Fronleichnam

Hochfest des Leibes und Blutes Christi –
Fronleichnam

 

Fronleichnam (von „vrone“ = „Herr“ u. „licham“ = lebendiger Leib)

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Fronleichnamsprozession – Grafik von G. M. Ehlert, 2018

Das Hochfest vom „lebendigen Leib des Herrn“ ist ein sog. Ideenfest jeweils am zweiten Donnerstag nach Pfingsten.
Die mittelalterliche Eucharistiefrömmigkeit ist der Ursprung dieses Hochfestes.
Die Betonung der realen Gegenwart Christi (= Realpräsenz) unter den Gestalten von Brot und Wein
führte zur Eucharistischen Anbetung
und zur Prozession mit dem „Leib des Herrn“,
der in einer Monstranz (= kostbares Zeigegerät)
unter einem Baldachin (= Tragehimmel) durch die Gemeinde getragen wird.

Liturgische Texte zum Hochfest Fronleichnam (B)

Eröffnungsvers: (vgl. Ps 81,17)
Er hat uns mit bestem Weizen genährt
und mit Honig aus dem Felsen gesättigt.

Tagesgebet:
Herr Jesus Christus,
im wunderbaren Sakrament des Altares
hast du uns das Gedächtnis deines Leidens
und deiner Auferstehung hinterlassen.
Gib uns die Gnade,
die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes
so zu verehren,
dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird.
Der du in der Einheit des Heiligen Geistes
mit Gott dem Vater lebst und herrschest in alle Ewigkeit.

1. Lesung: Exodus 24,3-8
Das ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat

Antwortpsalm: Ps 116,12-13.15-16.17-18
Der Kelch des Segens gibt uns Anteil an Christi Blut

2. Lesung: Hebräerbrief (Hebr) 9,11-15
Das Blut Christi wird unser Gewissen von toten Werken reinigen

Sequenz

Deinem Heiland, deinem Lehrer, /
deinem Hirten und Ernährer, /
Sion, stimm ein Loblied an!

Preis nach Kräften seine Würde, /
da kein Lobspruch, keine Zierde /
seinem Ruhm genügen kann.

Dieses Brot sollst du erheben, /
welches lebt und gibt das Leben, /
das man heut‘ den Christen weist.

Dieses Brot, mit dem im Saale /
Christus bei dem Abendmahle /
die zwölf Jünger hat gespeist.

Laut soll unser Lob erschallen /
und das Herz in Freude wallen, /
denn der Tag hat sich genaht,

da der Herr zum Tisch der Gnaden /
uns zum ersten Mal und geladen /
und dies Mahl gestiftet hat.

Neuer König, neue Zeiten, /
neue Ostern, neue Freuden, /
neues Opfer allzumal!

Vor der Wahrheit muss das Zeichen, /
vor dem Licht der Schatten weichen, /
hell erglänzt des Tages Strahl.

Was von Christus dort geschehen, /
sollen wir fortan begehen, /
seiner eingedenk zu sein.

Treu dem heiligen Befehle /
wandeln wir zum Heil der Seele /
in sein Opfer Brot und Wein.

Doch wie uns der Glaube kündet, /
der Gestalten Wesen schwindet, /
Fleisch und Blut wird Brot und Wein.

Was das Auge nicht kann sehen, /
der Verstand nicht kann verstehen, /
sieht der feste Glaube ein.

Unter beiderlei Gestalten /
hohe Dinge sind enthalten, /
in den Zeichen tief verhüllt.

Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise, /
doch der Herr bleibt gleicherweise /
ungeteilt in beider Bild.

Wer ihm nahet voll Verlangen, /
darf ihn unversehrt empfangen, /
ungemindert, wunderbar.

Einer kommt, und tausend kommen, /
doch so viele ihn genommen, /
er bleibt immer, der er war.

Gute kommen, Böse kommen, /
alle haben ihn genommen, /
die zum Leben, die zum Tod.

