O-Antiphonen

Die O-Antiphonen

Das Herzstück im kirchlichen Stundengebet in der Adventszeit
sind die besonderen Antiphonen zum Magnifikat in der Vesper –
die sogenannten O-Antiphonen:

O Sapientia (17. Dezember)
O Adonai (18. Dezember)
O radix Jesse (19. Dezember)
O clavis David (20. Dezember)
O Oriens (21. Dezember)
O Rex gentium (22. Dezember)
O Emmanuel (23. Dezember)

(O Virgo virginum) (24. Dezember)

O-Antiphonen sind ein Ruflied uralter Sehnsucht nach der Ankunft des Gottessohnes in unserer Welt in der Adventsliturgie (17. – 23. Dezember)

vgl. Gotteslob Nr. 222*“Herr, send herab uns deinen Sohn
siehe auch „Die 7 + 1 O-Antiphonen“ (Power-Point-Präsentation)

o-antiphonen
(c) Grafik u. Zusammenstellung der Texte: Georg Michael Ehlert, im Advent 2002

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Einführung:

I. Ruflieder uralter Sehnsucht

Die sieben O-Antiphonen sind in ihrer Textform gleich gestaltet.
Sie beginnen mit jeweils einer Anrufung, die mit ihren verschiedenen alttestamentlichen Bildern jeweils als Aussagen über Christus zu verstehen sind. Dann folgt jeweils der sehnsuchtsvolle Gebetsruf: „Komm!“
und es wird das ersehnte Ziel des Kommens zum Ausdruck gebracht.

Diese O-Antiphonen übernehmen damit die Form der sogenannten „Ruflieder“, mit der in vorchristlicher griechischer und römischer Religion jeweils die kultisch gefeierte Ankunft („Adventus“) der Götter
– nach Augustus auch der als Götter verehrten Kaiser – besungen wurde.
Die römische Liturgie übernimmt für ihre Feier der Vorbereitung auf Weihnachten, die dem „Advent“ zugehörige Liedform der „Ruflieder“.
II. Prophetische Visionen

Die älteste Handschrift, die uns der Text der sieben O-Antiphonen überliefert, ist das Responsoriale von Compiègne
(2. Hälfte des 9. Jh., PL 78, 732f). Hier wird noch eine 8. Antiphon angefügt, die sich jedoch an die Jungfrau Maria richtet.

Die einzelnen O-Antiphonen sind eine „wunderbare Schau“, in der verschiedene biblische, besonders alttestamentliche Texte der Not und der Hoffnung auf Heil anklingen. Sie werden jeweils auf die Ankunft/ Wiederkunft Christi bezogen.
III. Kosmische Ordnung
Sowohl bei der Siebenzahl (bzw. der Zahl acht) als auch bei dem Aufbau der Antiphonen ist eine verborgene Symbolik zu entdecken. „Sieben ist das Zur-Vollendung-Kommen, die achte erklärt und zeigt, was vollendet ist.“ (Amalar von Metz). Charakteristisch für mittelalterliches Denken ist,
dass es von „Stufen“ spricht, von einem stufenweisen Prozess der Annäherung. Es legt sich die Vermutung nahe, dass mit den sieben O-Antiphonen auf die sieben Planeten Bezug genommen wird.
Den Planeten – in der Reihenfolge ihrer Entfernung von der Erde – Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond (Uranus, Neptun u. Pluto wurden erst in der Neuzeit entdeckt) ist gemeinsam, dass nur sie – von der Erde aus gesehen (!) – vor dem Fixsternhimmel in festen Bahnen um die Erde sich bewegen.

In die Harmonie der kosmischen Bahnen sah sich der mittelalterliche Mensch selbst eingebunden. Diese sieben Planeten tragen die Namen mythischer Gottheiten und sie symbolisieren verschiedene Kräfte im Menschen.

