Albert d.Gr. – 15. Nov.

Albert der Große – Kirchenlehrer

Gedenktag: 15. November

Albert d. Große – Grafik von G. M. Ehlert, Nov. 2020

„Der Mensch steht in der Mitte der Schöpfung
zwischen Stoff und Geist,
zwischen Zeit und Ewigkeit.“

Albertus Magnus

I.
Albert wurde um 1200 geboren in Lauringen an der Donau.
ab 1220 Studium in Padua u. Bologna
1223 Eintritt in den Dominikanerorden
Noviziat u. 1228 Priesterweihe in Köln

II.
Weitere Studien in Hildesheim, Freiburg i. Br., Regensburg, Straßburg
1236-38 „Lesemeister“ an der Dominikanerschule in Freiburg
ab 1238 Studium an der Sorbonne in Paris
1245 Magister theol. in Paris
1248 Verurteilung des Talmuds als häretische Schrift

III.
ab 1248 Lehrtätigkeit in Köln – sein bedeutendster Schüler war Thomas von Aquin, der seinem Lehrmester von Paris nach Köln gefolgt ist
Aufbau der Klosterschule (der späteren Universität in Köln)
Streitschlichtung zwischen Bürgerschaft u. Erzbischof Kölns

IV.
1254-57 Wahl zum Ordensprovinzial – Visitationsreisen durch Europa – zu über 40 Ordensniederlassungen
von 1260-62 Bischof von Regensburg, um im Bistum wieder für Versöhnung zu sorgen;
1263-64 päpstlicher Prediger, um für den 7. Kreuzzug zu werben
ab 1264 weitere Lehrtätigkeiten in Würzburg u. Straßburg
1269 Rückkehr nach Köln und Lehrtätigkeiten dort
1274 Teilnahme am II. Konzil von Lyon
am 15. November 1280 gestorben in Köln.

1622 Seligsprechung Alberts des Großen
1931 Heiligsprechung u. Ernennung zum Kirchenlehrer durch Papst Pius XI.

Albert-Tafel – Lebensweisung des Heiligen

Albert der Große war ein frommer Beter und ein demütiger und bescheidener Mensch, der ganz auf die Gnade Gottes vertraute. Oft unterbrach er sein Studium, um vor dem Herrn im Tabernakel seine Schwierigkeiten auszubreiten und ihn Erleuchtung seines Verstandes anzuflehen. Ihm war klar, dass zur Erkenntnis Gottes nicht allein der Verstand genügt. Eine viel lebendigere Erfahrung Gottes macht der Mensch, der Gott liebt und ihm in Demut naht. Albert hat einmal gesagt:

Will man jemanden nach den Geheimnissen Gottes fragen, so frage man den ärmsten Menschen, der auf Erden lebt und der mit Freuden arm ist aus Liebe zu Gott, denn der weiß von Gottes Geheimnissen mehr, als der weiseste Gelehrte auf Erden.

Diese Einstellung Alberts kommt auch in der sogenannten Albert-Tafel zum Ausdruck. In ihr gibt der Heilige zwölf Lebensregeln, die auf das wesentlich Christliche aufmerksam machen.

Das erste ist: Wenn einer einen Cent in der Liebe unseres Herrn in diesem Leben gibt, so ist das Gott wohlgefälliger und den Menschen nützlicher, als wenn seine Nachkommen nach seinem Tod so viel Gold und Silber austeilen, um Dome zu bauen, die von dieser Erde bis zum Himmel reichten.

Gott will von uns nicht nur einen Teil von unserem Überfluss,
Gott will nicht nur am Rand in unserem Leben mitspielen,
Gott will uns ganz, weil er selbst sich uns ganz schenken möchte.
Nur wer bereit ist, loszulassen, der bekommt das wahre Gut geschenkt,
und wer bereit ist, sein Leben zu geben, erlangt Leben in Fülle.

Das zweite ist: Wer ein hartes Wort geduldig erträgt, Lieb und Leid in rechter Demut von Gottes Hand empfängt und beides als Gottes Gabe erkennt: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn er auf seinem Rücken alle Tage einen Wagen voll Birkenreiser zerschlüge.

Vor allem im Mittelalter war es ein Zeichen besonderer Frömmigkeit, wenn Menschen sich selbst geißelten, ja solche Übungen wurden sogar als Instrumente des geistlichen Lebens empfohlen. Heute gehört eine solche Leibfeindlichkeit nicht mehr zu einem Zeichen christlicher Frömmigkeit.
Albert der Große zeigt in seiner zweiten Weisung, dass es ein Gott wohlgefälligeres Tun gibt als private Bußübungen. 

