Der erste Brief des Petrus
ist der 2. der sieben sog. „Katholischen Briefe“ im Neuen Testament.
1. Wer ist der Autor?
Für die Glaubwürdigkeit als christliches Glaubenszeugnis steht „Petrus, Apostel Jesu Christi“ (1 Petr 1a)
Der Verfasser ist Simon – von Jesus genannt „Kephas“, d.h. Petrus = Fels war einer der „Säulen“ der Jerusalemer Urgemeinde, wirkte in Antiochien (als Bischof) und kam schließlich nach Rom.
Er versteht sich selbst als Apostel = Abgesandter Jesu Christi.
Für den Inhalt, insbesondere die teilweise mit den Paulusbriefen verwandte Denk- und Schreibweise ist mitverantwortlich Silvanis (griechisch Silas) – sein „Sekretär“ (1 Petr 5,12)
2. Wem gilt das Sendschreiben?
Die ursprünglichen Adressaten des 1. Petrusbriefes sind die „erwählten Fremden in der Diaspora“ (1 Petr 1b) – d.h. kleinen christlichen Gruppen/ Gemeinden aus (Judenchristen und) Heidenchristen (vgl. 1,14.18; 2,10; 4,3) in der Zerstreuung;
in fünf römischen Provinzen: „in Pontus, Galatien, Kappadokien, (der Provinz) Asia und Bithynien“ (1 Petr 1b) = alle 5 sind Regionen in der heutigen nordwestlichen Türkei.
3. Wann und wo erfolgte das Sendschreiben?
Die Auffassungen über die Abfassungszeit dieses Schreibens sind unterschiedlich. Einige, welche nicht von einer Autorenschaft des Simon Petrus ausgehen, setzten die Entstehung „Es grüßen euch die Mit-auserwählten in Babylon und Markus, mein Sohn“ (1 Petr 5,13)
Dieser Gruß weist auf einen Aufenthalt des Verfassers in „Babylon“ = Deckname für das heidnische Rom hin. Das Schreiben entstand wohl in der Zeit zwischen 62 und 64 n. Chr., in der Petrus unter der Herrschaft Neros im Gefängnis in Rom war. Nach den Berichten der Kirchenväter starb Petrus den Märtyrertod während der Verfolgung durch den römischen Kaiser Nero: Die Verfolgung unter Nero begann im Jahr 64 n.Chr.
4. Was war der Anlass für dieses Sendschreiben?
Die Empfänger des Briefes befanden sich in einer schwierigen Situation. Sie wurden von der Gesellschaft diskriminiert, weil sie Christen waren. Dies zeigte sich durch verbale Aggressionen der Bevölkerung und grundloser Anklagen vor Gericht (2,12; 3,14; 4,12). Dazu muss man wissen, dass ein wesentliches Lebensprinzip der damaligen hellenistischen Gesellschaft darin bestand, tolerant zu sein und sich gegenseitig anzunehmen, insbesondere auf religiösem und sittlichem Gebiet. Aus Dokumenten der da-maligen Zeit wird deutlich, dass den Christen aufgrund ihrer Weigerung, sich den Sitten anzupassen (Nonkonformismus) „Hass gegen das Menschengeschlecht“ vorgeworfen wurde. Die staatliche Obrigkeit ordnete zunächst zwar kein Aufspüren der Christen an, aber wenn eine Klage eingereicht wurde, musste sie gerichtlich verfolgt werden. Die Christen waren zu dieser Zeit also schon deshalb verdächtig, weil sie Christen waren.
5. Wie ist die Sendschreiben strukturiert?
Die Einteilung dieses allgemeinen Sendschreibens ist nicht einfach, da Petrus – dem hebräischen Denken entsprechend – einzelne Gedanken an anderer Stelle wiederholt.
Ein erster Hinweis auf die Struktur dieses Schreibens ergibt sich aus der Einleitung:
„von Gott, dem Vater, von jeher ausersehen (I.)
und durch den Geist geheiligt (II.)
um gehorsam zu sein (III.)
und besprengt zu werden mit dem Blut Jesu Christi (IV.)