Bösen wird er Tod und Hölle, /
Guten ihres Lebens Quelle, /
wie verschieden wirkt dies Brot!

Wird die Hostie auch gespalten, /
zweifle nicht an Gottes Walten, /
dass die Teile das enthalten, /
was das ganze Brot enthält.

Niemals kann das Wesen weichen, /
teilen lässt sich nur das Zeichen, /
Sach‘ und Wesen sind die gleichen, /
beide bleiben unentstellt.

*Seht das Brot, die Engelspeise! /
Auf des Lebens Pilgerreise /
nehmt es nach der Kinder Weise, /
nicht den Hunden werft es hin!

Lang im Bild war‘s vorbereitet: /
Isaak, der zum Opfer schreitet; /
Osterlamm, zum Mahl bereitet; /
Manna nach der Väter Sinn.

Guter Hirt, du wahre Speise, /
Jesus, gnädig dich erweise! /
Nähre uns auf deinen Auen, /
lass uns deine Wonnen schauen /
in des Lebens ewigem Reich!

Du, der alles weiß und leitet, /
uns im Tal des Todes weidet, /
lass an deinem Tisch uns weilen, /
deine Herrlichkeit uns teilen. /
Deinen Seligen mach uns gleich!

Ruf vor dem Evangelium: (vgl. Joh 6,51)
Halleluja. Halleluja!
(So spricht der Herr:)
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist.
Wer dieses Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Halleluja!

Evangelium: Mk 14,12-16.22-26
Das ist mein Leib. Das ist mein Blut, das Blut des Bundes

zu den liturgischen Texten dieses Hochfestes siehe auch:
Fronleichnam B

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Meditationen:

“Seid, was ihr seht (=Leib Christi),
und empfangt, was ihr seid (Leib Christi.”
(Augustinus, Sermo 272)

a) Was in der Kommunion geschieht

„Wir gehen über in das, was wir empfangen“
(Papst Leo der Große)

„…was wir empfangen“:

Meine Augen sehen nur Brot –
glaubend erkenne ich jedoch: „Es ist der Herr!“

Meine Ohren hören nur das deutende Wort –
glaubend gehorche ich dem, zu dem auch ich gehöre.

Meine Nase riecht kaum den Duft –
glaubend jedoch spüre ich die göttliche Atmosphäre hier.

Meine Hände empfangen ein kleines Stück Brot –
glaubend begreife ich: das ist SEIN Leben, für mich dahingegeben.

Mein Mund kostet und schmeckt –
glaubend bekomme ich so Geschmack an Seiner Liebesgabe.

Während mein Magen die Speise verdaut –
fügt sich in meinem Herzen das Empfangene
zu etwas ganz Neuem zusammen.

„Was wir empfangen, in das gehen wir über…“:

Meine Augen werden sehen –
wie ER Gott und die Menschen sieht.

Meine Ohren werden hören –
worauf ER hört und wem ER Gehör schenkt.

Meine Nase wird riechen –
welchen Duft ER verbreitet und was in der Luft liegt.

Meine Hände werden berühren –
mit wem ER in Berührung kommt.

Mein Mund wird reden –
wovon ER gesprochen hat.

Mit meinem Fleisch und Blut werde ich leben,
wofür ER gelebt hat.

Ich werde eins mit IHM, den ich empfangen habe,
als Brot für andere Menschen –
als ein Glied am Leib Christi. Amen

Georg Michael Ehlert, 19. August 2000

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b) „Brot, das die Hoffnung nährt“

Hey, Ali – hast du das auch gesehen?
Was denn – Alma?

