Das Martyrium der heiligen Felicitas
und ihrer sieben Söhne
Hl. Felicitas = Gedenktag, 23. November
Siebenbrüdertag = Gedenktag, 10. Juli
- Was können wir von Felicitas historisch wissen/ erkennen?
- Was berichten die Quellen über das Glaubenszeugnis der Felicitas?
- Inwieweit kann die Heilige Felicitas für unser Leben aus dem Glauben ein Vorbild sein?
- Was dürfen wir – wie Felicitas – von Gott erhoffen?
‚Felicitas‘ heißt: ‚Glück‘, ‚Fruchtbarkeit‘, ‚Glückseligkeit‘
Felicitas – und ihre Spuren in der Geschichte
Es gibt nur einzelne historisch greifbare Puzzleteile, die zur Legende der Heiligen Felicitas und ihrer sieben Söhne führten:
1. Eine römische Witwe namens Felicitas erlitt in Rom den Märtyrertod. entweder um 150 unter Kaiser Antonius (138-161 n. Chr.)
oder im Jahr 165 unter Kaiser Marc Aurel (161-180 n. Chr.).
2. Im selben Jahr wurden in Rom auch sieben christliche Männer hingerichtet, ihre Namen lauteten: Felix, Philippus, Martialis, Vitalis, Alexander, Silanus und Januarius.
3. Mitte des 4. Jahrhunderts verfasste Papst Damasus I. eine Grabinschrift für Felicitas, in der er erwähnte, dass sie mit ihren Söhnen zusammen hingerichtet wurde, aber nannte weder ihre Zahl noch ihre Namen.
4. Die Verehrung der römischen Witwe Felicitas reicht bis in das 5. Jahrhundert zurück.
5. Zu dieser Zeit listet eine Übersicht der in Rom hingerichteten Heiligen die Namen Januarius, Felix, Philippus, Silanus, Martialis, Vitalis und Alexander auf, aber nirgends steht, ob es sich um Brüder handelte oder ob ihre Mutter Felicitas hieß.
6. Eine alte Überlieferung aus Rom bestätigt, dass diese acht Märtyrer eine „Familie“ waren.
7. Der heilige Papst Gregor der Große (590-604 n. Chr.) schreibt: „Felicitas, welche sieben Kinder hatte, fürchtete mehr, sie auf Erden zurückzulassen, als die anderen Mütter fürchten, sie zu überleben. Sie war eine Märtyrerin in höchstem Grad, weil sie gelitten hat, was jedes ihrer Kinder duldete. Nach der Ordnung der Zeit war sie die achte; allein sie war schon voll der Peinen während dieses ganzen blutigen Schauspieles. Sie begann das Martertum bei ihrem ältesten Sohn und vollendete es mit ihrem eigenen Tod. Sie empfing eine Krone für sich und für alle jene, welche sie zur Welt geboren hatte.“
8. Ein um 600 in den Katakomben des Maximus entstandenes Fresko zeigt Felicitas mit ihren Söhnen; auch in den Thermen des Titus fand man ein Fresko mit Felicitas und ihren Söhnen.
Felicitas – und die Stärke ihres Gottesglaubens
Die Legende – mit starken Anklängen an das Martyrium der makkabäischen Frau und ihrer sieben Söhne (vgl. 2 Makk 7,1-42):
Felicitas war eine christliche Witwe, eine adelige Matrone, die wegen ihres Glaubens beim Stadtpräfekten Publius angezeigt wurde. Der bemühte sich, die Mutter mit dem Hinweis auf ihre sieben Söhne zum Abfall zu bewegen. Felicitas sagte ihm: „Ich bin sicher, dass ich, solange ich lebe, stärker bin als du. Lässt du mich aber sterben, werde ich als Getötete noch schöner über dich triumphieren.“
Kaiser Mark Aurel wurde auf den Fall aufmerksam und befahl, die Familie zu trennen und einzeln zu exekutieren.
Felicitas ermahnte ihre sieben Söhne, standhaft zu bleiben, auf den Himmel zu blicken und im Vertrauen auf die Auferstehung das Martyrium zu erdulden. Wie der makkabäischen Mutter sind ihr das ewige Leben und die klare Haltung ihrer Söhne wichtiger als der Wunsch, mit ihnen hier auf Erden möglichst lange zusammen zu sein.
Januarius wurde totgepeitscht.
