Chanukka – Lichterfest

Chanukka – jüdisches Tempelweih- und Lichterfest

Chanukka heißt „Einweihung/ Hingabe“ und meint das jüdische Fest in Erinnerung der Einweihung des Altars im 2. Jerusalemer Tempel nach dessen Wiederherstellung im Jahr 164 v. Chr. Es wird in jedem Jahr vom 25. Kislev an 8 Tage lang gefeiert.

Geschichtlicher Hintergrund

Das jüdische Volk war unter dem Herrscher Alexander des Großen im 4. Jh. v. Chr. in hellenistischen Einflussbereich geraten. Unter der Seleukidenherrschaft geriet das jüdische Volk in starke Bedrängnis. König Antiochus Epiphanes IV. verschärfte die Hellenisierungspolitik; er machte 167 v. Chr. den Tempel Gottes zu einem hellenistischen Heiligtum und verbot die Beschneidung und jüdische Religionsausübung.
Ein Aufstand der Makkabäer unter Führung des Priesters Mattatias (167-164 v. Chr.) führte zur Rückeroberung des Tempels, der nach der Reinigung am 25. Kislew (164 v. Chr.) feierlich wieder eingeweiht wurde.
Davon berichten das erste und das zweite Buch der Makkabäer, die als griechische Schriften nicht zum Kanon der jüdischen Bibel gehören, jedoch Bestandteil der katholischen und orthodoxen Bibelausgaben sind. (1 Makk 4,51-54; 2 Makk 10,1-8)

Tempelweih- und Lichterfest

Das Chanukkafest erinnert an die Altarweihe des 2. Tempels und der nun wieder möglich gewordenen Fortführung des jüdischen Opferkultes.
Erst der Babylonische Talmud (2. Jh. n. Chr.) berichtet von einem Ölwunder, das zur Grundlage des Lichterfestes geworden ist.
Eine zentrale Rolle im Tempel spielte „Chanukka“ – ein „ewiges Licht“ im Tempel. Doch zum Zeitpunkt der Wiedereinweihung war nur noch so wenig koscheres (geweihtes) Öl vorhanden, dass es für einen Tag gereicht hätte. Die Herstellung neuen Öls für den Tempel dauerte jedoch acht Tage. Da geschah das Wunderbare: das „ewige Licht“ brannte so lange, bis wieder ausreichend koscheres Öl vorhanden war. Daher wird dieses Fest Chanukka 8 Tage lang gefeiert. (siehe Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 21)

Nach der Zerstörung des 2. Tempels in Jerusalem im Jahr 68 n. Chr. bis in die Neuzeit hat das Chanukkafest keine große Aufmerksamkeit gefunden.
Mit Beginn der jüdischen Nationalbewegung im 19. Jh. wurden jedoch die Makkabäer wieder wichtige Identifikationsfiguren – daher wurde die Wiedereinweihung des Tempels bei diesem Fest hervorgehoben.
Heute ist Chanukka bei jüdischen Gläubigen ein Fest der Selbstbehauptung, die nur durch Stolz auf die eigene Kultur und durch Bewahrung der Traditionen erreicht werden kann. Als Lichterfest zieht die Botschaft des zunehmenden Lichts, das Zuversicht und Hoffnung in einer Zeit der Dunkelheit vermittelt, auch in unserer Zeit viele an.

Der Chanukkia-Leuchter

Das äußere Merkmal dieses 8-tägigen Festes im Kreis der Familie ist das abendliche Entzünden jeweils einer weiteren Kerze am 8-armigen Chanukkia-Leuchter, der in das Fenster zur Straßenseite hin aufgestellt wird, damit dieses Hoffnungslicht allen Menschen leuchtet. 
Der Chanukkia-Leuchter hat in der Mitte einen 9. Arm mit einer besonderen Kerze: „Schamasch“ = Diener genannt, mit der die anderen Lichter entzündet werden, verbunden mit einem Segensgebet und Liedern.

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Chanukka – jüdisches Lichterfest, Grafik von G. M. Ehlert, 28. Nov. 2021

Feier der 8 Chanukka-Tage

Die 8 Chanukkatage sind eine Zeit freudiger Zusammenkünfte, gemeinsamer Erinnerungen an die Vergangenheit und neuer Hoffnung für die Zukunft.
Verschiedene Elemente des christlichen Weihnachtsfestes z.B. Geschenke für die Kinder wurden im Laufe der Jahrhunderte übernommen.

