Agnes –
oder: „Die Freiheit der Kinder Gottes“
Gedenktag: 21. Januar
Sie ist der Idealtypus einer jungfräulichen Märtyrerin und wurde schon früh – im 4. Jh. – verehrt: Die heilige Agnes. Der Geschichte der Heiligen liegt wohl der reale Fall einer römischen Adligen zugrunde, die um 245 bis 258 oder von 291 bis 304 in Rom gelebt hat und Opfer der diokletianischen Christenverfolgungen wurde. Schon der Kirchenlehrer Ambrosius erwähnt sie lobend, wie Jacobus de Voragine in der „Legenda aurea“ über Agnes schreibt:
„Tredecimo aetatis suae anno
mortem perdidit
et vitam invenit.“
„In ihrem dreizehnten Lebensjahr
hat sie den Tod zugrunde gerichtet
und ist zum Leben hingelangt.“
„Der mich zuerst erwählte, dem will ich gehören“
– so spricht voller Selbstbewusstsein die junge, wunderschöne Agnes von Rom in ihrem dreizehnten Lebensjahr als der Sohn eines Präfekten um sie warb, um sie zu heiraten.
Sie hebt die fünf Vorzüge ihres „Bräutigams“ hervor:
– seine vornehme Herkunft,
– seine herrliche Ehre,
– seinen überfließenden Reichtum,
– seine Stärke und große Macht,
– sowie seine erhabene Liebe.
„Welcher Adel wäre erhabener,
welche Macht größer,
welcher Anblick schöner,
welche Liebe süßer
und welche Gnade wohlgefälliger?“
Sie beschreibt die fünf Symbole der Liebe, die ihr Verlobter ihr hatte zukommen lassen:
– durch den Ring des Glaubens verpflichtet er sie zur Treue,
– mit vielen verschiedenen Tugenden bekleidet und schmückt er sie
– durch das Blut seiner Passion kennzeichnet er sie,
– durch das Band der Liebe vereint er sie mit sich
– und mit den Schätzen der himmlischen Herrlichkeit beschenkt er sie.
Der junge Verehrer zog sich zurück und litt an gebrochenem Herzen, denn zu einer solchen Liebe war er nicht fähig.
Doch sein Vater, der Präfekt wirbt weiter um sie. Zuerst mit schmeichelnden Worten, dann mit Einschüchterung und schließlich mit Androhung von Gewalt.
Doch sie ist so frei, um freimütig sich zu Christus, ihrem „Bräutigam“ zu bekennen:
„Ich werde weder deinen Göttern opfern,
noch durch die dreckigen Handlungen anderer befleckt werden,
denn meinen Leib bewacht und behütet ein Engel des Herrn.“
Daraufhin ließ der Präfekt sie ausziehen und nackt in ein Bordell führen.
Agnes Ausstrahlung im Freudenhaus
Doch ein Bote Gottes reichte ihr ein strahlend helles Kleid.
So wurde das Bordell zur Gebetsstätte: Jeder, der dem unermesslichen Licht seine Ehre erwies, verließ das Haus reiner, als er beim Eintreten gewesen war. So auch die Gefährten von dem Sohn des Präfekten. Er aber, weil er dem Gott des Lebens nicht seine Ehre erwiesen hatte, wurde er vom Teufel erstickt und hauchte seinen Geist aus.
Daraufhin sprach der Präfekt zu Agnes: Wenn du erreichen kannst, dass er wieder lebendig wird, soll das der Beweis sein, dass du ihn nicht mit magischen Künsten umgebracht hast.
Als sich Agnes mit dieser Bitte ins Gebet vertiefte, wurde der junge Mann wieder zum Leben erweckt und begann, Christus öffentlich zu preisen.
Märtyrertod der Jungfrau
Daraufhin entfachten die Oberpriester der Tempel einen Aufruhr unter der Bevölkerung und forderten ihren Tod wegen ihrer „Hexerei“.
Der Präfekt wollte sie aber freisprechen, nachdem er Zeuge eines so großen Wunders geworden war. Weil er jedoch fürchtete, dafür seinerseits verfolgt zu werden, überließ er die Angelegenheit seinem Stellvertreter und entfernte sich betrübt darüber, dass er sie nicht hatte freilassen können.
Dieser Stellvertreter namens Aspasius befahl nun, Agnes in ein gewaltiges Feuer werfen zu lassen. Der Brandherd brach jedoch in zwei Teile auseinander, sodass das Feuer die gesamte tobende Menge verbrannte, Agnes hingegen kaum versengte.
Daraufhin ordnete Aspasius an, ihr ein Schwert durch die Kehle zu stoßen, um sie zu töten.
Wie Christus, das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde, überwand sie den Tod und ging ins neue Leben hinein – und erschien acht Tage darauf den Angehörigen inmitten eines himmlischen Chores der Jungfrauen.
„In ihrem dreizehnten Lebensjahr
hat sie den Tod zugrunde gerichtet
und ist zum Leben hingelangt.“
Aufgrund ihres Todes wie ein Opferlamm und wegen der Nähe ihres Namens „Agnes“ (= die Reine) zum lateinischen Wort „Agnus“ (= Lamm) wird sie oft zusammen mit diesem Tier dargestellt.

Hl. Agnes – Zeichnung von G. M. Ehlert, 20.01.2019
Agnes sollte öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, doch die Flammen konnten sie nicht verbrennen. Davon singt die Kirche in der Antiphon zum Magnifikat:
„Agnes stand inmitten der Flammen,
breitete ihre Hände aus und betete zum Herrn:
Allmächtiger Gott, dem Anbetung, Verehrung und Ehrfurcht gebührt,
ich preise dich und ehre deinen Namen in alle Ewigkeit.“
Brauchtum:
Jeden 21. Januar werden in der Kirche Sant‘ Agnese fuori le mura in Rom, wo sich ihr Grab befindet, zwei Lämmer gesegnet, aus deren Wolle die Pallien (weiße Wollstreifen, die mit sechs schwarzen Kreuzen bestickt und um die Schulter gelegt werden) für die Erzbischöfe gewoben werden.
Darstellung:
mit ganz langen Haaren, die ihren Körper einhüllen, bei ihrem Martyrium auf dem Scheiterhaufen,
mit einem Lamm, ferner mit einem Palmzweig (= Zeichen für eine Märtyrerin)
Patronin:
der Jungfrauen, Verlobten und Kinder, Vorbild für die Keuschheit
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Stand: 21. Januar 2019