Felix und Philippus wurden mit Knüppeln totgeschlagen.
Silanus wurde von einer Klippe geworfen.
Die drei jüngsten Brüder Martialis, Vitalis und Alexander wurden enthauptet.
Felicitas wurde vier Monate ins Gefängnis gesteckt, nachdem ihre Kinder den Märtyrertod gestorben waren, und dann ebenfalls enthauptet.
Felicitas – und unser Weg zum wahren Glück
Felicitas heißt: „Glück“, „Fruchtbarkeit“, „Glückseligkeit“.
Wie Felicitas können auch wir irdisches Glück erfahren auf dem Weg zu größerer Lebendigkeit und intensiverer Liebe. In ihrer Fruchtbarkeit kann Felicitas sieben Söhnen das Leben schenken.
Wie Felicitas können auch wir auf dem schmerzlichen Weg des Loslassens Glück im Leid erfahren. Felicitas ermutigt ihre sieben Söhne dazu, ihr irdischen Leben hinzugeben in ihrem Glauben an den Gott, der ihre Söhne zum ewigen Leben auferwecken wird und in ihrer Hoffnung, sie einst in der Glückseligkeit des Himmels wiederzusehen.
Im Laufe der Geschichte ist sie zur Patronin aller Mütter geworden.
Petrus Chrysologus hat in einer Predigt um das Jahr 430 über Felicitas gesagt: „Sieben Mal liegt Felicitas beim Anblick ihrer sterbenden Söhne in Geburtswehen, bis die Schwachheit umgewandelt ist in Kraft, bis das Fleisch übergeht in Geist, bis die Erde sich aufschwingt zum Himmel.“
Immer wieder müssen auch wir in Geburtswehen liegen – das, was wir guter Hoffnung in uns getragen haben, loszulassen – „sterben zu lassen“ bis unsere Schwachheit in Kraft und unser Fleisch in Geist verwandelt wird.
Die Namen der sieben Söhne der Felicitas und ihr unterschiedliches Martyrium können – so Pater Anselm Grün – ein Symbol dafür sein, dass jeder Mensch verwandelt werden kann, aber auf verschiedene Weise.
Januarius = der Doppelgesichtige, der Zwielichtige, der Hin-und-her-gerissene. Er wird verwandelt, indem er die Weisheit des Herrn lernt.
Felix, = der Sonnyboy, der immer Fröhliche. Seine Freude muss durch den Tod hindurch, um von der Oberflächlichkeit befreit zu werden.
Philippus, = der Pferdefreund, der aus dem Bereich der Triebe heraus lebt. Bei ihm wird das Fleisch in Geist verwandelt, indem er den Götzen abschwört und die Wirklichkeit des wahren Gottes erkennt.
Silvanus = der Waldmensch, aber auch der Mensch, der aus dem Unbewussten lebt. Er wird verwandelt, indem er aufwacht zur eigentlichen Wirklichkeit.
Alexander = der Kämpfer, der Ehrgeizige, der Perfektionist, der danach strebt, alles perfekt zu machen, immer mehr Erfolge zu erringen. Er kann sich wandeln, indem er seine Schwachheit erkennt. Nur dann bekommt er die Klugheit eines Alten, wie die Legende es ausdrückt.
Vitalis = der lebendige Mensch. Damit seine Lebendigkeit nicht schal wird, muss sie durch den Tod verwandelt werden.
Martialis = der kriegerische, brutale, grausame, sadistische Mensch. Er erkennt, dass die eigentliche Grausamkeit darin besteht, Götzen anzubeten. Indem er den wahren Herrn anbetet, geht er mit sich gut um und wird so fähig, mit andern gütig und barmherzig zu werden.
Felicitas – und unsere Hoffnung auf Vollendung
Felicitas – und ihre sieben Söhne können uns zeigen, dass jeder von uns verwandelt werden kann, weg von der Schwachheit hin zur Kraft, weg vom Fleisch hin zum Geist, weg vom Verhaftet sein an das Irdische hin zur Hoffnung auf die himmlische Glückseligkeit.
Entscheidend ist, dass wir uns selbst, so wie wir sind, Gott hinhalten, uns ihm überlassen und anvertrauen.

Martyrium der Mutter und ihrer 7 Söhne – Grafik zu 2 Makk 7 – von G. M. Ehlert, Nov. 2019
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