Karneval – Fastnacht

Karneval – „die fünfte Jahreszeit“

Beginn:
zum „Elften im Elften“ (= 11. November) um 11.11 Uhr.
(vom 12. November bis 6. Januar ruht das Karnevalstreiben)

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Höhepunkt:
1. Donnerstag vor Aschermittwoch:
(„schmotziger Donnerstag“ = schwäbisch-alemannischer Raum;
„Fetter Donnerstag“ = Harzer Land, Aachener Raum)
(Alt-)Weiberfastnacht = Rheinland;
Brauchtum: die „Möhnen“ = Frauen stürmen das Rathaus und übernehmen die Macht.
(als Zeichen dafür wird von Frauen den Männern die Krawatte abgeschnitten)

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Weiberfasnacht – Schnipp – Krawatte ab, Grafik von G. M. Ehlert, 02/2018

2. Freitag vor Aschermittwoch:
„rußiger Freitag“ = schwäbisch-alemannischer Raum
Brauchtum: die Narren versuchen, Leuten Ruß ins Gesicht zu schmieren

3. Samstag vor Aschermittwoch:
„schmalziger Samstag“ = schwäbisch-alemannischer Raum
„Nelkensamstag“ = Rheinland

4. Sonntag vor Aschermittwoch:
„Tulpensonntag“ oder „Karnevalssonntag“

5. Montag vor Aschermittwoch:
„Rosenmontag“ = Rheinland
Brauchtum: an vielen Orten Rosenmontagsumzüge

6. Dienstag vor Aschermittwoch:
„Veilchendienstag“ =
„Fasnacht/ Fasching

Ende:
am Veilchendienstag um 24.00 Uhr.
Brauchtum: mancherorts eine symbolische Beerdigung des Karnevals.

Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit – österliche Bußzeit.

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Bischof-Clown – Karneval; Grafik von G. M. Ehlert, 22. Februar 2017

Gedanken zum christlichen Hintergrund verschiedener Karnevalsbräuche:

An Karneval wird die Welt auf den Kopf gestellt,
wenn jedermann oder -frau den Herrscherstab in Händen hält.

Schon Maria träumte einst ja davon:
als sie sang: „Gott stößt die Mächtigen vom Thron…“ (Lk 1,52)

Und einmal im Jahr, da machen sie’s wahr
im christlichen Abendland: die Narrenschar.

Im Mittelalter: da gab’s ein ‚Fest der Narren‘,
wo Priester und Laien zogen mit ’nem Karren

mit Masken verkleidet durch die Stadt
und machten sich lustig über Kirche und Rat.

Ein „Kirchen-volks-begehren“ sozusagen –
denn ohne die oberen Herren zu fragen –

sagten sie im Schutz der Maske grad’wegs heraus,
was ihnen nicht passte am Herrscherhaus.

Dem Nächsten mit Humor die Wahrheit sagen
ist allemal besser als ihn mit der Wahrheit erschlagen.

Hier ist der Ursprung der Karnevalsbräuche
kurz vor der Bußzeit für die Wohlstandsbäuche.

Um die Karnevalsbräuche recht zu versteh’n,
hilft es auch den christlichen Hintergrund zu seh’n:

Vor Aschermittwoch ist Karne-vale:
– das heißt übersetzt: „Fleisch adé!“
da verlassen die Jecken das Schifflein Petri – o-jeh! o-jeh!

besteigen das Narrenschiff und rufen: „Helau!“
mit teuflischer Freude, denn das heißt: „Die Höll‘ ist auf!“

und rufen vom Narrenschiff herab: „Alaaf!“
„All‘ Affen an Bord!“ – und wir sind gar nicht brav.

Statt den 12 Aposteln zu gehorchen, bilden sie ’nen 11-er Rat
der in den (Sex – Pardon) sechs Tagen das Sagen hat.

Sie verehren statt der göttlichen Dreifaltigkeit
das närrische Dreigestirn in dieser Zeit.

Das weiße Taufkleid Christi ziehen sie aus
leben im bunten Narrenkleid in Saus und Braus.

Statt auf den Bischof mit Mitra, der auf der Kanzel steht,
hören sie auf’n Redner, der mit Narrenkappe in die Bütt hinein geht.

Doch leider kommt es oft zu Exzessen,
wenn Narren im Alkohol ihre Grenzen vergessen.

Drum versuchte die Kirche dies närrische Treiben
immer wieder mit Sühneanbetung zu vertreiben.

Vergeblich, die Menschen brauchen ein Ventil,
wenn ihnen Druck und Not wird einfach zuviel.

Doch Humor ist, wenn man trotzdem lacht,
und das Beste aus dem Karnevalstreiben macht.

Denn an Aschermittwoch ist’s wieder vorbei
mit dieser höllischen Narretei.

Und der Teufel verliert dort seine Macht,
wo man aus frohem Herzen über ihn lacht.

All dieser höllische Spuk verschwindet,
wenn Aschermittwoch die Fastenzeit ankündet.

Wenn dann die Zeit der Erneu’rung beginnt,
ihr Christen euch wieder auf Christus besinnt:

Doch auch Christus ist verrückt in den Augen der Welt,
weil er von ihren Regeln gar nicht viel hält.

Er ist wie ein Narr – verkleidet als Clown –
für verrückt erklärt von Verwandten, die nach ihm schau’n.

Er sagt: wo and’re hassen – da sollt ihr lieben;
tut Gutes da, wo Menschen euch bekriegen;

wer dich beleidigt, dem zahl’s nicht zurück –
sind solche Worte nicht total verrückt? –
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Wer so lebt wie Christus – ja der ist ver-rückt,
wenn er barmherzig handelt und and’re beglückt,

um den Hunger der Menschen nach Liebe zu stillen,
wird er – wie Paulus – „zum Narren um Christi willen (1 Kor 4,10)

Doch so handelt Gott, voll Barmherzigkeit
er hält für uns Sünder nur Gutes bereit.
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Nun komm‘ ich zur Moral von der Geschicht‘:
ihr Christen vergesst die Barmherzigkeit nicht:

Und auch nicht ein Lächeln – lockt es hervor,
dann verbindet ihr Frömmigkeit mit Humor.

Seid für die Welt in Maßen offen,
ihr dürft auf guten Ausgang hoffen.

Ein Mensch ohne Humor – ja der ist,
wie ihr es sicher alle ganz genau wisst
– wie ‚ne Suppe ohne Salz –
– ohne Würze jedenfalls.

Suppe ohne Salz
Braten ohne Schmalz
Pastöre ohne Humor
bewahr uns Gott davor!

Genau! –
Helau!

(G. M. Ehlert)

weitere Gedanken zu Karneval:

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 24. Februar 2019