Das dritte ist, dass du dich vor Gott demütigst unter alle Geschöpfe. Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du von einem Ende der Welt bis ans andere gingst und deine Fußstapfen von Blut gerötet wären.

Das vierte ist, dass du Gott mit seiner Gnade stets Reue bietest in deiner Seele. Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du von einem Ende der Welt bis ans andere liefst.

Pilgern ist schon immer bei Menschen beliebt. Im Mittelalter wie heute nehmen viele Menschen beispielsweise die Strapazen des weiten Weges nach Santiago de Compostela auf sich. Pilgern kann das Leben verändern, zu größerer Tiefe führen, aber nur dann, wenn man auch bereit ist, sich wirklich darauf einzulassen und an sich selbst zu arbeiten.

Das fünfte ist, dass der Mensch einen Tropfen aus lauter Liebe wegen des Leidens Christi weint: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn seine Nachkommen aus Schmerzen einen Bach so groß wie die Donau weinten.

Es ist für uns alles so selbstverständlich, wenn wir immer wieder hören und auch selbst davon sprechen, dass Christus für uns gestorben ist. Uns fällt es so schwer, die Liebe zu ermessen, die Gott uns erwiesen hat, und wirklich ergriffen zu sein vom Geheimnis dieser Liebe. Wenn wir nur einen kleinen Schimmer davon bekommen würden, was diese Liebe Gottes für uns bedeutet, dann würde es uns nicht so schwer fallen, Gott auch nur einige Minuten unseres Lebens zu schenken. 

Das sechste ist: Geh selber zu Gott! Das ist dir nützlicher, als wenn du alle Heiligen und alle Engel, die im Himmel sind, hinsenden würdest.

Das siebte ist: Verurteile und verdamme niemanden! Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du sieben Stunden am Tag dein Blut vergössest.

Leben mit Gott, das bedeutet, sich nicht über andere zu erheben, andere nicht zu verurteilen. Leben mit Gott, das bedeutet auch, das mit Geduld anzunehmen, was das Leben bringt, auch wenn es oft schwer fällt. 

Das achte ist, dass du mit Geduld entgegennimmst, was Gott über dich verhängt: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du wie St. Paulus in den dritten Himmel entrückt würdest.

Leben mit Gott, das bedeutet auch, dass wir für unsere Mitmenschen da sind, nicht nur von oben herab Almosen geben, sondern uns von der Not der Menschen ergreifen lassen, sie an uns heranlassen.

Das neunte ist: Hab Mitleid mit deinen Mitmenschen! Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du so viele Kranken speisest, wie in einem ganzen Lande leben.

Doch man soll sehen, dass man sich wegen der guten Werke nicht über andere erhebt.

Das zehnte ist, wenn du heilige Werke und andere reine Tugenden siehst und bei deinem Nächsten wahrnimmst, du dich freust in rechter Liebe: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du dich mit Gott im Himmel freutest.

Gott will, dass wir selbst heilig leben, aber auch, dass wir andere auf diesen Weg der Heiligkeit führen. Dabei sollen wir einander Beistand und Helfer sein. 

Das elfte ist, dass du strebst, die Sünder von ihren Sünden zu bringen: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du mit Gott selber im Himmel säßest.

Doch um dies tun zu können, muss jeder bei sich selbst anfangen, darauf schauen, dass das eigene Leben in Ordnung ist.

Das zwölfte ist, dass du dich selber erkennst und dich selber zu Gott ziehst und bringst: Das ist Gott wohlgefälliger, als wenn du die ganze Welt zu den ewigen Gnaden brächtest, du selber aber ewiglich verdammt würdest.

Zitiert nach Kränkl, Emmeram, Worte der Heiligen, Augsburg 2011

Alberts Vorahnung von seinem baldigen Sterben

Eine alte Legende berichtet von Alberts letzter Vorlesung in Köln, in der ihn das Gedächtnis verließ und er von einer Marienerscheinung erzählte aus der Zeit, als er noch unschlüssig war, in den Dominikanerorden einzutreten:

>>… Schließlich erschien mir die gütigste Mutter und tröstete mich: „Sei getreu im Studium und beharrlich in der Tugend. Gott will durch deine Wissenschaft die ganze Kirche erleuchten. Damit du aber im Glauben nicht wankest, wird vor deinem Tode alle Philosophie von dir genommen werden. In kindlicher Unschuld und Aufrichtigkeit und in der Wahrheit des Glaubens wird dich Gott von dieser Welt nehmen. Und dies soll dir das Zeichen sein, dass deine Zeit gekommen ist: In öffentlicher Vorlesung wird dich dein Gedächtnis verlassen.“
Geliebte Brüder, dies ist nun eingetreten, und ich weiß, dass meine Zeit gekommen ist.<<

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

Stand: 16.11.2020