In den O-Antiphonen erklingt der Ruf nach Erlösung aller dieser Kräfte des Menschen, die durch die mythischen Gottheiten symbolisiert werden. Mit ihrem eindringlichen Ruf „Komm!“ sind die O-Antiphonen ein christliches Lied, das der Sehnsucht des Herzens Ausdruck verleiht, die Verheißung Christi möge sich endlich erfüllen:

„Seht, ich mache alles neu“
(Offb. 21,5).

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17. Dezember – O Sapientia – (Saturn)

O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodisti
attingens a fine usque ad finem
fortiter
suaviter disponensque omnia: –
veni ad docendum nos viam
prudentiae.
O Weisheit, die du aus dem Mund des Höchsten
hervorgegangen bist –
umspannend von einem Ende bis zum
anderen mit Macht und mit Milde ordnend das All: –
komm, uns zu lehren den Weg der Klugheit.
o-weisheit
Lob auf Gottes Weisheit:
Sir 24,3: „Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor…“ Weish 8,1: „Machtvoll entfaltet sie ihre Kraft von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte das All.“
Jes 40,14: „Wer könnte ihm (= Gott) zeigen den Weg der Klugheit?“
Diese Antiphon ruft nach Christus, der schöpferischen Weisheit Gottes als dem Lehrer, der Macht hat. Er soll in uns bewirken, den rechten Weg zu gehen. Saturn als letzter der (damals) sichtbaren Planeten in unserem Sonnensystem deutet die Grenze des Lebensbereiches an, er geht nur langsam voran, sein Licht ist matt. So bedeutet Saturn das Prinzip der Begrenzung des Lebens. Begrenzung bedeutet zugleich aber auch Formung;
ohne Grenzsetzung gibt es keine Ordnung, keinen Weg, verliert sich alles. So meint Saturn die zwar leidvolle, zugleich aber auch notwendige Erfahrung der Grenze auf dem Weg des Reifens zur Weisheit. Es ist nicht schwer, in der ersten O-Antiphon den Ruf
nach der positiven, heilenden Kraft des Saturn zu entdecken. Hinzu kommt, dass beginnend mit dem 17. Dezember, an dem diese Antiphon gesungen wird, im Alten Rom die Feier der Saturnalien begann, die seit der Kaiserzeit durch sieben Tage hindurch begangen wurde.
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18. Dezember – O Adonai – (Jupiter)

O Adonai et Dux
domus Israel –
qui Moysi in igne flammae rubi
apparuisti
et ei in Sina legem dedisti: –
veni ad redimendum nos in
brachio extento.
O Herr und Führer des Hauses Israel
der du Mose in der Feuerflamme
des Dornbuschs erschienen bist und ihm auf dem Sinai das Gesetz
gegeben hast: –
komm und erlöse uns
mit erhobenem Arm.
o-adonai
Zugrunde liegt Ex 6,3ff = die Verheißung Gottes
an Mose, sein Volk mit machtvoll erhobenem Arm aus der Knechtschaft Ägyptens zu erlösen und herauszuführen. Hinweis in Mi 5,1 auf den „Führer des Hauses Israel“ Zur Erscheinung Gottes im Dornbusch vgl. Ex 3,2 u. am Sinai vgl. Ex 19ff.
Diese Antiphon ruft nach Christus, dem Offenbarwerden der Herrschaft des Wortes Gottes in einer Weltordnung, die besser ist als die, in der wir leben. Jupiter ist in der Mythologie der „Höchste“ der Götter, der „Herr“ des Himmels, der Inbegriff aller Rechtsordnung.
Diese „Souveränität“ kommt in dem nach ihm benannten Planeten darin zum Ausdruck, dass er zwölf Jahre für seinen Umlauf um
die Sonne benötigt, so viele Jahre, wie das Sonnenjahr Monate hat.
Das Jupiterjahr ist ein Jahr höherer Ordnung. So bezeichnet Jupiter das Streben des Menschen nach einer neuen, besseren Weltordnung – korrespondierend jener Gottesherrschaft, nach der wir in der 2. O-Antiphon rufen, zudem nach begründeter Ansicht der Jupiter der Stern ist, der zusammen mit dem Saturn der Stern ist, dessen besondere Erscheinung nach Mt. 2,2 auf den Messias verweist.
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19. Dezember – O radix Jesse – (Mars)

