Johannes XXIII. – 11. Okt.

Johannes XXIII. – „der gute Papst“

Gedenktag: 11. Oktober

Als Angelo Giuseppe Roncalli am 28. Oktober 1958 zum Papst gewählt wurde, nannte er sich Johannes XXIII. – Mit seinen damals 77 Jahren galt er als Kompromisskandidat und als „Übergangspapst“. – Keiner hätte gedacht, was für einen „Übergang“ er initiiert hat mit der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 – 1965).

Dieser „Bauerssohn“ aus dem Gebiet Bergamo entsprach zu Beginn seines Pontifikats den Vorstellungen vieler nicht.

Johannes XXIII sagte selbst:
„Ich bin kein bedeutender Papst wie mein Vorgänger ((Pius XII));
ich bin kein schöner Papst – seht nur meine Ohren an –
aber ihr werdet es gut bei mir haben.“

Er erhöhte das Gehalt der gering entlohnten Bediensteten (und kürzte zugleich die oberen Gehälter);
er gewann durch seine Menschlichkeit die Herzen vieler und wurde geliebt und verehrt.
Die Menschen nannten ihn liebevoll: „Il papa bouno“ – „der gute Papst“.

Manche sehen in ihm einen „revolutionären“ Papst – andere sagen er sei „ein sturer Kopf“, denn er untersagte dem römischen Klerus ins Kino zu gehen, Stadien zu besuchen oder mit einer Frau in einem Auto zu fahren.

Legendär ist seine Reaktion auf die Frage, warum er ein neues Konzil einberufen wolle – indem er aufstand und das Fenster öffnete und sagte: „Darum, dass frischer Wind in die Kirche hereinkommt.“ – dabei fürchtete er kaum etwas so sehr wie Zugluft.

Wer war dieser Papst Johannes XXIII.?

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Papst Johannes XXIII. – Grafik von G. M. Ehlert, 9. Okt. 2021

I. Vom Bauernsohn – zum Priester (1881 – 1904)

25. November 1881: Geburt von Angelo Giuseppe Roncalli als Drittes von 13 Kindern in Sotto il Monte bei Bergamo in eine bäuerliche Großfamilie geboren. Richtungsweisend für sein Glaubensleben wurde sein Großonkel. Der Gemeindepfarrer erkannte seine Begabung und förderte sie mit privatem Unterricht. 1892 wurde er ins Vorbereitungsseminar auf das Theologiestudium in Bergamo aufgenommen.
1900: Beginn des Studiums der Theologie am römischen Apollinare-Seminar
1901 Einjähriger Militärdienst, den er für seinen jüngeren Bruder ableistete, der den elterlichen Hof übernommen hatte; anschließend Studium in Rom;
18. Dezember 1903 Weihe zum Diakon u. 1904 Promotion zum Dr. Theol.
Am 10. August 1904 empfing er die Priesterweihe in der römischen Kirche Santa Maria in Monte Santo

II. Sekretär des Bischofs von Bergamo (1905 – 1914)

Von 1905 bis 1914 wirkte Roncalli als Sekretär des Diözesanbischofs von Bergamo, Radini Tedeschi, der seinen Blick auf die soziale Situation der Menschen schärfte und er war Professor für Kirchengeschichte

III. Vom Sanitätssoldat – zum Leiter des Päpstlichen Missionswerks in Italien (1915 – 1924)

1915 begann sein Dienst als Sanitätssoldat u. später als Militärseelsorger;
erst im Frühjahr 1919 Entlassung aus dem Militärdienst, anschließend wirkte er als Jugend- u. Studentenpfarrer;
1921 wurde er nach Rom versetzt und mit der Leitung des Päpstlichen Missionswerks in Italien beauftragt.

IV. Apostolischer Visitator in Bulgarien (1925 – 1934)

Am 3. März 1925 wurde Roncalli zum Apostolischer Visitator u. Delegat im Bischofsrang in Bulgarien
ernannt und dafür am 19. März 1925 zum Bischof geweiht. Er ebnete den Weg zum regionalen Dialog zwischen der katholischen und orthodoxen Kirche.

