Hieronymus – 30. Sept.

Hl. Hieronymus

„Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit,
und wer die Heilige Schrift nicht kennt,
der kennt weder Gottes Kraft noch seine Weisheit:
die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.“

Hieronymus (* um 347 – + 30. September 420) gilt als der gelehrteste der vier lateinischen Kirchenväter und ist einer der bedeutendsten Theologen und Schriftsteller der Christenheit. Sein bekanntestes Werk ist die Übersetzung der Bibel ins Lateinische, Vulgata genannt.

Gedenktag, 30. September

Sophronius Eusebius Hieronymus wurde um das Jahr 347 als Sohn wohlhabender christlicher Eltern in Stridon in der römischen Provinzen Dalmatien geboren.

Er studierte in Mailand und Rom, stürzte sich in das Leben der Weltstadt und fühlte sich mehr zu den antiken Klassikern hingezogen als zur Heiligen Schrift, deren Sprache ihm als einfältig erschien.

Zu dieser Zeit wurde Hieronymus schwer krank und ein starkes Fieber befiel ihn.
Da hatte er eine Vision. Er wurde vor Gottes Thron entrückt. Dort fragte man ihn, welchen Glaube er habe. „Ich bin ein Christ,“ antwortete er. Doch der Richter sprach zu ihm: „Du lügst, ich weiß, dass du ein Anhänger Ciceros bist und kein Christ. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Darauf wandte sich Hieronymus der Bibel zu.

366 ließ Hieronymus sich taufen und setzte später seine Studien in Trier fort, wo er das Klosterleben kennen lernte. 373 schloss er sich in Aquileia einem asketischen Bund an und eine Wallfahrt ins Heilige Land führte ihn zu Einsiedlern in die Wüste Chalkis.

Die Löwenlegende

Eine der bekanntesten Überlieferungen über Hieronymus ist die Löwenlegende, wegen der er oft mit diesem Tier auf Gemälden dargestellt wird: Als er Eremit war, sei ein hinkender Löwe in die Felsenhöhle gekommen und alle Mönche seien geflohen. Hieronymus aber fragte den Löwen, warum er zu ihnen ge-kommen sei. Das wilde Tier hob seine blutende, verletzte Pranke hoch. Hieronymus trug den Mönchen auf, Wasser zu bringen und die Wunde zu reinigen. Sie zogen einen Dorn aus der Löwenpranke und pflegten das Tier, bis die Wunde verheilt war. Der Löwe blieb bei den Mönchen und hütete die Weidetiere, während die Männer im Wald Holz sammelten. Eines Tages schlief der Lö-we beim Hüten der Tiere ein und eine vorüberziehende Karawane stahl unbemerkt einen Esel. Die Mönche dachten zunächst, der Löwe hätte ihn gefressen. Doch der Löwe entdeckte die Karawane mit dem Esel, lief hin und brüllte so gewaltig, dass die Männer fast zu Tode erschraken. Voller Angst und Reue brachten sie den Esel zu Hieronymus zurück. Er nahm die Männer freundlich auf. Diese schenkten ihm eine große Summe Geld – wohl aus schlechtem Gewissen. Hieronymus ließ es dem Kloster zukommen.

379 wurde Hieronymus in Antiochia zum Priester geweiht und 382 ernannte ihn Papst Damasus I. zu seinem Sekretär. (Legenden des 15. Jahrhunderts erzählen, dass er die ihm angetragene Ernennung zum Kardinal abgelehnt habe)

Damals erhielt er den Auftrag, die gesamte Bibel ins Lateinische zu übersetzen, ein Werk, das ihn den Rest seines Lebens beschäftigte. Seine guten Kenntnisse der griechischen und hebräischen Sprache und seine Kontakte ins Heilige Land waren dafür beste Voraussetzungen.

Die Vulgata, die bedeutendste Übersetzung der Heiligen Schrift in Latein, geht auf Hieronymus zurück.

Hieronymus war ein radikaler Asket. Er war vor allem auch bei vornehmen Frauen als Seelsorger geschätzt. Viele Briefe an die adlige römische Witwe Paula und deren Tochter Julia sind uns erhalten. Nach dem Tod von Papst Damasus hatte Hieronymus Aussichten darauf, dessen Nachfolger zu werden, doch er hatte auch viele Gegner, so dass seine Wahl nicht zustande kam. Enttäuscht verließ er 385 Rom und siedelte sich in Betlehem an, wo er zusammen mit Paula aus deren Vermögen vier Klöster gründete: drei Nonnenklöster und eines für Mönche, dessen Leitung er übernahm.

35 Jahre lang wirkte Hieronymus zurückgezogen, aber mit intensiver schriftstellerischer Tätigkeit und wurde zu einem der bedeutendsten Theologen aller Zeiten. Viele seiner Schriften sind uns erhalten, darunter Bibelkommentare und die erste christliche Literaturgeschichte „De viris illustribus“ über die ausgezeichneten Männer der Kirchengeschichte.

Hieronymus war ein sprachliches Genie. Wortgewaltig und rhetorisch brillant schuf er sich einen Namen als Übersetzer, Kommentator und Verfasser von Briefen, Traktaten und Mönchsromanen.

Seine Bibelübersetzungen und -kommentierungen sind auch nach heutigen Standards großartige Leistungen. Mit seiner Hinwendung zu den Originalsprachen der Bibel, vor allem zur „hebraica veritas“, setzte er Maßstäbe.

Hieronymus starb im Alter von 73 Jahren am 30. September 420 in seinem Kloster in Betlehem.

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Heiliger Hieronymus – Bibelübersetzer; Grafik: G. M. Ehlert

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…die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.“

Mein Impuls: Heute in der Bibel, in der heiligen Schrift lesen.

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unterschiedliche Arten, die Bibel zu lesen:

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

Stand: 30. Sept. 2022