O radix
Jesse,
qui stas in signum populorum – super quem continebunt reges os
suum,
quem gentes deprecabuntur: –
veni ad leberandum nos,
jam noli tardare.
O (Sproß
aus der) Wurzel Isais,
der du dastehst als Zeichen für
die Nationen:
vor dem die Könige ihren Mund schließen, den die Völker anflehen: – komm, uns zu befreien, säume
nicht länger.
o-wurzel-jesse
Grundtext ist die prophetische Verheißung aus Jes 11,1-10, die die machtvolle Wirkung des aus der Wurzel Isais aufgehenden Sprosses betont. Vgl. auch die Aussagen aus den Liedern vom leidenden Gottesknecht:
Jes 52,15; 53,2.7
Diese Antiphon ruft nach Christus, dem Herrscher, der ganz anders ist als die, die wir kennen, nach dem verheißenen Neuanfang, nach dem ganz Anderen,
der die Mächtigen dieser Erde endlich zum Schweigen bringt.
Mars – nach dem römischen Kriegsgott benannt
– symbolisiert die Aggressivität und Vitalität im Menschen, seine Antriebskraft und Schaffens- freude. Astrologisch beherrscht Mars das neue Aufsprießen der Natur im Frühjahr, wenn die Sonne im Tierkreiszeichen
Widder steht. Die Initiative Gottes zu unserem Heil beginnt mit dem „Spross“ aus der Wurzel Isais, nach dem wir in der 3. O-Antiphon rufen.
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20. Dezember – O clavis David – (Sonne)

O clavis
David
et sceptrum domus Israel – qui aperis et nomo claudit;
claudis et nemo aperit: –
veni et educ vinctum de domo carceris, sedentem in tenebris et
umbra mortis.
O Schlüssel
Davids
und Zepter des Hauses Israel – der du öffnest und niemand
schließt;
du schließt, und niemand
öffnet: –
komm und führe den Gefangenen
aus dem Kerker,
den, der sitzt in Finsternis
und Todesschatten.
o-schlussel-davids
Grundlage ist Jes 22,20, wo Eljakim berufen wird als Verwalter im Hause Davids die Schlüssel übertragen bekommt. –
Gen 49,10 spricht davon, dass das Zepter von Juda nie weichen wird. –
In Jes 9 wird das Kommen dieses verheißenen Herrschers aus Juda auf
dem Thron Davids gefeiert.
In Lk 1,78f besingt Zacharias Christus als das aufstrahlende
Licht…
Diese Antiphon ruft nach Christus, nach der Macht, die wie die Strahlen der Sonne
in der Finsternis befreiend wirken, mit gleichsam königlicher Autorität
aus der Todesangst herauszuführen vermag.
Der strahlende Sonnenball – Symbol für Christus,
die Sonne der Gerechtigkeit. Unter dessen Strahlen ist das Leben auf der Erde schlechthin
überhaupt erst möglich. Die Sonnenstrahlen lassen die Samen aus der finsteren
Erde aufkeimen und Frucht bringen.
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21. Dezember – O Oriens – (Venus)

O Oriens, splendor lucis aeternae – et sol justitiae: – veni et illumina sedentes in tenebris et umbra mortis. O Morgenstern, Glanz des ewigen Lichtes – und Sonne der Gerechtigkeit:
komm und erleuchte, die sitzen
in Finsternis
und im Schatten des Todes.
o-aufgang
Dass der Herr wie ein Stern aufgeht, wird in Jes 60,2
gesagt, und nach Jes 62,1 steigt in Jerusalem sein „Glanz“ auf. Die Deutung
als „Morgenstern“ ist von Offb 22,16 her gerechtfertigt.
Diese Antiphon ruft nach Christus, nach dem Licht der Gerechtigkeit, das die Menschen aus der Todesverfallenheit retten kann. Die Venus – ist der Morgenstern, nach dem die 5. O-Antiphon ruft. Der Ruf nach „Gerechtigkeit“ ist der Ruf nach der Venus.
Sie ist ein Bild für das Streben nach Ausgeglichenheit, Harmonie,
Schönheit und Gerechtigkeit. In Verbindung mit Mars gebiert sie –
mythologisch gesprochen – Eros, die Liebe.
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22. Dezember – O Rex gentium – (Merkur)

