Benedikt – 11. Juli

Benedikt von Nursia und seine Schwester Scholastika

Benedikt – Fest: 11. Juli
Scholastika – Gedenktag: 10. Februar

Benedikt von Nursia zählt zu den großen Heiligen der katholischen Kirche.
Er hat die geistige Erbschaft des antiken Rom durch die Wirren der Völkerwanderung hindurch gerettet und an das entstehende Mittelalter weitergegeben.
Die Kirche ehrt Benedikt als Patriarch des abendländischen Mönchtums und als Patron Europas.
Doch über seine Leben und Wirken wissen wir im Grunde nur aus der Biographie des Heiligen Papst Gregor des Großen, die er um 593 verfasste.

I. Kindheit in Nursia
Benedikt (= der Gesegnete) wurde – wie seine Schwester Scholastika (= die Gelehrte) um das Jahr 480 als Kinder einer Patrizierfamilie in Nursia bei Perugia geboren und von den Eltern liebevoll im Glauben erzogen.

II. Student in Rom
Zum Studium kam Benedikt um die Jahrhundertwende nach Rom, brach seine Studien jedoch bald ab, angewidert von der Oberflächlichkeit und der vorherrschenden Sittenlosigkeit seiner jugendlichen Zeitgenossen in dem seit der Völkerwanderung verwahrlosten Rom. Er verlässt Rom wieder und begab sich in die Einsamkeit der Berge.

Ihm war klar geworden, dass der Sinn des Lebens nicht in Reichtum oder Macht – sei sie kirchlicher oder politischer Art – besteht.

III. Einsiedler bei Subiaco
Er lebte in völliger Armut, bekleidete sich mit Tierfellen. – Ein vertrauter Mönch namens Romanus versorgte ihn – wenn er mit der Glocke läutete – und führte ihn ins mönchische Leben als Anachoret (= Einsiedler) ein.
Als jedoch immer mehr Menschen zu ihm kamen, begab er sich noch tiefer in die Einsamkeit der Sabiner Berge.
Er mied nun ganz den Umgang mit Menschen. Er betete unablässig, aber er besuchte keine Kirche mehr.
Dass dies ein Irrweg war, wurde ihm bewusst, als ein Priester ihn am Osterfest aufsuchte. Das höchste Fest des Kirchenjahres, das Fest der Auferstehung Christi, zu vergessen, das bedeutete ja Gottferne statt Gottesnähe.

Diese Einsicht, dass der einzige angemessene Ort für die Gottsuche die Kirche ist und dass getrennt von der Kirche Christsein nicht gelebt werden kann, ist wohl das entscheidendste Erlebnis in seinem Leben. Auch Anachoretentum kann nur dann Frucht bringen, wenn es eingebunden bleibt in die Kirche, in den Leib Christi.

IV. Klostervorsteher in Vicovaro
Er nahm wieder Kontakt zu den Menschen auf; überwand dämonische Versuchungen sexueller Fantasien durch radikale asketische Maßnahmen.
Fortan galt für ihn „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen“ (RB 4,21).
So gereift, waren nun auch die Voraussetzungen gegeben, anderen Menschen väterlicher Helfer zu sein auf der Suche nach Gott und im Erlernen der Liebe zu Christus.
Viele kamen zu ihm und suchten bei ihm Rat und Hilfe. Auf Drängen der Mönche von Vicovaro wurde er deren Klostervorsteher. Doch sein Bemühen, ihnen eine feste Klosterordnung zu geben, führte zu Ablehnung und zu dem Versuch, ihn zu vergiften.
Als einer der Mönche ihm den Becher mit Wein reichte, segnete Benedikt ihn und der Attentäter ließ erschrocken den Becher fallen. Er zerbrach (und eine Schlange kam hervor), und Benedikt erkannte die böse Absicht und verließ das Kloster und zog sich wieder in die Einsamkeit zurück.

Er zog aus diesem misslungenen Versuch, eine bestehende verwahrloste Klostergemeinschaft zu reformieren, den Schluss, eine neue Klostergemeinschaft zu gründen.

V. Ordensgründer und Abt auf dem Montecassino
Nach einigen Klostergründungen in der Nähe – entschloss sich Benedikt im Jahr 529 auf dem Berg Cassino ein neues Kloster zu gründen.
Da er praktisch veranlagt war, passte er den heidnischen Tempel in der Gegend des heutigen Klosters den Bedürfnissen seiner Anhängerschaft an, indem er ihn in einen Betsaal umwandelte und die übrigen Gebäude als Unterkünfte für die Mönche und Pilger sowie als Arbeitsstätten für die verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten verwendete. Menschen adeliger Herkunft und niedriger Herkunft arbeiteten hierbei Hand in Hand – etwas völlig neues in der Geschichte.
Auch auf dem Gipfel des Berges, wo sich eine heidnische Kultstätte befand, wurde ein kleines Oratorium errichtet, das Johannes dem Täufer geweiht war, wobei das Gelände als Friedhof diente.
Während er das Kloster einrichtete, predigte Benedikt der Bevölkerung der tiefer gelegenen Ebene das Evangelium und setzte sich auf wunderbare Weise für die Bevölkerung ein.

