Markus – Evangelist
Fest am 25. April
Dem „Evangelium nach Markus“ (so die Bezeichnung seit dem 2. Jahrhundert) verdanken wir die kürzeste und wohl älteste zusammenhängende Lebensbeschreibung Jesu Christi. In Form und Stil einer Vita ähnlich, wie sie sonst bedeutenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gewidmet ist, beschreibt der Verfasser des „Markusevangeliums“ das Leben Jesu von seiner Taufe im Jordan bis zum Tod am Kreuz und dem Entsetzen der Frauen als sie am Ostermorgen das leere Grab Jesu entdeckten (Mk 16,8).
Wer ist der Verfasser des Evangelium nach „Markus“?
Markus (röm. = „dem Kriegsgott Mars geweiht“) hat vielleicht Jesus selbst gekannt. Denn nur in diesem Evangelium ist bei der Gefangennahme Jesu im Garten Getsemani von einem jungen Mann die Rede, der gerade noch nackt fliehen kann (Mk 14,51) – Vermutlich ist dies eine autobiografische Notiz des Verfassers dieses Evangeliums.
Die kirchliche Tradition identifiziert den Verfasser des Evangeliums mit dieser Person. Im Haus seiner Mutter Maria versammelte sich die Urgemeinde von Jerusalem (Apg 12,12).
Johannes Markus, wie er eigentlich heißt, wurde nach Auskunft der Apostelgeschichte von Barnabas und Paulus auf die erste Missionsreise (im Jahr 47 n. Chr.) mitgenommen (Apg 13,5ff; Kol 4,10), kehrte aber in Perge in Pamphylien um. Zur zweiten Missionsreise (von 49 – 52 n. Chr.) wollte Barnabas Markus wieder mitnehmen, aber Paulus weigerte sich und wählte Silas zum Gefährten, während Barnabas mit Markus nach Zypern fuhr (Apg 15,37). Zwei Notizen im Kolosserbrief (Kol 4,10) u. im 2. Timotheusbrief (2 Tim 4,11) deuten darauf hin, dass später wieder ein gutes Verhältnis zwischen Paulus und Markus besteht, der während der ersten (u. zweiten) Gefangenschaft des Apostels bei Paulus in Rom weilte.

Evangelist Markus mit Petrus oder Paulus in Rom – Grafik von G. M. Ehlert
Eine enge Beziehung soll Markus auch zum Apostel Petrus gehabt haben. Im 1. Petrusbrief wird er „Sohn“ genannt (1 Petr 5,13). War er ein „bekehrter Heide“? Wahrscheinlich hat er für Petrus, der kaum griechische Sprachkenntnisse besaß, als dessen Dolmetscher gewirkt.
Aus den Schriften des Kirchenvaters Papias von Hierapolis (+163 n. Chr.) geht hervor, dass es der Evangelist Markus war, der mit Petrus in Rom zusammen war.
Die Kirchenväter Eusebius, Hieronymus und Epiphanius berichten, dass Markus in den 40er oder 50er Jahren Gründer der Gemeinde in Alexandria in Ägypten war. Vielleicht bekam er dort Kenntnis von der im Jahr 40 n. Chr. sich verbreiteten Nachricht, dass Kaiser Caligula die Umwandlung des jüdischen Tempels in Jerusalem in ein Zentrum des Kaiserkults in Auftrag gegeben habe. Eventuell ist schon in dieser Zeit das Evangelium „nach Markus“ verfasst worden. Besonders ein Vers aus der Endzeitrede Jesu in Mk 13,14 könnte so verstanden werden: „Wenn ihr aber sehen möget, das Gräuel der Verwüstung (= röm. Götterstatue) – hingestellt, wo es nicht erlaubt ist (= im Tempel in Jerusalem) – der Lesende verstehe! – darauf – ihr (Bewohner) von Judäa entfliehet! in die Berge…“
So liegt es nahe, dass das Evangelium nach Markus zwischen den 40er Jahren und den 60er Jahren entstanden ist.
Vermutlich in der Zeit nach dem Beginn des jüdischen Aufstandes (66 n. Chr.) und vor der Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer. Mit seinem Evangelium positioniert sich Markus klar gegen die römische Mehrheitsmeinung: Nicht der brutale und sich selbst darstellende Kaiser, sondern Jesus von Nazareth ist der wahre Herr. Im Reich Gottes zählen nicht Macht, Rang und Ansehen, sondern der Dienst. Dies müssen auch die Jünger Jesu immer wieder neu lernen.
Die koptische Kirche sieht Markus als ihren ersten Papst an. Quellen aus dem vierten Jahrhundert berichten vom Märtyrertod des Markus in Alexandria am 25. April des Jahres 68. Seine Reliquien kamen im 9. Jahrhundert nach Venedig, wo ihm mit dem Markusdom die Hauptkirche geweiht ist.
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Festtagsevangelium: Mk 16,15-20: letzte Aufträge – Himmelfahrt – Beginn der Mission
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Kommentar zum Evangelium (Mk 16,15-20)
aus einer Schrift des Heiligen Ireneus von Lyon im 2. Jh.:
(…)
Nachdem nämlich auferstanden ist unser Herr von den Toten und sie durch das Kommen des Heiligen Geistes mit der Kraft aus der Höhe ausgestattet waren, wurden sie in jeder Hinsicht erfüllt und hatten die vollkommene Erkenntnis; sie gingen heraus bis zu den Enden der Erde; verkündeten die gute Nachricht, die von Gott zu uns kommt, und machten die Menschen mit dem Frieden des Himmels bekannt, sie, die allesamt und jeder einzelne von ihnen, die das Evangelium Gottes (in sich) haben.
So hat Matthäus bei den Hebräern eine in deren Landessprache geschriebene Fassung des Evangeliums veröffentlicht als Petrus und Paulus Rom evangelisierten, und dort die Kirche gründeten.
Nach ihrem Tod aber hat uns Markus, der Schüler und Übersetzer des Petrus, dessen Verkündigungen ebenfalls schriftlich überliefert.
Und Lukas, der Begleiter des Paulus, hat seinerseits – auf dessen Verkündigung hin – in einem Buch das Evangelium niedergeschrieben.
Schließlich hat auch Johannes, der Schüler des Herrn, derselbe, der an seiner Brust ruhte, das Evangelium aufgezeichnet während seines Aufenthalts in Ephesus in Asien.
Markus, der Übersetzer und Begleiter des Petrus, hat die Niederschrift seines von ihm verfassten Evangeliums so begonnen:
„Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.
Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja:
Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, er soll den Weg für dich bahnen.“
(…)
Markus sagt deutlich, dass der Anfang des Evangeliums die Stimmen der heiligen Propheten seinen, und den, welchen sie als Herrn und Gott bekannt haben, weist er nach als den Vater unseres Herrn Jesus Christus.
(…)
Am Ende seines Evangeliums aber sagt Markus:
„Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“ (Mk 16,19)
Das ist die Bestätigung des Prophetenwortes:
„So spricht der HERR zu meinem Herrn, setze dich mir zur Rechten
und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.“ (Ps 109,1)
Irenäus von Lyon (* um 130 – + um 208), Bischof, Kirchenlehrer und Märtyrer
Gegen die Häresien, 3. Buch, 1,1.10,6
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siehe auch: Evangelist Markus – eine Power-Point-Präsentation von G. M. Ehlert
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