O Rex
gentium,
et desideratus earum – lapisque angularis, qui
facis utraque unum: –
veni et salva hominem, quem de limo formasti.
O König der
Völker
und ihr Ersehnter – du Schluss-stein, der du
die beiden vereinigst: –
komm und heile den Menschen, den du aus Lehm gebildet hast.
o-konig
Vgl Ps 47,9: dass Gott als König herrscht vgl. Eph. 2,20, wo von Christus als dem „Schluss-stein“ die Rede ist, der alles zusammenhält. Alle Menschen sind nach Gen 2,7 aus Lehm gebildet. Diese Antiphon ruft nach Christus, nach dem, der die Entfremdung der Menschen aufzuheben
vermag in einer Neuen Einheit und Gemeinschaft, in einem neuen Frieden.
Der Merkur symbolisiert alles Machen und Kombinieren sowie die Fähigkeit zur Mitteilung, zur Kommunikation, nach der die 6. O-Antiphon ruft.
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23. Dezember – O Emmanuel – (Mond)

O Emmanuel, Rex et legifer noster –  exspectatio gentium et Salvator
earum: –
veni ad salvandum nos,Domine Deus noster.
O „Gott-mit-uns“, König und unser Gesetzgeber
du Erwartung der Völker und
ihr Retter: –
komm und rette uns, Herr, unser Gott.
o-emmanuel
Die Geburt des Emmanuels aus der Jungfrau ist nach Jes 7,14 das prophetische Heilszeichen. Nach Mt 1,23 hat sich dieses Zeichen
in der Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria erfüllt. Sein Name bezeichnet,
was er ist: Retter/Heiland (vgl Lk 2,11)
zu „Herr, unser Gott“ vgl. Ps 99,8 u. Ps 106,47.
Diese Antiphon ruft nach Christus, nach dem „Gott-mit-uns“, dem göttlichen Heiland und Retter, der in der Unbeständigkeit dieser Welt ersehnt wird als der Garant einer neuen Ordnung in Frieden und Gerechtigkeit. Der Mond ist nach antikem Verständnis die Grenze zwischen Himmel und Erde, zugleich in seinem steten Wandel Bild der diesseitigen Welt, Bild auch der Kirche auf ihrer irdischen Pilgerschaft.
Im Menschen entsprechen dem Mond die unteren Eingeweide, der Verdauungsapparat,
und die „linke“, die emotionale Seite. (Das deutsche Wort „Laune“ kommt vom lateinischen „luna“ = „Mond“).
Den Alten war auch bewusst, dass der Mond kein eigenes Licht hat, dass sein Licht vielmehr Widerschein des Lichtes der göttlichen Sonne ist. Über der Mondsichel nun – so wurde Offb. 12,1ff gedeutet – erscheint die Frau, die den Emmanuel gebären sollte, das Zeichen der ersehnten Gottesherrschaft, unserer Hoffnung in dieser Welt.
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24. Dezember – O Virgo virginum – (Erde)
Die älteste Handschrift -das Responsoriale von Compiegne – fügt noch eine 8. Antiphon hinzu: O Virgo virginum…
Sie hat jedoch einen anderen Charakter.
Sie richtet sich an die Jungfrau und Gottesmutter Maria.

O Virgo virginum
quomodo fiet istud?
Quiena nec primam similem visa
es nec habere sequentem.
Filiae Ierusalem,
quid me admiramini?
Divi num est mysterium
hoc quod cernitis.

