Abigajil –
oder: worüber „mein Vater frohlockt“
Abigajil??? – wer ist diese Frau, von der die Bibel im 25. Kapitel im 1. Buch Samuel berichtet?
Sie zählt nicht nur zu den faszinierendsten Frauen der Bibel, sondern steht mit ihren Taten für Mut, Klugheit und Gottesliebe. Abigajil – ihr Name bedeutet: „Mein-Vater-frohlockt“, ist die Frau, ohne die es David vermutlich nicht geschafft hätte, der erste und bedeutendste König über Juda und Israel zu werden.
Die Erzählung von Abigajil und David im Kontext des ersten Buches Samuel:
Das Volk Israel sagt: „Saul hat Tausend erschlagen, David aber Zehntausend.“ Daher muss David, der junge Heerführer des Königs, vor Saul fliehen, weil dieser ihn aus Angst vor eigenem Machtverlust töten will. – (1 Sam 21).
Es „schlossen sich ihm viele Männer an, die unter Druck standen, sowie alle möglichen Leute, die Schulden hatten oder verbittert waren, und er wurde ihr Anführer.“ (1 Sam 22,2).
Mit schließlich 600 Männern bot David seine militärischen Dienste verschiedenen lokalen Stammesfürsten an. (1 Sam 22 u. 23)
In einer Höhle, wo David sich mit seinen Leuten versteckte, hatte er die Möglichkeit seinen Verfolger Saul zu töten, verschont jedoch sein Leben, weil dieser „der Gesalbte des HERRN“ war. (1 Sam 24).
Mit dem Tod des Propheten Samuel verlieren sowohl David als auch Saul einen wichtigen Ratgeber, was jeweils den Willen Gottes betrifft. (1 Sam 25,1 u. 28,3)
Jedoch begegnet David der schönen und klugen Abigajil aus Karmel, die sein Gewissen umstimmt und ihm prophezeit, dass er König von Israel sein wird. (1 Sam 25)
Daraufhin verschont David das Leben des Königs Saul in En-Gedi ein zweites Mal (1 Sam 26)
und bietet seine Dienste den Philistern an. (1 Sam 27).
König Saul jedoch befragt verbotenerweise eine Totenbeschwörerin in En-Dor. Mit deren Hilfe erfährt Saul vom verstorbenen Samuel, dass sein Heer besiegt werde und er sterben müsse. (1 Sam 28)
Dies geschieht, nachdem David aus dem Dienst der Philister entlassen (1 Sam 29) und gegen die Amalekiter gesiegt hatte (1 Sam 30).
In einer Schlacht gegen die Philister stürzt sich Saul in sein Schwert und stirbt. (1 Sam 30). Damit endet das erste Buch Samuel.
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Aufbau des Textes: 1 Sam 25,1b-42
A.1 David schickt 10 seiner Gefährten, um von Nabal am Fest der Schafschur seinen Anteil („Schutzgeld“) zu fordern (Verse 4-9)
A.2 Nabal (= der Törichte) lehnt erbost ab (10-12a)
B.1 Gefährten berichten David davon; David bereitet Vergeltung vor (12b-13)
B.2 Ein Diener berichtet Nabals Ehefrau Abigajil; sie bereitet Versöhnungsgeschenke vor (14-19)
C. Zusammentreffen Abigajils mit David (20-35)
C.1 Vergebungsbitte Abigajils (23-31)
C.2 Annahme der Versöhnungsgeschenke durch David (32-35)
B*1 Abgigajil berichtet Nabal – sein Herz stockt – er stirbt 10 Tage später (36-38)
B*2 diese Nachricht erreicht David (39ab)
A*1 David lässt Heiratsantrag überbringen (39b-40)
A*2 Abigajil willigt in Heirat ein und wird Davids Ehefrau (41-42)
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–> zum Bibeltext: 1 Sam 25,1-43
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Abigajil und David – Grafik zu 1 Sam 25 – von G. M. Ehlert, Aug. 2021
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Impulse zum Weiterdenken…
1. Abigajil – die kluge und schöne Frau eines reichen und törichten Mannes
• Abigajil ist unglücklich verheiratet mit diesem nichtsnutzigen Nabal, doch sie verbittert nicht, sondern lebt so, dass die Diener in ihren Anliegen zu ihr kommen, weil sie diese verständnisvoll anhört und nach einer guten Lösung sucht.
