Wir rufen auch den Vater an,
den Vater ew’ger Herrlichkeit,
den Vater, reich an mächt’ger Huld;
Er halte fern, was uns versucht.

4. Er forme uns zu starkem Tun,
er stoße aus den Zahn des Neids,
in harter Lage steh er bei
er schenk‘ des Tragens seinen Dank.

5. Er stärke uns zum guten Werk,
er leite machtvoll unser Tun,
er sei uns Kraft in harter Fron
und lenke uns’ren schwachen Geist.

6. Und Christus werde unser Brot,
und unser Glaube sei uns Trank,
in Freude werde uns zuteil
des Geistes klare Trunkenheit.

7. Froh ziehe dieser Tag vorbei
ehrbar sei er wie Morgenrot
der Glaube wie die Mittagszeit
der Geist kenn‘ keine Dämmerung. 

8. Das Morgenrot steigt höher schon,
wie Morgenrot geh ER uns auf:
in seinem Vater ganz der Sohn
und ganz der Vater in dem Wort. Amen.

Deutsche Übersetzung von: „Splendor paternæ gloriæ“ aus dem Stundenbuch der katholischen Kirche (Strophen 1-3; 5-6;8) – G. M. Ehlert (Strophen 4 u. 7).
Dieser Hymnus hat eine klare Struktur: 8 Strophen mit je 4 Zeilen, jede Zeile = 8 Silben.

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 7. Dez. 2022