In Montecassino erstand Benedikts wichtigstes Werk, die Abfassung seiner Ordensregel für Mönche, die sog. regula monachorum (= RB). Sie beginnt mit dem Wort „Obsculta“ – „Lausche!“
Erst später kommt es zu der bekannt gewordenen Zusammenfassung dieser Klosterregel in den Worten: „Ora et labora et lege!“ – „Bete und arbeite und lies!“

Insgesamt zeichnet der Heilige Papst Gregor in dem Teil seiner Bendiktsvita über die Jahre in Monte Cassino das Bild eines Abtes, wie der Autor der Regel selbst ihn sich vorstellt. Er ist der treusorgende Hirt der ihm anvertrauten Herde, der weise Lehrer, der „alles Gute und Heilige mehr durch Taten, als durch Worte“ (RB 2,12) zeigt. Er ist der gütige Vater, welcher „Barmherzigkeit vor Recht“ (RB 64,10) übt und allen seinen Söhnen „gleiche Liebe“ (RB 2,22) entgegenbringt. Die liebende Sorge des Hirten, Lehrers und Vaters ließ Benedikt die Regel, jene die Jahrhunderte überdauernde und bis heute nicht veraltete Lebensordnung, schreiben.

Die reiche Erfahrung eines Mannes mit allzeit offenen Augen und hörendem Herzen vereinigt sich darum zu einem ganzheitlichen Entwurf. Als Ziel hat Benedikt immer vor Augen: „ut in omnium glorificetur Deus“ – „damit in allem Gott verherrlicht werde!“

Auch als Herr und Vater der klösterlichen Gemeinschaft in Monte Cassino wusste sich der hl. Benedikt gemeinsam mit seinen Brüdern in Christus, dem eigentlichen Herrn und Vater des Klosters, unterstellt. Er, dem seine Mönche Gehorsam leisteten, blieb selbst immer das Vorbild des Gehorsams, der Mann mit dem hörenden Ohr, der es nicht unterließ, nach der Weisung des Herrn zu fragen und sie in der Tat zu erfüllen. In dieser Haltung des betenden Hinhörens war Benedikt dann auch bereit, sich in seinem Alter noch einmal korrigieren zu lassen.

VI. Benedikt und seine Schwester Scholastika
Scholastika, die (Zwillings- ?) Schwester von Benedikt, wurde schon als Kind Gott geweiht.
Sie lebte im Kloster in Subiaco, dann beim Kloster Montecassino, von wo aus sie einmal im Jahr ihren Bruder besuchte. Sie trafen sich unterhalb des Berges.
Eines Tages besuchte Benedikt wieder seine Schwester; sie bat ihn, einige Tage bei ihr zu bleiben, was er ablehnte, da dies gegen seine Mönchsregel verstoßen hätte.
Da bat Scholastika Gott, er möge ein Unwetter schicken, das Benedikt an der Heimkehr hindere.
Tatsächlich kam das Unwetter, Benedikt musste sich gegen die Befolgung seiner Regel und für die Zuwendung zu seiner Schwester entscheiden. In andächtigen Gesprächen über die Freuden des Himmels verbrachten sie die Nacht und die folgenden drei Tage.

Wie einst der Priester am Ostermorgen auserwähltes Werkzeug Gottes war, so wurde jetzt Scholastika für den Bruder zum Werkzeug Gottes, um ihm zu zeigen, dass seine Regel nicht letztes Gesetz ist, sondern dem Gebot der Liebe unterstellt bleibt. Scholastika vermochte in jener Stunde mehr als ihr Bruder, weil sie einzig von der Liebe bewegt war.

Als Scholastika bald darauf unerwartet starb (am 10. Februar 542), sah Benedikt ihre Seele als weiße Taube gen Himmel fliegen.
Er bestattete sie am Kloster Montecassino in dem Grab, das er für sich vorgesehen hatte.

VII. Benedikts Tod
Benedikt selbst starb der Überlieferung nach am Gründonnerstag, während eines Gebets am Altar der Kirche im Kloster Montecassino, stehend und mit erhobenen Armen; seine Klosterbrüder sahen, wie er von Engeln auf teppichbelegter, lichterfüllter Straße gen Himmel getragen wurde.

Der Todestag Benedikts, der 21. März, gilt seit der Wende vom siebten zum achten Jahrhundert als bezeugt. Als Todesjahr nennt die Tradition das Jahr 547. Der Leichnam des Mönchsvaters wurde neben seiner Schwester Scholastika in dem von ihm errichteten Oratorium Johannes des Täufers bestattet.

Über den Tod hinaus bleibt der hl. Benedikt mit seiner Regel bis heute lebendig als bewährter Helfer auf der Suche nach Gott.

Von Papst Pius XII. wurde Benedikt zum „Vater Europas“ und von Papst Paul VI. im Jahr 1964 zum Schutzpatron des Abendlandes ernannt.
Nach der römischen Kalenderreform 1969 wurde der Gedenktag auf den 11. Juli gelegt (Tag der Übertragung der Gebeine).

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Benedikt mit seiner Schwester Scholastika – Grafik von G. M. Ehlert, 03.06.2019

Quellenhinweis:
Die Ordensregel des Hl. Benedikt (auf Deutsch)
– Das „Buch der Dialoge“ – Band II – von Papst Gregor

 

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 04.06.2019