Barbara – als bekennende Christin fremd in einer barbarischen Welt
Die hl. Barbara ist eine im Volk sehr beliebte Heilige.
Sie gilt als Patronin der Bergleute.
Angerufen wird sie vor allem für die Sterbenden und als Trösterin für die Gefangenen.
Barbara werde die Sterbenden sicher an den Thron Gottes führen.
Am Fest der hl. Barbara, am 4. Dezember, stellt man seit alters her Kirschzweige ins Wasser, die dann zu Weihnachten erblühen.- Sie ist eine Botin der Hoffnung in der Adventszeit. Sie möchte auch unser Leben mitten im Winter zur Blüte bringen.
1. Barbara – die Fremde
Das Wort Barbara ist ein lautmalerisches Wort für die Fremden (Barbaren), welche für die damals gebildeten Griechen nur unverständliche Worte und Laute benutzten. „Brabrabrabara“ – Die Hl. Barbara gehört wahrlich nicht unserer „barbarischen“ Welt an, sie stammt von jenseits, von der himmlischen Welt. Sie verweist uns auf das Geheimnis Gottes, der uns immer auch fremd und unverständlich bleiben wird. Und sie gibt uns Mut, das Fremde und Unbekannte in uns selbst anzuschauen und anzunehmen.
2. Barbara: „Kein Mensch ist des anderen Eigentum!“
Zu der Zeit, als Maxentius Kaiser von Rom war, lebte in Nikodemien (heute Izmir bei Istanbul) ein heidnischer Fürst mit Namen Dioskorus, der war jähzornig und grausam, jedoch voll leidenschaftlicher Liebe zu seiner einzigen Tochter, die Barbara genannt wurde. Das Kind war besonders schön und voll scharfsinniger Klugheit. Er ließ seine Tochter jedoch nicht unter die Menschen gehen, damit sie verschont bliebe von der Bosheit der Menschen und allem Leid der Welt. Doch einen Turm mit schönen Kammern ließ er für sie erbauen; darin schloss er sie ein wie sein kostbarstes Eigentum, wenn er auf Reisen ging.
Aber Barbara fühlte diese Gefangenschaft nicht, denn der Vater bestellte ihr weise Lehrer, die mussten sie in allen Künsten und Wissenschaften lehren. In ihrer Einsamkeit sah sie oft sinnend auf zu den Sternen am Himmelszelt, und ihr Herz stellte die Frage nach dem Ursprung der Welt und alles Geschaffenen; die Antworten der heidnischen Lehrer konnten sie nicht befriedigen, und ihr Herz suchte den lebendigen Gott. Sie richtete in einem Brief ihre Fragen an Origenes, der ihr als der gelehrteste Weise von Alexandria genannt war. Durch den Priester Valentinus schickte er ihr schließlich die Antwort. Barbara bezeichnete den Besucher als Arzt, damit ihr Vater den Besuch zuließ und er unterrichtete sie im christlichen Glauben. – Je mehr der Vater die Tochter bewahren und im Turm seiner eigenen Vorstellungen festhalten möchte, desto mehr entreißt sie sich seinem Einfluss, desto selbständiger wird sie. Der Vater, der die Tochter einsperrt, kann nicht verhindern, dass Gott zu ihr kommt und ihren Turm öffnet, ihren engen Horizont weitet. Gott ist es, der sie erkennen lässt: „Kein Mensch ist des anderen Eigentum!“
3. Barbaras Jungfräulichkeit
Da sie nun zur Jungfrau erblüht war, kamen die Königssöhne und hielten um ihre Hand an; denn sie hatten von der Schönheit und Lieblichkeit des verborgenen Königskindes viel Wundersames vernommen.
Dioskorus hätte gern seine Tochter mit einem Prinzen vermählt; denn sein Herz hing an Ehre und Ruhm, doch Barbara lehnte alle Anträge ab: „Zwinge mich nicht dazu, Vater!“.
Darüber ward der Vater zornig und sprach: „Du bist noch jung an Jahren, darum will ich dir Bedenkzeit gewähren; wenn ich aber übers Jahr von meiner Fahrt heimkehre, will ich deine Hochzeit bestellen.“
Weil es ihm aber leid war, dass er so hart gegen sein Kind sein sollte, bestellte er die Handwerker, die sollten in den Turm eine neue Kammer mit zwei Fenstern und mitten innen einen Springbrunnen mit einem großen Wasserbecken einrichten; damit gedachte er, Barbara zu erfreuen und sie seiner väterlichen Liebe zu versichern. Als er solches alles angeordnet hatte, reiste er über Land.
4. Barbara: Ein Taufbad im Turm und drei Fenster für Gott Vater, Sohn u. Hl. Geist
Da nun der Vater ferne war, bat Barbara die Bauleute, sie möchten doch ein drittes Fenster in die Mauer brechen, denn sie dachte: „So Gott will, soll dies meine Taufkapelle werden; und weil es drei sind, die die Welt erleuchten, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, soll auch diese Kapelle von drei Fenstern erhellt werden, damit ich stets an die Heilige Dreifaltigkeit gemahnt werde.“ Gott erfüllte ihres Herzens Wunsch, und Barbara empfing durch den Priester Valentinus die Taufe.
Der Turm symbolisiert die festen Fundamente, auf die unser Leben gestellt ist. Wir gründen in der Erde, im Erdhaften, Vitalen. Und unser Turm reicht bis zum Himmel, bis in den göttlichen Bereich hinein.