• Als Nabal die Bitte der Burschen Davids auf gerechte Entlohnung ihres „Security-Dienstes“ schroff ablehnt und David auf gewaltsame Vergeltung für die Schmähung und den vorenthaltenen Lohn sinnt, bereitet sie ein Segensgeschenk für David vor.
2. Abigajils Segensgeschenk bewahrt vor Vergeltung
• Abigajil Begegnung mit David ist einfühlsam und zeigt diplomatisches Geschick.
– sie erweist David, dem Anführer von 600 Rebellen gegen König Saul, Ehrerbietung;
– sie übernimmt Verantwortung für das Versagen ihres törichten Mannes;
– sie weist David darauf hin, dass durch seinen Verzicht auf blutige Vergeltung er vor Blutschuld bewahrt werde;
– sie empfiehlt, das Segensgeschenk aus Zeichen des guten Willens anzunehmen;
– sie prophezeit, dass David einst Fürst von Juda und Israel werde und unter dem Schutz Gottes stehe, ihm soll David jede eigenmächtige Vergeltung überlassen.
3. Abigajils Segenswunsch:
„Dein Leben sei beim HERRN, deinem Gott, eingebunden in den Beutel des Lebens“
• Unser Leben wird oft schwer „gebeutelt“ – da ist es ein tröstliches und stärkendes Bild, dass unser Leben bei Gott geborgen ist – ja mehr noch, dass unser Tun eingebunden ist in den Heilsplan Gottes mit uns Menschen.
• Gott kann – wenn wir seinem Willen gehorchen – oft Wunderbares bewirken.
Dies zeigt auch der dritte Teil der Erzählung von Abigajil. Ihr ehrlicher und schonungsloser Bericht gegenüber ihrem Ehemann Nabal trifft ihn schwer, so dass er daran stirbt. Sein Tod macht den Weg frei, dass David, der von dieser couragierten Frau beeindruckt ist, sie heiraten kann.
• Abigajil wird – nach dem Tod des Propheten Samuel – eine weise und einfühlsame Ratgeberin an der Seite Davids.
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4. Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit als Säulen des Friedens
Es gibt drei Arten, wie ein Besitz seinen Besitzer wechseln kann:
1. Zwangsabgabe
aufgrund von Raub, Tributzahlung oder Enteignung;
so entlohnte auch David seine Söldnertruppe im Kampf durch die gewaltsame Aneignung des Besitzes der Besiegten.
2. gerechter Ausgleich
durch Tauschgeschäfte, Bezahlung und geregeltem Handel;
Auf dieser Grundlage bittet David um entsprechende Entlohnung für den geleisteten Sicherheitsservice bei den Schafherden durch seine Söldnertruppen.
Doch Nabal – der Törichte – lehnt dieses Geschäft ab.
Die Folge: David will nun gewaltsam an dessen Besitz kommen, um seine Truppe entlohnen zu können.
Doch es geschieht das Unerwartete:
3. Schenkung
zu einer solch freiwilligen Schenkung entschließt sich die kluge Abigajil, die Frau Nabals.
Sie schenkt David und seiner Truppe die benötigte Verpflegung, besänftigt so dessen Zorn und gewinnt die Zuneigung Davids:
„Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels,
der dich heute mir entgegengesandt hat.
Gepriesen sei auch deine (einfühlsame) Klugheit
und gepriesen seist du selbst,
die du mich heute davon abgehalten hast,
Blutschuld auf mich zu laden
und mir mit eigener Hand Recht zu verschaffen.“
(1 Sam 25,32f)
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Stand: 15.08.2021