Ich hab‘ heut‘ morgen im Café auf dem Marktplatz gesessen,
da hab‘ ich zu dem großen Gebäude geschaut,
das die Christen hier im Land „Kirche“ nennen;

und da sind auf einmal mit Gesang viele Leute herausgekommen;
es hat eine Blaskapelle gespielt;
verschleierte Frauen kamen heraus und sangen.
Doch da kamen auch besonders gekleidete Jungen und Mädchen…

und dann ging da ein Mann
festlich gekleidet in kostbarem Gewand
der trug – kein Transparent – wie bei ’ner Demo
der trug vielmehr
ein goldenes Gefäß mit einem Strahlenkranz

und in dem goldenen Gefäß
in einem Glasröhrchen
ein kleines weißes
Scheibchen Brot. – Merkwürdig.

Und da war so etwas wie ein Garten-Pavillon
und der Mann stellte sich darunter
und dann setzte sich die Demonstration in Bewegung.

Viele Leute gingen ganz friedlich hinter her
und sangen und beteten aus einem kleinen Buch
das sie bei sich hatten.
Aus einem Megaphon hörte man keine Parolen
sondern Gebete.

Als die Leute dann über den Marktplatz gingen
und an mir vorbeikamen
da schauten viele weg
als wollten sie sagen:
„weg da – ich gebe nichts“ –

Doch einige schauten mich freundlich an
da fragte ich sie:

Was ist das,
was der Mann da trug
in dem goldenen Gefäß?

Und da sagte ein Mann,
das ist kein Gefäß –
das ist eine Monstranz.

Er sah an meinem Gesicht –
dass ich nichts verstand.

Da sagte er:
Eine Monstranz – eh –
das ist das Schaufenster Gottes.
Hinter diesem Schaufenster
zeigt die Kirche den Menschen
das Kostbarste, was sie hat.

Was???
– Dieses Stückchen Brot
soll das Kostbarste sein?

Da sagte ein anderer –
ein tiefgebeugter:
das ist ein Stückchen Brot
hinter dem ungeheuer viel steckt.

Ich war betroffen
von dem Ausdruck seiner Stimme
und fragte:

Was denn?
Was steckt dahinter – sagen Sie es mir?

Da sagte eine alte Frau –
sie war einfach gekleidet – ganz einfach:
sie sagte:

Hinter diesem Stückchen Brot
steckt meine letzte Hoffnung,
dass ich doch einmal gesättigt werde.

Ich habe eine gute Rente
– sagte die alte Frau –
und kann mir viel Brot kaufen
und ich kann jeden Tag hier ins Café gehen
aber – das will ich Ihnen sagen:

Ich habe noch kein Brot gefunden,
das mich satt macht;
aber dieses weiße Scheibchen
ist meine Hoffnung,
denn da steckt ungeheuer viel dahinter:

ein Mann
ein Mensch wie wir,
der hat sich selbst weggegeben
der wurde selbst Brot für die Menschen.

Wissen Sie – sagte die alte Frau:
so einer – der sich selbst weggibt
als Nahrung für die Menschen
so einer ist meine letzte Hoffnung
mein Himmel.

Wissen Sie –
Wir tragen sehr an der Last
einer solchen Hoffnung
– sagte ein anderer:

Wir tragen schwer
an einem solchen Himmel
auf Erden,
denn wir sind es,
die diesen Himmel verhindern
daran tragen wir sehr.

Das kleine weiße Scheibchen Brot
ist für viele
die letzte Hoffnung
dass der Himmel
doch einmal kommen wird.

Es ist das Brot,
das die Hoffnung nährt…

Nach diesen Worten gingen sie weiter…

Was meinst du, Ali –
ob dieser Himmel
wohl auch für uns
offen steht?!