Trendel (hebr. = „Swiwon“) ist ein typisches Spiel dieses Festes. Auf diesem Kreisel mit vier Seitenflächen stehen die Anfangsbuchstaben des hebräischen Satzes: „Ness Gadol Hajah Scham“ = „Ein Zeichen – ein großes – ist geschehen – da (= damals/ dort)“
Man dreht den Kreisel – fällt er auf das N, dann heißt das „Nichts“ und man darf den Einsatz aller nicht nehmen, bei G nimmt man das Ganze, bei H die Hälfte und bei Sch „stellt man ein“, d.h. man muss einen zusätzlichen Einsatz in die Mitte legen.
„Die Tradition des Kreiselspiels geht zurück auf das Verbot der Seleukiden, den jüdischen Glauben auszuüben. In den … Talmudschulen wurden die Heiligen Schriften dennoch studiert, bei einer Razzia oder beim Vorbeigehen einer Patrouille hat man sie versteckt und die Kreisel zum Spielen herausgeholt, damit jene nicht merken, was die jüdische Gruppe in Wirklichkeit tut.“ (Paul Spiegel)

Auch in Öl frittierte Speisen sind ein Kennzeichen dieses Festes; besonders Krapfen u. Latkes (Kartoffelpuffer), die an das Ölwunder im Tempel erinnern.

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„Lichtimpulse“ – Chanukka und Weihnachten

Impulse aus dem 8-tägigen Chanukkafest der Juden
und der Adventszeit – insbesondere der letzten 8 Tage vor Weihnachten (mit ihren O-Antiphonen)

Das 8-tägige jüdische Chanukkafest vom 25. Kislev an
und die 8 Tage (17. bis 24. Dezember) vor dem christlichen Weihnachtsfest
haben manches gemeinsam:
beide Zeiten fallen in die dunkle Jahreszeit des Winters. Bei beiden spielt das Entzünden des Lichtes eine besondere Rolle.

Gläubige Juden erwarten die Wiedereinweihung des Tempels, und feiern, dass in der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott unser Leben und das Leben in unserer Welt hell werden kann.
1. Gott beschützt sein Volk
2. Gott möchte seinen Tempel wiederherstellen
3. Wir dienen einem Gott der Wunder
4. Chanukka ist ein Fest der Lichter – ein Hoffnungsfest.

Gläubige Christen bereiten sich auf das Geburtsfest Jesu, des menschgewordenen Sohnes Gottes vor, der sich selbst als den „Tempel Gottes“ und als das „wahre Licht der Welt“ bezeichnet hat.

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Chanukka u. Weihnachten; Grafik von G. M. Ehlert, 2016

Bildlegende:

  • Ein 6-zackiger Davidstern –
    für den Messias aus dem Hause David;
  • Ein 8-armiger Chanukkialeuchter –
    Hinweis auf das jüdische Tempelweihfest;
    Jesus versteht sich selbst als der neue „Tempel Gottes“ (vgl. Joh 2,19.21)
  • ein „rotes Kreuz“ –
    Zeichen für das Erlösungswerk Christi;
  • eine leuchtende Krone –
    an der Stelle, wo beim Chanukkialeuchter der Platz der 9. Kerze („Schammasch“ – „Diener“) ist
    für den König des Friedens, der zum „Diener“ aller geworden ist;
  • in der Mitte Weihnachten:
    Maria und Josef und…
    anstelle des Kindes in der Krippe –
  • die neunte Kerze – der „Diener“ – zum Entzünden der übrigen 8 Lichter:

Christus – „das wahre Licht,
das jeden Menschen erleuchtet,
kam in die Welt…“
(Joh 1,9)

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Links
zu jüdischen Festen: –> „7 + 1 Feste des HERRN

a) „Frühjahrsfeste“
– Pessach (Auszug aus Ägypten) = 14. Nisan
– Mazzot (Woche der ungesäuerten Brote) = 15.-21. Nisan
– Habikkurim (Tag der Erstlingsfrüchte) = Tag nach dem Sabbat nach dem 15. Nisan
– Schawuot (Pfingsten – Gabe der Tora) = 6. Sivan

b) „Herbstfeste“
– Rosch ha-Schana (Neujahrsfest) = 1. Tischri
– Jom Kippur (Versöhnungsfest) = 10. Tischri
– Sukkot (Laubhüttenfest) = 15-21. Tischri
– Schimri azaret (Fest der Torafreude) = 22. Tischri

c) Weitere jüdische Feste:
– Purim = 14. Adar
– Chanukka (Lichterfest zur Einweihung des 2. Tempels) = 25. Kislev (8 Tage lang)

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

Stand: 28. Nov. 2021