1. Brief an die Thessalonicher

Der 1. Brief an die Thessalonicher 

Der erste Brief an die Gemeinde in Thessaloniki ist der älteste uns erhaltene Brief des Apostels Paulus.

Autor: „Paulus, Silvanus und Timotheus“ (1 Thess 1,1a)
Die Autorenschaft des Apostels Paulus ist nie ernsthaft umstritten gewesen. Ob Silvanus und Timotheus den Brief mit verfasst haben bleibt jedoch offen.

Adressaten: „An die Kirche in Thessaloniki…“ (1 Thess 1,1b)
Empfänger dieses Schreibens ist die Gemeinde in Thessaloniki, die von Paulus auf seiner zweiten Missionsreise gegründet wurde. Thessaloniki war zur Zeit des Paulus Hauptstadt der kaiserlichen Provinz Mazedonien und Sitz des Prokonsuls. Von der Mission des Paulus dort – nachdem er Philippi verlassen musste – berichtet die Apostelgeschichte:

„Auf dem Weg über Amphipolis und Apollonia (= die antike Via Egnatia von Konstantinopel nach Rom) kamen sie (= Paulus und sein Begleiter Silas) nach Thessalonich. Dort hatten die Juden eine Synagoge. Nach seiner Gewohnheit ging Paulus zu ihnen und redete an drei Sabbaten zu ihnen, wobei er von den Schriften ausging. Er legte sie ihnen aus und erklärte, dass der Christus leiden und von den toten auferstehen musste. Und er sagte: Jesus, den ich euch verkünde, ist dieser Christus. Einige von ihnen ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, außerdem eine große Schar gottesfürchtiger Griechen, darunter nicht wenig Frauen aus vornehmen Kreisen.
Die Juden wurden eifersüchtig, holten sich einige nichtsnutzige Männer, die sich auf dem Markt herumtrieben, wiegelten mit ihrer Hilfe das Volk auf und brachten die Stadt in Aufruhr. Sie zogen zum Haus des Jason und wollten die beiden vor das Volk führen. Sie fanden sie aber nicht…

Die Brüder schickten noch in der Nacht Paulus und Silas weiter nach Beröa. Nach ihrer Ankunft gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese waren vornehmer gesinnt als die in Thessalonich; mit großer Bereitschaft nahmen sie das Wort auf und forschten Tag für Tag in den Schriften nach, ob sich dies wirklich so verhielte. Viele von ihnen wurden gläubig und ebenso nicht wenige der vornehmen griechischen Frauen und Männer. als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, dass Paulus auch in Beröa das Wort Gottes verkündete, kamen sie dorthin, um das Volk aufzuwiegeln und aufzuhetzen. Da schickten die Brüder Paulus sogleich weg zum Meer hinunter. Silas und Timotheus aber blieben zurück. Die Begleiter des Paulus brachten ihn nach Athen.“ (Apg 17,1-6a.10-14).

Die christliche Gemeinde in Thessaloniki bestand demnach aus wenigen Judenchristen, in der Mehrheit jedoch aus Heidenchristen. Das Wirken des Apostels Paulus dort wird sicher länger als drei Wochen gewesen sein, auch wenn er nach drei Sabbaten „Predigtverbot“ bekam. Vermutlich wirkte er dort bis zu einem halben Jahr, dies legt auch der Hinweis in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi nahe, die ihn „mehrmals“ finanziell unterstützt hat – auch dort. (Phil 4,16).

Abfassungszeit:
Von Athen aus schickte Paulus Timotheus (erneut) nach Thessaloniki, um erkunden zu lassen, wie es der Gemeinde nach dem plötzlichen Abbruch seiner Mission ergangen ist. Er selbst zog enttäuscht aus Athen weiter in die große Hafenstadt Korinth. Dieser Brief wurde vermutlich zu Beginn des 18-monatigen Aufenthalts von Paulus in Korinth geschrieben, nachdem Timotheus wieder zu ihm zurückgekehrt war. Das wird etwa 50 n. Chr. gewesen sein.

Situation:
Paulus wollte schon von Athen aus die abgebrochene Missionsarbeit weiterführen (vgl. 1 Thess 2,18). Nach der Rückkehr von Timotheus ist Paulus zum einen beruhigt, da sich das Leben aus dem Glauben in Thessaloniki gefestigt hat.
Verunsicherungen haben sich jedoch ergeben, weil einige Christen gestorben sind und einige aus der Gemeinde Bedrängnisse von ihren Mitbürgern zu ertragen haben. Auch einigen Verleumdungen will er entgegentreten, dass er nur seinen eigenen materiellen Vorteil suchte (vgl. 2,1-12).

Thema des Schreibens:

In einem ersten Schritt zeigt Paulus seine Dankbarkeit darüber, dass die Gemeinde in Thessaloniki „von Gott erwählt“ ist und aus diesem Glauben ihr Leben gestaltet. In einem zweiten Schritt legt er dar, wie dieses Leben im Blick auf die Wiederkunft Christi (Parusie) in den Haltungen Glaube, Liebe und Hoffnung entfaltet werden soll.

Aufbau des Schreibens:

1 Thess 1.1-5.28

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Wichtige Aussagen dieses Paulusbriefes
Paulus zeigt eine Vorstellung von der Wiederkunft Christi und der endzeitlichen Totenerweckung auf; die Hoffnung der Gemeinde fasst er dabei in das Bild der Gemeinschaft mit Christus, die über den Tod hinaus andauert, ja intensiviert wird. Jeglicher apokalyptischer Terminspekulation erteilt er eine Absage. Aufgabe der Christen angesichts dieser Hoffnung sei es im hier und jetzt „nüchtern und wachsam“ zu sein und in der Haltung von Glaube, Hoffnung und Liebe das Miteinander in der Gemeinde zu gestalten – auch zum Zeugnis für die nichtchristliche Umwelt.

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Eine in Glaube, Liebe und Hoffnung aufblühende Gemeinde – Grafik zum 1. Brief an die Thessalonicher von G. M. Ehlert, Juni 2023

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Im ersten Kapitel des Briefes beschreibt der Apostel Paulus voll Dankbarkeit eine vorbildliche christliche Gemeinde:
1 Thess 1.1-10

Links: 

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 16. Juni 2023