Lucia – die leuchtende Lichtbringerin
Gedenktag, 13. Dezember
Lucia = die Leuchtende, die Lichtträgerin; (*286, † 13. Dez. 304)
Märtyrerin aus Syrakus (Sizilien). Eine Grabinschrift in Syrakus
dokumentiert ihre Verehrung schon im 4./5. Jh.
Nach der Legende gelobte Lucia schon als Kind Jungfräulichkeit, aber ihre
Mutter Eutychia wollte sie verheiraten. Lucia zögerte die Verlobung
hinaus. Als die Mutter erkrankte, unternahm Lucia mit ihr eine Wallfahrt
nach Catania zum Grab der Agatha. In einem Traumgesicht erschien
Agatha der Lucia, verwies sie auf die Kraft ihres Glaubens und sagte ihr
ein ähnliches Schicksal wie das eigene voraus. Gebet und Erscheinung
heilten die Mutter, die nun ebenfalls Christin wurde.
Zurückgekehrt kündigte Lucia die abgesprochene Eheschließung. Mit
ihrem Vermögen und mit Unterstützung ihrer geheilten Mutter gründete
sie eine Armen- und Krankenstation. Berichtet wird auch, dass Lucia ihren
Glaubensgenossen Lebensmittel in die Verstecke brachte. Damit sie beide
Hände frei hatte zum Tragen der Speisen, setzte sie sich einen
Lichterkranz aufs Haupt, um in der Dunkelheit den Weg zu finden.
Ihren Verlobten wies Lucia nun ab, er erfuhr zudem vom Verschenken des
Erbes und überantwortete Lucia dem Präfekten. Der wollte sie ins Bordell
bringen lassen, damit Gottes Geist von ihr weiche, aber ein
Ochsengespann und tausend Männer waren nicht imstande, die Gefesselte
von der Stelle zu bewegen. Weder ein Zauberer noch rund um sie
entzündetes Feuer und über sie gegossenes siedendes Öl konnten ihr etwas
anhaben. Da stieß man ihr ein Schwert durch die Kehle; mit
durchschnittenem Hals betete sie laut weiter und verkündete den nahen
Frieden des Christenreiches, da Maximian gestorben und Diokletian
vertrieben sei. Lucia starb erst, nachdem ein Priester ihr die Hostie
gereicht hatte.
Weitere Legenden aus dem 16. Jh. berichten, dass sie ihre schönen Augen
ausgerissen und auf einer Schüssel ihrem Verlobten geschickt habe, doch
habe ihr die Jungfrau Maria noch schönere Augen wiedergegeben.
Diese drastische Bildsprache verstehe ich so: Lucia hat nun keinen Blick
mehr für den Verlobten und will nicht, dass er durch ihre schönen Augen
zum Bösen verführt wird. –
Mit den neuen Augen, d.h. mit den Augen des Glaubens und der liebenden Hingabe sieht sie nun klar, worauf es im Leben ankommt:
das Licht der Liebe Christi zu den Menschen zu tragen.
Vom Licht und vom Auge:
Niemand zündet ein Licht an
und stellt es in einen versteckten Winkel
oder stülpt ein Gefäß darüber,
sondern man stellt es auf einen Leuchter,
damit alle, die eintreten, es leuchten sehen.
Dein Auge gibt dem Körper Licht.
Wenn dein Auge gesund ist,
dann wird auch dein ganzer Körper hell sein.
Wenn es aber krank ist,
dann wird dein Körper finster sein.
Achte also darauf,
dass in dir nicht Finsternis statt Licht ist.
Wenn dein ganzer Körper von Licht erfüllt
und nichts Finsteres in ihm ist,
dann wird er so hell sein,
wie wenn die Lampe dich mit ihrem Schein beleuchtet.
(Lk 11,33-36)
„Herr, gib mir blöde Augen
für Dinge, die nichts taugen
und Augen voller Klarheit
für alle Deine Wahrheit!“
(Sören Kierkegaard)
EIN-LEUCHTENDER AUGEN-BLICK
umher schweift mein Blick,
festgehalten von einer Frau, die uns den Rücken zudreht.
Eine faszinierende Frauenschulter.
Nackt…
nackte Schulter, rotes Gewand…
begehrender Blick,
wer ist diese Frau,
deren Blick sich unserem Anblick entzieht…
ihr Augenpaar –
gespiegelt von einer Schale
schaut uns an,
wie wir sie betrachten oder begehren…
Doch sie richtet ihren eigenen Blick
nicht in einem Spiegel auf sich selbst,
sie erleuchtet mit dem Licht einer Kerze
zwei Menschen, die in einem Türrahmen stehen…
Wir begehren sie, eine Hand grabscht nach ihr …
doch sie lässt sich durch nichts bewegen uns anzuschauen,
sie verschenkt ihr leuchtendes Gesicht
Menschen, die im Finstern sind…
Lucia = die Leuchtende
bringt das Licht Christi zu den Menschen,
sie durchschaut mit den scharfen Augen eines Adlers
alle Eitelkeiten dieser Welt
Angeschaut
von dem herauslockenden Blick der Liebe Gottes
bleibt sie standhaft – auch als ein Schwert ihre Kehle durchdringt –
und wird mit dem Licht seiner Liebe gekrönt.
(Georg Michael Ehlert, zum Luziatag 13. Dez. 2007)
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