„Gehorsam und Frieden“
(Wahlspruch des Bischofs Roncalli)

V. Apostolischer Delegat in der Türkei u. Griechenland (1934 – 1944)

Am 30. November 1934 erfolgte die Ernennung zum Apostolischen Delegaten für die Türkei u. Griechenland. Hier lernte er den Islam kennen und verhalf während des Zweiten Weltkrieges vielen Juden zur Flucht aus dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Ungarn und aus der Türkei.

VI. Apostolischer Nuntius in Frankreich (1945 – 1952)

Am 22. Dezember 1944 wurde er von Papst Pius XII. als Apostolischer Nuntius nach Frankreich versetzt. Diese schwierige Aufgabe erforderte diplomatisches Geschick, das Roncalli besaß.

VII. Bischof von Venedig (1953 – 1958)

Am 12. Januar 1953 wurde er zum Kardinal erhoben u. drei Tage später zum Erzbischof u. Patriarchen von Venedig ernannt. Nun war er endlich „Pastor“ geworden.

VIII. Papst (1958 – 1963)

Am 28. Oktober 1958 wurde der inzwischen schon 77-jährige Roncalli zum Papst gewählt.
Wegen seines hohen Alters und seiner konservativen Frömmigkeit wurde er in der Presse als „Übergangspapst“ bezeichnet. Er erwies sich jedoch bald als einer, der Mut zu historischen Veränderungen hatte.
Er reformierte die Kurie des Vatikans.
Zur Stärkung der Ökumene gründete er den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen.

Wenn ihm sein hohes Amt zu schaffen machte,
sagte er zu sich selbst:
„Giovanni, nimm dich nicht so wichtig.
Du bist ja nur der Papst!“

Von den Menschen in Rom wurde er liebevoll „il Papa buono“ – „der gute Papst“ genannt; er durchbrach viele Konventionen: er besuchte eine Kinderklinik und ein Gefängnis; verließ als erster der Päpste seit vielen Jahrhunderten Rom zu Pilgerfahrten nach Loretto und Assisi und schaffte viele „alte Zöpfe“ des höfischen Zeremoniels ab.

Am 25. Januar 1959 kündigte er unerwartet die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils an, das schon am 11. Oktober 1962 feierlich eröffnet wurde. Ziel dieses Konzils sollte das „Aggiornamento“ (= die „Verheutigung“) d.h. Aktualisierung des Evangeliums und des kirchlichen Lebens in unsere Zeit hinein sein.

Seine Geheimkontakte zum Kreml und zum amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy sorgten 1962 zu einer Entschärfung in der Kuba-Krise.
In seiner Enzyklika Pacem in terris („Frieden auf Erden“) – gerichtet an alle Menschen guten Willens – hob er die Bedeutung der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen hervor und legte dar, dass der Friede auf Erden nur gesichert werden könne in einer Gesellschaft, in der Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe (= Solidarität) verwirklicht werden.

Am 3. Juni (Pfingstmontag) 1963 starb Papst Johannes XXIII an den Folgen seiner schweren Krebserkrankung im Päpstlichen Gemach im Vatikan, während zeitgleich unten auf dem Petersplatz eine Heilige Messe mit dem Auftrag zu Ende ging: „Ite, missa est!“ = „Geht, Aussendung ist!“

3. September 2000: Seligsprechung von Papst Johannes XXIII. durch Papst Johannes Paul II.
27. April 2014 (= Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit): Heiligsprechung durch Papst Franziskus.

Sein Gedenktag ist nicht sein Todestag, sondern der Tag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1962.

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Der Dekalog der Gelassenheit

von Papst Johannes XXIII. kann auch heute noch eine gute Lebensorientierung geben:

1. Leben

Nur für heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben – ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

2. Sorgfalt

Nur für heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten: Ich werde niemanden kritisieren; ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern… nur mich selbst.

3. Glück

Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin … nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt.

4. Realismus

Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.

5. Lesen

Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

6. Handeln

Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen – und ich werde es niemandem erzählen.

7. Überwinden

Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.

8. Planen

Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.

9. Mut

Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist. Und ich werde an die Güte glauben.

10. Vertrauen

Nur für heute werde ich fest daran glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 10. Okt. 2021