Himmel und Erde gehören zu unserem Leben. Der Turm ist rund, ein Bild für Ganzheit. Und der Turm hat drei Fenster, ein Bild für den dreifaltigen Gott, der mit uns und in uns wohnt. So ist der Turm der hl. Barbara ein Bild für die Kontemplation. Kontemplari heißt ja, zusammen im Tempel wohnen.
Gott wohnt mit uns zusammen im Turm unseres Lebens. Und er macht unsern Turm weit und offen. Er verbindet uns mit der ganzen Welt, die wir von oben her in ihrer eigentlichen Wahrheit erkennen.
5. Barbaras freimütiges Bekenntnis zum christlichen Glauben
Ein Jahr war darüber hingegangen, da kehrte Dioskorus von seiner Fahrt zurück und hoffte, seine Tochter willig zu finden. Von weitem sah er das dritte neue Fenster im Turm und wunderte sich, und als er angelangt war, stellte er zunächst die Bauleute und danach Barbara zur Rede, die ihm ohne Furcht gestand, dass sie getauft sei. Da sah sich der Vater um alle Hoffnungen betrogen, und ein furchtbarer Zorn übermannte ihn und er verwünscht sie. Barbara jedoch antwortete in der Kraft des Glaubens: „Den Fluch deiner Götter fürchte ich nicht, denn mich hat Jesus gesegnet“
6. Barbaras Aufenthalt in den Tiefen des Berges
Eine Legende berichtet nun, wie der Herr seine Braut auf wunderbare Weise vor der Wut des sie verfolgenden Vaters geschützt habe. Als sie auf ihrer Flucht an einen Felsen kam, tat er sich auf und schloss sie ein, so dass sie aus den Blicken des Vaters verschwand. und fand Unterschlupf bei Hirten, denen sie das Licht des Glaubens brachte.
– Hier knüpft die besondere Verehrung Barbaras bei den Bergleuten und den Tunnelbauern an:
„In allen schweren Stunden
in Not und in Gefahr
sind wir mit dir verbunden
oh heilige Barbara.“
7. Das siebenfache Martyrium Barbaras
Als Barbara sich wieder nach dem Tageslicht sehnte, stieg sie aus dem Berg. Sie war bereit zur Teilhabe an der Passion Christi (= seiner leidenschaftlichen Liebe zu den Menschen u. dafür zugefügtes Leid von den Menschen zu ertragen).
– Sie wird verraten durch einen Hirten. So findet sie ihr Vater und kerkert sie ein. Doch sie wird dort mit der heiligen Kommunion gestärkt.
– Der Vater liefert sie dem römischen Statthalter Marcianus aus, doch auch ihm gelang es nicht, sie zur Entsagung ihres Glaubens zu bewegen, obwohl er sie geißeln ließ. Barbara sprach von den Geißeln „als ob es Pfauenfedern gewesen seien“. Nachts erschien ihr dann Christus im Gefängnis, stärkt sie und heilt ihre Wunden.
– Sie gibt voller Freimut Zeugnis von Christus, der sie geheilt hat, daraufhin wird sie von Soldaten brutal gefoltert, doch sie betet um Gottes Kraft.
– Ihre Brüste werden mit dem Schwert abgeschlagen, sie wird nackt den Menschen vorgeführt und so seelisch gequält, doch sie betet und Engel bedecken ihre Blöße „mit einem weißen Gewand“ aus Wolken und Nebel.
– Sie wird durchs ganze Land geschleppt und den Menschen zur Schau gestellt, doch sie findet in Juliana eine treue Leidensgefährtin.
– Schließlich wird sie vom Statthalter verurteilt zum Tod durch Enthauptung, doch sie erbittet Gnade für Menschen in ihrer Todesstunde.
– So wird sie barbarisch mit dem Schwert hingerichtet durch die Hand ihres rachsüchtigen Vaters. (Der in derselben Stunde durch einen Blitz Gottes ausgelöscht wird).
8. Barbara und die blühenden Zweige
Eine Legende erzählt, dass sich auf dem Weg in ihre Kerkerzelle ein Kirschzweig in ihrem Kleid verfängt. Barbara stellt ihn in einen kleinen Becher mit Wasser. Nun war sie eingesperrt – und doch frei!
Über ihren Körper ihre Bewegungsfreiheit konnte der Vater entscheiden aber über ihren Geist ihren Glauben hatte er keine Macht. Doch an dem Tag, da sie zum Tod verurteilt wurde, da blühte der Zweig auf.
„Du schienst wie tot“ sagt Barbara zum Zweig. „Aber du bist aufgeblüht zu schönerem Leben. So wird es auch mit meinem Tod sein. Ich werde auferstehen zum neuen Leben bei Gott!“
Heilige Barbara
Die Heilige Barbara ist Lichtbringerin, indem sie mahnt, sich des immer gegenwärtigen Todes bewusst zu sein und wachsam zu bleiben wie die klugen Jungfrauen, die mit den brennenden Öllampen ihres Glaubens, Hoffens und Liebens Christus, dem Licht der Welt entgegengehen. In Barbara spiegelt sich das Licht der Christusnähe, leuchtet für uns. Dies drücken auch die Barbarazweige aus. Was am Barbaratag als Zweige wie tot aussieht, wird in der Heiligen Nacht blühend leuchten.
Das Barbaralicht*
* Die Knappen im Bergwerk erhielten am Barbaratag das vor Unheil schützende „Barbaralicht“.
Bild und Textzusammenstellung zur Hl. Barbara:
Georg Michael Ehlert, zum 4. Dez. 2007
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