Gnade sei mit euch… (V.) (1 Petr 1,2)
Bei dem Aufbau seines Briefes orientiert sich der Judenchrist Petrus an den fünf Büchern der Weisungen Gottes – der Tora,
die folgende Schwerpunkte haben:
I. Schöpfung (Buch Genesis)
II. Befreiung ( Buch Exodus)
III. Kult (Buch Levitikus)
IV. Prüfungen in der Wüste (Buch Numeri)
V. Vermächtnis des Mose (Buch Deuteronomium).
Daraus ergibt sich folgender Aufbau des 1. Petrusbriefes:
I. Das Heil – den Menschen geschenkt in Jesus Christus (1,3-12)
II. Die Geheiligten – berufen zum neuen Gottesvolk (1,13 – 2,10)
III. Die Heiligung des Lebens – in Familie und Gesellschaft (2,11 – 3,12)
IV. Konsequenzen heiligmäßigen Lebens – Teilhabe am Leiden Christi (3,13 – 4,11)
V. Kennzeichen heiligen Lebens – Demut und Ausdauer im Blick auf die künftige Vollendung (4,12 – 5,4).
6. Was sind die thematischen Schwerpunkte dieses Schreibens?
Das Hauptthema des Briefes ist das den Christen von Gott geschenkte Heil und das heilige Leben.
Es ist spannend, ein Christ zu sein. Das das christliche Leben steht in dieser Welt in einer 3-fachen Spannung:
a) zwischen „jetzt schon“ = erfüllte Verheißung und „noch nicht“ = noch ausstehende Verheißung Gottes;
b) zwischen Leiden = Teilhabe an Jesu Passion und Hoffnung auf Herrlichkeit bei der Wiederkunft Christi;
c) zwischen Gast sein auf Erden und schon die wahre Heimat haben im Himmel.
Diese 3-fache Spannung zeigt der 1. Petrusbrief in folgenden Gegenüberstellungen auf:
1 Vergangenheit: erfüllte Verheißung – Taufe –> 4 Zukunft: Hoffnung auf Vollendung –
2 Leiden in dieser Zeit – sich unterordnen –> 5 Wiederkunft Christi – Herrlichkeit
3 Leben als Fremdling / Gast in dieser Welt –> 6 zuhause sein bei Gott – Himmel
In der Mitte steht die Passion Christi bis zur Lebenshingabe für uns am Kreuz:
„Durch seine Wunden sind wir geheilt!“ (1 Petr 2,24)
Die Kraft, um diese Spannungen auszuhalten und zu gestalten gibt der Heilige Geist.
7 Was ist der Zweck/ das Ziel ist dieses Schreibens?
In dieser spannungsvollen Situation ermutigt Petrus seine Leser trotz Anfechtung (1,6) und Leiden (4,1) zur Standhaftigkeit im Glauben (5,12). Er ermahnt sie, als Heilige in einer unheiligen Umgebung sich nicht anzupassen, sondern als glaubwürdige Zeugen Christi zu leben (1,14-15; 2,11).
8. Was ist für uns und unsere Zeit wichtig?
Wie können wir in unserer Gesellschaft als Christen überzeugend leben?
Was macht einen heiligen Lebensstil aus, ohne komisch und weltfremd zu wirken?
Wie können wir die Schönheit und den Anspruch des Evangeliums glaubwürdig bezeugen?
- der Text von 1 Petr 1,1 – 5,14 in einer Übersetzung von G. M. Ehlert ist in Bearbeitung
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Eine Grafik zum Ersten Brief des Petrus:

1. Petrusbrief – Grafik von G. M. Ehlert, Mai 2023
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Links:
- Lebendige Steine – 1 Petr 2,4-5 (Bild u. Gedanken)
- Christushymnus – 1 Petr 2,21-25 (Bild u. Studienübersetzung)
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Stand: 17. Mai 2023