(Georg Michael Ehlert – nach Gedanken von Wilhelm Willms)

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c) Das Fest des Wasserschöpfens

„Ihr sollt fröhlich Wasser schöpfen aus den Quellen der Erlösung“ (Jesaja 12,3)

Direkt nach dem Pfingstfest (= dem Geburtsfest der Kirche) haben sich in der katholischen Tradition drei Feste entwickelt, die das Geheimnis der Liebe Gottes und seiner erlösenden Kraft beleuchten:

– der Dreifaltigkeitssonntag (= Sonntag nach Pfingsten) zeigt, dass Gottes Geheimnis verströmende Liebe ist…

– das Fronleichnamsfest (am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest) offenbart, dass wir im Sakrament der Eucharistie von dieser Liebe des menschgewordenen Gottes uns immer wieder nähren können

– das Herz-Jesu-Fest (= 8 Tage nach Fronleichnam) lässt uns blicken auf das im Kreuzestod geöffnete Herz Jesu – aus dem Blut und Wasser strömen = die Quellen des Heils, aus denen wir voll Freude schöpfen dürfen.

Das Fest des Wasserschöpfens…

Die Feier, die das Wasseropfer begleitete, wurde simchat beit ha scho’ewa genannt, „Feier des Ortes, an dem Wasser geschöpft wird“. Das Wasser für das Opfer auf dem Altar wurde den Quellen von Schiloach entnommen. Dieses Wasser nannte man „Wasser der Erlösung“ nach dem Vers „Und ihr sollt fröhlich Wasser schöpfen aus den Quellen der Erlösung“ (Jeschajahu 12:3). Die Könige des Hauses David wurden an diesen Quellen gesalbt, und von ihnen kommt Israels Erlösung.

Aber es gehörte mehr zur Zeremonie als das Wasserschöpfen. Wer Zeuge der Freude war, die mit dem Ausgießen des Wassers einherging, war glücklich und entspannt. Der Talmud Jeruschalmi (Sukka 5:1) schreibt dazu: „Warum wird die Feier beit ha-scho’ewa (Ort des Schöpfens) genannt? Weil wir von dort den Geist der Heiligkeit schöpfen“…

… am 8. Tag des Laubhüttenfestes

„Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte sich Jesus hin und rief:

Wer Durst hat, komme zu mir, und trinke;
wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt:
Ströme von lebendigem Wasser
werden aus dessen Inneren fließen.
Damit meinte er den Geist,
den alle empfangen sollten,
die an ihn glauben;
denn der Geist war noch nicht gegeben,
weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“ (Joh 7,37-39)

Die „Ströme von lebendigem Wasser“ (= die Sakramente) fließen aus dem am Kreuz durchbohrten Herzen Jesu. (vgl. Joh 19,33-37). Hier erfüllt sich nach christlicher Auffassung auch die Vision des Propheten Ezechiel von der Tempelquelle, die alles fruchtbar macht. (vgl. Ez 47,1-12)

Das Fest des Wasserschöpfens am letzten Tag des Laubhüttenfestes wird nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels (im Jahre 70 n. Chr.) im Laufe der Geschichte ersetzt:

a) in der jüdischen Tradition von Simchat Tora = dem Fest der Torafreude; die Tora = das aufgeschriebene Herzensanliegen Gottes als Geschenk seiner Barmherzigkeit.

Aus dieser Quelle des Heils sollen wir mit Freuden schöpfen…

b) in der kath. Tradition von den Hochfesten Fronleichnam und Herz-Jesu = die Offenbarung der barmherzigen Liebe unseres Gottes in der Lebenshingabe seines menschgewordenen Sohnes im Sakrament der Eucharistie und im Tod am Kreuz.

Auch aus dieser Quelle des Heils sollen wir mit Freuden schöpfen…

Heilsquellen„Wasser schöpfen mit Freude aus den Quellen des Heils“
(Jes 12,3)

blau = Fest der Torafreude…
rot = Fronleichnam, wo in einer Prozession
die Eucharistie in einer Monstranz (u. unter einem Baldachin)
durch die Straßen getragen wird…
gelb = das Heilsgeschehen am Kreuz,
wo aus dem durchbohrten Herzen Jesu
die Quellen des Heils hervorquellen…

Bild: „aus den Quellen des Heils“ von G. M. Ehlert
Herz-Jesu-Fest, 30. Mai 2008

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

Stand: 28.05.2018