Der zehnte Tag im siebten Monat:
JOM KIPPUR – der Tag der Versöhnung
= der Tag, an dem Gott dem Volk Israel
die Sünde der Anbetung des Goldenen Kalbes vergeben hat.
(vgl. Ex 33f)
Dieser „Jom ha-Kippur“ = „Tag der Versöhnung“ ist nach dem babylonischen Exil zum höchsten jüdischen Feiertag geworden.
Am 1. Tag im siebten Monat (= Rosch ha-Schana) ertönt der Klang des Schofar.
In den folgenden Tagen ist der Mensch aufgefordert, sich mit allen Menschen auszusöhnen, an denen er sich im Laufe des vergangenen Jahres schuldig geworden ist.
Denn – so die jüdische Glaubensüberzeugung – die Versöhnung mit Gott ist nur möglich, wenn man sich mit den Menschen ausgesöhnt hat.
auch im Vater-unser-Gebet der Christen heißt es:
„und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben (haben) unseren Schuldigern“.
Der Tradition nach werden am jüdischen Neujahrsfest Rosch HaSchana die Namen der Menschen in das himmlische Buch des Lebens („Sefer Chajjim“) eingetragen. Die darauffolgenden „Tage der Reue“ geben letzte Möglichkeiten zur Veränderung. Am Ende des Jom Kippur werden sich die Tore des Himmels wieder schließen und das himmlische Buch des Lebens versiegelt werden. Deshalb wünschen sich Juden zu Jom Kippur „Chatima Towa!“, also eine „Gute Besiegelung“.

Jom Kippur – Grafik von G. M. Ehlert, 09. Sept. 2021
zur Bildlegende: zwei Juden mit weißen Gewändern u. dem Gebetsschal;
der eine bläst das Schofar; / zugleich die Rettung Jonas aus dem Fisch
der andere schlägt sich an die Brust.
Der „Sündenbock“ – beladen mit den Sünden der Menschen –
der hebr. Text ist „Widduj“ – das allg. Sündenbekenntnis;
oben neben dem „Weltenrichter“ –
der hebr. Text ist „Schlosch Esrej Midot“ = „Dreizehn Eigenschaften Gottes„
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Am zehnten Tag im siebten Monat (= Jom Kippur) soll der Mensch einmal im Jahr „engelgleich“ leben, d.h. der jüdische Gläubige trägt an diesem Tag einen weißen Kittel als Zeichen der Reinheit und
befolgt die fünf besonderen Festtagsgebote („Mizwot“):
1. er lebt an diesem Tag ohne Speise und Trank (daher soll er am Vorbereitungstag bis zum Sonnenuntergang gut gegessen und getrunken haben).
2. er lebt an diesem Tag ohne sich den Körper zu waschen oder zu pflegen
3. er verzichtet auf Cremes und andere Kosmetika
4. er trägt keine Lederschuhe
und 5. verzichtet auf sexuelle Tätigkeiten.
Ziel ist die Rückkehr zu Gott, die durch Gebet mit Sündenbekenntnis geprägt ist.
Er hält die fünf besonderen Gebetsgottesdienste:
1. Das Abendgebet (Maariv) mit seinem feierlich gesungenen „Kol Nidrei“, d.h. der Entpflichtung von den Gelübden am Vorabend des Jom Kippur;
2. Das morgendliche Gebet (Schacharit) mit Schriftlesungen;
3. Den Gottesdienst am Vormittag (Mussaf) mit der Toralesung von den Gottesdiensten zu Jom Kippur im heiligen Tempel von Jerusalem. Zur Zeit des Jerusalemer Tempels baten die Israeliten Gott bei der jährlichen Feier dieses Tages um Vergebung für alle Sünden. Ein Ziegenbock wurde sinnbildlich mit den Verfehlungen des Volkes beladen und in die Wüste geschickt (Lev 16) – daher kommt die Bezeichnung vom „Sündenbock“.
4. Der Nachmittagsgottesdienst (Mincha) mit der Lesung des Buches Jona;
5. Das Abendgebet (Ne’ila), der Höhepunkt der Festgottesdienste mit dem „Versiegelungsgebet“.
Dieses Abendgebet endet nach Sonnenuntergang mit dem Sch‘ma Jisrael, der siebenmaligen Bekräftigung „Der Ewige ist Gott“ und einem langen Schofarton.
Das Hauptgebot des Tages ist „Widduj“ – das allgemeine Sündenbekenntnis in alphabetischer Reihenfolge.
Widduj wird während dieses heiligen Tages 10 Mal gesagt.
An das Abendgebet schließt sich die Hawdalah-Zeremonie zur Verabschiedung vom „Schabbat der Schabbate“ mit Wein, geflochtener Kerze und Gewürzen an. Jom Kippur endet so mit einer fröhlichen Note im Vertrauen darauf, dass Gott auch in diesem Jahr mit den Menschen Erbarmen hat, wie es in den „Dreizehn Eigenschaften Gottes„ (Ex 34,6-7) zum Ausdruck kommt.
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Im christlichen Glauben gibt es auch besondere „Buß- und Bettage“.
Das Thema der Versöhnung mit Gott ist auch der zentrale Inhalt des Sakraments der Beichte (= Bekenntnis und Lossprechung der Sünden), das im Laufe eines Jahres in der katholischen Kirche immer wieder empfangen werden kann.
Eine endgültige Vollendung bei Gott – das Durchschreiten der Himmelstür – geschieht nach christlichem Glauben bei der Wiederkunft Christi und dem „Jüngsten Gericht“ am Ende der irdischen Zeit.
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Links
zu jüdischen Festen: –> „7 + 1 Feste des HERRN„
a) „Frühjahrsfeste“
– Pessach (Auszug aus Ägypten) = 14. Nisan
– Mazzot (Woche der ungesäuerten Brote) = 15.-21. Nisan
– Habikkurim (Tag der Erstlingsfrüchte) = Tag nach dem Sabbat nach dem 15. Nisan
– Schawuot (Pfingsten – Gabe der Tora) = 6. Sivan
b) „Herbstfeste“
– Rosch ha-Schana (Neujahrsfest) = 1. Tischri
– Jom Kippur (Versöhnungsfest) = 10. Tischri
– Sukkot (Laubhüttenfest) = 15-21. Tischri
– Schimri azaret (Fest der Torafreude) –= 22. Tischri
c) Weitere jüdische Feste:
– Purim = 14. Adar
– Chanukka (Lichterfest zur Einweihung des 2. Tempels) = 25. Kislev (8 Tage lang)
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- Festtagslesung an Jom Kippur: Jona
- Propheten-Lesung im Morgengebet: Jes 57,14-21 u. 58,1-14: Aufruf zu einem gerechten Fasten u. zur Sabbatheiligung
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