O Jungfrau der Jungfrauen,
wie kann das sein?
Denn weder vor dir noch nach dir war jemand wie du.
Töchter von Jerusalem,
was staunt ihr über mich?
Göttlich nun ist das Geheimnis,
das was ihr seht.

in-seiner-hand-ii

 

 

 

Mit der 7. O-Antiphon ist unser sehnsuchtsvolles Rufen bis in die Tiefe unseres erdverhafteten Seins vorgedrungen.
Dass dieses Rufen sich durch alle Kräfte des Kosmos hinzog, macht
zugleich die Eingebundenheit des Menschen in die ganze Schöpfung deutlich:
„Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden
der Kinder Gottes (Röm 8,19).

*Wenn wir nun am letzten Tag vor Weihnachten,
nochmals zurückschauen, so offenbart sich in den 7 Rufen verborgen
auch schon die Antwort.
Liest man nämlich die Anfangs-buchstaben der ersten Wörter der 7 O-Antiphonen rückwärts der Reihe nach, dann stehen vor uns die Buchstaben ERO CRAS: = „ich werde da sein – morgen“
– die Verheißung, zu der uns die Antiphonen hinführen wollen,
da sie die prophetischen Visionen des Alten Testamentes im Lichte des Neuen
Testamentes zum Lied unseres Herzens, zum Lied der ganzen Schöpfung machen.
Die Folge der Anfangsbuchstaben gibt auch einen Sinn, wenn wir gemäß der ältesten Textüberlieferung
die schon erwähnte 8. Strophe „O Virgo virginum“ hinzunehmen; aus ERO („Ich werde dasein“) wird dann VERO CRAS: = „Wahrhaft morgen!“
(Grundlage dieser Gedanken zu den O-Antiphonen: Musica sacra 10/11 1985, Ein Lied vom Seufzen der ganzen Schöpfung: Die O-Antiphonen der römischen Adventsliturgie, von P. Dr. Gerhard Voss OSB und Fr. Gregor Baumhof OSB, S. 423-434)
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Ein Lied aus dem Gotteslob zu den O-Antiphonen (GL 222):

Herr, send herab uns deinen Sohn,
die Völker harren lange schon.
Send ihn, den du verheißen hast,
zu tilgen uns’rer Sünden Last.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

I.
O Weisheit aus des Höchsten Mund,
die du umspannst des Weltalls Rund
und alles lenkst mit Kraft und Rat;
komm, weise uns der Klugheit Pfad.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

II.
O Adonai, du starker Gott,
du gabst dem Mose dein Gebot
auf Sinai im Flammenschein:
streck aus den Arm, uns zu befrei’n.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

III.
O Wurzel Jesse, Jesu Christ,
ein Zeichen aller Welt du bist,
das allen Völkern Heil verspricht:
eil uns zu Hilfe, säume nicht.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

IV.
O Schlüssel Davids, dessen Kraft
uns kann entziehn der ew’gen Haft:
komm, führ uns aus des Todes Nacht,
wohin die Sünde uns gebracht.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

V.
O Aufgang, Glanz der Ewigkeit,
du Sonne der Gerechtigkeit:
erleuchte doch mit deiner Pracht
die Finsternis und Todesnacht.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

VI.
O König, Sehnsucht aller Welt, 
du Eckstein, der sie eint und hält:
o komm zu uns, o Herrscher mild,
und rette uns, dein Ebenbild.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

VII.
O „Gott mit uns“, Immanuel,
du Fürst des Hauses Israel,
o Hoffnung aller Völker du:
komm, führ uns deinem Frieden zu.
     „Freu dich, freu dich, o Israel,
.      bald kommt zu dir Immanuel.“

Herr, wir vertrauen auf dein Wort;
es wirkt durch alle Zeiten fort.
Erlöse uns, du bist getreu.
Komm, schaffe Erd und Himmel neu.

(Text: Heinrich Bone, 1847;
Melodie: Thomas Helmore 1856 nach einer franziskanischen Melodie des 15. Jh.)

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