Johannes vom Kreuz
Gedenktag: 14. Dezember
„Mystiker“ und „Kirchenlehrer“ – das klingt nach Ruhm, Erfolg und Ehre.
Johannes vom Kreuz (1542-1591) erfuhr in seinem Leben jedoch vor allem Verrat und Verachtung.
Er wuchs als Halbwaise in ärmlichen Verhältnissen auf,
galt als schlechter Schüler
und versuchte mehrfach erfolglos, ein Handwerk zu erlernen.
Schließlich arbeitete er als Pfleger in einem Armenkrankenhaus
und besuchte nebenbei das örtliche Jesuitenkolleg, wo er die Poesie kennenlernte.
Mit 21 Jahren schloss er sich dem Karmelitenorden an,
studierte und wurde 1568 zum Priester geweiht.
Enttäuscht von der „Laxheit“ des Ordens dachte er über einen Wechsel zu den Kartäusern nach, bis er Teresa von Avila traf. Die Karmelitin konnte ihn zur Mithilfe bei ihrer Ordensreform gewinnen und es entstand eine lebenslange geistige Freundschaft.
Der Widerstand gegen die Reform wurde so groß, dass die Inquisition Johannes 1577 in ein Gefängnis des Ordens brachte, wo er gedemütigt und gequält wurde. In der Haft erlebte Johannes seine eigentliche Gottesbegegnung, die zu tiefen mystischen Erfahrungen führte.
Die so entstandenen Gedichte
– Aufstieg zum Berg Karmel (Subida al Monte Carmelo)
– Die dunkle Nacht der Seele (Noche Oscura del alma)
– Der geistliche Gesang (Cántico espiritual)
– Lebendige Liebesflamme (Llama de amor viva)
zählen zu den Besten, die in kastilischer Sprache geschrieben wurden.
Erst nach neun Monaten gelang Johannes die Flucht.
Im nun unabhängigen Reformorden kam es 1591 zu Richtungsstreitigkeiten, in denen Johannes die Reformen Teresa von Avilas verteidigte.
Johannes verlor daraufhin alle Ämter.
Das Kloster in Ubeda nahm den schwer erkrankten Ordensreformer zur Pflege auf, doch selbst hier erlitt Johannes Schmähungen durch den Prior.
Er starb am 14. Dezember 1591.
1675 – Seligsprechung durch Papst Clemens X.
1726 – Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII.
1926 – Erhebung zum Kirchenlehrer durch Papst Pius XI.
„Die Schriften des heiligen Johannes vom Kreuz
– falsch gelesen,
sind eine Anleitung zu einem Nervenzusammenbruch;
– jedoch richtig gelesen,
sind sie eine Anleitung zur Heiligkeit.“
Lerne zu lieben
Am Abend wirst du in der Liebe geprüft.
Lerne zu lieben, wie Gott geliebt sein möchte
und lass deine Eigenheit.
A la tarde te examinarán en el amor;
aprende a amar como Dios quiere ser amado
y deja tu condición.
(San Juan de la Cruce – Johannes vom Kreuz, Merksätze, in: Worte von Licht und Liebe, Herder 1996)
„Wenn ein Mensch eine große Liebe in sich trägt, dann verleiht diese Liebe ihm gleichsam Flügel, und er erträgt alle Beschwernisse des Lebens leichter, weil er dieses große Licht in sich trägt. Das ist der Glaube: von Gott geliebt zu sein und sich von Gott in Jesus Christus lieben zu lassen. Dieses Sich-Lieben-Lassen ist das Licht, das uns hilft, die tägliche Mühsal zu tragen. Und die Heiligkeit ist nicht unser Werk, ein sehr schwieriges Werk, sondern sie ist genau diese »Öffnung«: die Fenster unserer Seele zu öffnen, damit das Licht Gottes eintreten kann, Gott nicht zu vergessen, denn gerade in der Öffnung gegenüber seinem Licht findet man Kraft, findet man die Freude der Erlösten. Bitten wir den Herrn, dass er uns helfen möge, diese Heiligkeit zu finden, sich von Gott lieben zu lassen, was unser aller Berufung ist und die wahre Erlösung.“
(Papst Benedikt XVI., Generalaudienz, 16.02.2011)
Hymnus
Licht, das vom Kreuze Jesu kommt
und in Johannes widerscheint,
der gleich dem Herrn am Kreuze hing,
in Leid und Tod mit ihm vereint.
Verfolgung, Geißel, Spott und Hohn
zerbrachen seine Seele nicht.
Er schenkte Liebe, und sein Herz
durchdrang das wundersame Licht.
Es brach durch seine dunkle Nacht,
ließ ihn den Weg zum Gipfel geh’n.
Wer Christus liebt und mit ihm stirbt,
darf jauchzend mit ihm aufersteh’n.
Dich, Christus, preist das Himmelheer,
dir ist auch unser Herz geweiht.
Schenk, wie Johannes, uns den Lohn
der Liebe in der Ewigkeit. Amen.
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