Johannes Nepomuk – der „Fünf-Sterne-Heilige“
An vielen Brücken ist er zu sehen – der heilige Johannes Nepomuk – der „Brückenheilige“
Fast immer ist er als Priester gekleidet mit Soutane, Rochet, Stola und Birett. –
Manchmal weist ihn auch der kurze Pelzmantel über den Schultern (die sog. Mozetta) als Domherrn aus.
Wer ist dieser Heilige?
Johannes wurde um das Jahr 1350 als Sohn eines Richters Welfin in Pomuk geboren.
Seit dem Jahre 1370 war Nepomuk Notar des erzbischöflichen Gerichtes in Prag.
Im Jahr 1380 wurde er zum Priester geweiht – und tat Dienst als Domherr am Prager Dom.
Nepomuk studierte Kirchenrecht an der Prager Universität und holte sich in Padua das Doktorat im Kirchenrecht. Seit dem Jahre 1389 war er Generalvikar des Erzbischofs Johann von Jenzenstein.
Fast ausnahmslos begegnet uns der hl. Nepomuk als schmächtige Gestalt – ein Hinweis auf seine genügsame Lebensweise und Gebrechlichkeit seines Lebens.
Manchmal ist auch erkennbar, dass sein rechter Fuß auf einem Buch steht – ein Ausdruck dafür, dass Nepomuk sein ganzes Leben auf der Heiligen Schrift gründete.
Sehr oft hält Nepomuk auch ein Kruzifix (ein Kreuz mit der Darstellung des Gekreuzigten) in seiner Hand.
Mitunter scheint der Heilige das Kreuz liebevoll in seinen Armen zu wiegen – wie eine Mutter ihr Kind;
in anderen Darstellungen hält der Heilige das Kreuz hoch zum Himmel – so als wolle er sagen: Ich gehorche Christus, dem Gekreuzigten.
Das Kreuz lenkt unsere Aufmerksamkeit auch auf das Leid, das Nepomuk selber erfahren musste.
Er geriet in seinem Amt als Generalvikar in die politischen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche im 14. Jahrhundert. Bezeugt ist, dass der König Wenzel IV. – ein grausamer Tyrann – den Einflussbereich des Erzbischofs Jenzenstein von Prag einzudämmen versuchte.
Als ihm das aber aufgrund des Widerstandes von Nepomuk nicht gelang, rächte er sich und folterte Nepomuk – schließlich zu Tode. Er wurde durch die Straßen von Prag geschleift und am 20. März 1393 von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt.
Oft hält Nepomuk in seiner Hand einen Palmwedel – ein Zeichen dafür, dass er als Märtyrer für den christlichen Glauben gestorben ist.
Der Sturz von der Brücke ist auch der Grund, dass sich Nepomuk im Laufe der Zeit zum beliebtesten Brückenheiligen entwickelte.
Die Brücke ist auch in einer anderen Hinsicht ein gutes Symbol für ihn, da er eine Brücke zwischen Deutschen und Tschechen ist.
Auf manchen Darstellungen berührt Nepomuk mit den Fingern seine Lippen (oder hält seine eigene Zunge in den Händen).
Dies spielt auf eine Legende an, die 40 Jahre nach dem Todesereignis in Umlauf kam:
„Johannes Nepomuk war als Kind durch den besonderen Schutz der Gottesmutter einer Todesgefahr entrissen worden; zum Dank erzogen ihn seine Eltern für den Dienst Gottes und der Himmelskönigin.
Als Student liebte er die Wissenschaften über allen Vergnügungen und war wie ein heller Stern unter seinen Kollegen.
Als Domherr war Johannes ein unermüdlicher Prediger und Beichtvater und besaß das Vertrauen aller.
Auch Königin Johanna wählte Johannes zu ihrem Beichtvater.
Ihr königlicher Gemahl hegte, weil selbst ein untreuer Gatte, Argwohn gegen seine Frau und wollte von Johannes ihre Beichtgeheimnisse erfahren.
Johannes aber erklärte, er wolle lieber sterben, als das heilige Siegel der Beichte zu brechen. Man warf ihn daraufhin in den Kerker. Er wurde gefoltert und mit Fackeln gebrannt. Erst nach langen Qualen ließ der König Johannes wieder los.
Weiterhin waltete er seines Amtes als Domherr. Aber er sah sein Ende voraus und sagte zum Volke: „Über ein Kleines werdet ihr mich nicht mehr sehen.“
Als Nepomuk dann gezwungen war, in einer gerechten Sache dem König Widerstand zu leisten, ließ ihn dieser kurzerhand erneut foltern und darauf über Nacht in die Moldau werfen.
Gott verherrlichte Johannes daraufhin; ein himmlischer Glanz umstrahlte seinen schwimmenden Leichnam, fünf leuchtende Sterne umgaben sein Haupt und das Volk lief zahlreich herbei. Nepomuks Leichnam wurde aus dem Wasser gezogen und mit großer Ehrfurcht im Veitsdom in Prag beigesetzt.“
Unter all den Kennzeichen, die sich bei Nepomuk-Abbildungen finden lassen, fallen die fünf Sterne um sein Haupt am meisten ins Auge.
Sie gehen auf diese Legende zurück, wonach seinerzeit ein Lichterkranz den Fundort von Nepomuks Leichnam anzeigte.
In der Darstellung der Heiligen der Kirche wird sonst nur die Gottesmutter Maria „mit einem Kranz aus zwölf Sternen um das Haupt“ (vgl. Offb 12,1) dargestellt – als Siegeszeichen Gottes.
Wenn nun auch Nepomuk mit fünf goldenen Sternen geschmückt wird, dann ist dies ein besonderes Zeichen dafür, dass Nepomuk teil hat am Sieg Christi – am ewigen Leben.
- Hl. Johannes Nepomuk – Grafik (c) G. M. Ehlert, 22.03.2018
Besonders seit dem 18. Jahrhundert ist Johannes Nepomuk bei Tschechen und Deutschen ein sehr verehrter Heiliger.
Er wurde im Jahr 1721 selig- und am 19. März 1729 heiliggesprochen.
Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu seiner Verehrung war im Jahr 1683 die Errichtung der Nepomuk-Statue auf der Karlsbrücke. Diese Statue wurde zum Vorbild für fast alle folgenden Nepomukplastiken, die in den folgenden Jahrzehnten die Brücken, Wege, öffentlichen Plätze, Nischen an gewöhnlichen Bürgerhäusern und viele Kirchen in den böhmischen Ländern, aber auch in Österreich und Bayern und darüber hinaus ein sichtbares Zeichen der Verehrung dieses „ Heiligen im Spannungsfeld von Glaube und Politik“ sind.
Gedenktag des Hl. Johannes Nepomuk ist am 16. Mai.
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Stand: 22.03.2018