Werkzeug des Friedens

In der Bergpredigt ruft Jesus zur Erfüllung der gottgemäßen Gerechtigkeit dazu auf, auch dem feindlich gesinnten Menschen Liebe zu erweisen (vgl. Mt 5,38-48) – empfohlen wird eine „Entfeindungsliebe“, die es dem Menschen leichter macht, sich vom Bösen zum Guten zu bekehren.

Diesen Geist der Bergpredigt Jesu atmet auch das Friedensgebet:
„Herr, mach mich zu einem Werkzeug des Friedens“.

Es stammt aus Frankreich. Der älteste Beleg ist die Zeitschrift „La Clochette“ (Nr. 12, Dezember 1912, S. 285). Der Herausgeber, Esther Bouquerel, gab keinen Autor an und überschrieb es mit „Belle prière à faire pendant la messe“ („Ein schönes Gebet für die Messe“).
Das Gebet erreichte schnell eine große Beliebtheit.
Es enthält eine klare Gegenposition zu der Kriegsbegeisterung, die Europa wenige Monate später erfasste.

Seit 1927 wird als Autor des Gebets oft Franz von Assisi genannt, aber es gibt keine historischen Quellen für diese populär gewordene Zuschreibung.
Eine lateinische oder mittelalterliche italienische Version des Gebets ist nicht bekannt.

Eine Übertragung von G. M. Ehlert:

HERR, mach mich zu einem Instrument Deines Friedens

HERR, mach mich zu einem Instrument Deines Friedens.
Wo der Hass herrscht,                       lass mich die Liebe entfachen.
Wo die Beleidigung herrscht,             lass mich die Vergebung entfachen.
Wo die Zerstrittenheit herrscht,          lass mich die Einigkeit entfachen.
Wo der Irrtum herrscht,                     lass mich die Wahrheit entfachen.
Wo der Zweifel herrscht,                   lass mich den Glauben entfachen.
Wo die Verzweiflung herrscht,           lass mich die Hoffnung entfachen.
Wo die Finsternis herrscht,                lass mich Dein Licht entfachen.
Wo der Kummer herrscht,                 lass mich die Freude entfachen.

O MEISTER, lass mich (mehr) anstreben:
dass ich tröste,               als dass ich getröstet werde,
dass ich verstehe,           als dass ich verstanden werde,
dass ich liebe,                 als dass ich geliebt werde,

denn wer gibt,                der empfängt,
wer sich selbst vergisst, der findet,
wer verzeiht,                   dem wird verziehen,
und wer stirbt,                der erwacht zum ewigen Leben.