Thomas – 3. Juli

Apostel Thomas

Fest: 3. Juli
(bis 1969 = 21. Dez.)

Was erfahren wir vom Apostel Thomas aus der Bibel?

• Er gehörte zu den von Jesus auserwählten 12 Aposteln (Mt 10,3; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13)

• Nur im Evangelium nach Johannes wird der Name Thomas weitere 7 x erwähnt; es werden von ihm 4 bedeutsame Aussagen überliefert:

1. Als Jesus sich wieder nach Jerusalem begeben will und sich damit in Todesgefahr begibt, bekennt Thomas seine Verbundenheit mit ihm: „Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben.“ (Joh 11,16)

2. Als Jesus im Abendmahlssaal von seinem Weg zum Vater spricht, will er dies verstehen: „Herr, wir erkennen nicht, wohin du gehst. Wie sollten wir dann den Weg erkennen?“ – Und Jesus antwortet ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,5f)

3. Einige Tage nach seinem Untertauchen bei der Gefangennahme Jesu – als er von den anderen Aposteln von Kreuzestod und Auferstehung erfährt, sagt er: „Wenn ich nicht sehe in seinen Händen die Spur der Nägel und lege meine Finger in die Spur der Nägel und lege meine Hand in seine Seite, gar nicht glaube ich.“ (Joh 20,25)

4. Als acht Tage darauf die Jünger wieder versammelt waren, ist Thomas dabei als Jesus erneut erscheint. (Joh 20,26)

5. Jesus sagt zu Thomas: „Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! (Joh 20,27)

6. Daraufhin bekennt Thomas: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)

7. Ein 7. Mal (!) wird Thomas im Johannesevangelium erwähnt als 7 Jünger am See von Tiberias zum Fischen ausfahren und es zu einer dritten Erscheinung des Auferstandenen kommt. (Joh 21,2)

Der Glaubensweg des Thomas
vom Sehen, erkennen, einsehen zum Glauben und bekennen:

– Thomas sieht mit seinen Augen: die Wundmale Jesu;

– er erkennt mit seinem Verstand: dieser Auferstandene, der vor ihm steht ist identisch mit dem am Kreuz gestorbenen;

– er erkennt glaubend an: „…er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil (= Schalom) lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Aussage über den Gottesknecht in Jes 53,5);

– er bekennt mit voller Glaubensüberzeugung: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)

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Der Auferstandene zeigt sich dem Thomas; Bild G. M. Ehlert, 07. April 2013

Das Wirken des Apostels Thomas
Aus verschiedenen legendenhaften Darstellungen geht hervor, dass Thomas etwa im Jahr 40 n. Chr. Jerusalem verließ und zunächst in den Jahren von 42 bis 49 unter den Menschen des Nahen Ostens im heutigen Irak, Iran, Afghanistan und Belutschistan evangelisiert hatte, schließlich im Jahre 53 Nordindien erreichte.
Die Didache oder Zwölf-Apostel-Lehre, eine frühchristliche Schrift die etwa um das Jahr 100 entstand, enthält den ältesten schriftlichen Hinweis auf die Missionstätigkeit des Heiligen in Indien.

Die syrischen Thomas-Akten (aus dem Anfang des 3. Jahrhunderts) erzählen, dass Christus Thomas erschien und ihn aufforderte, dem Boten des Königs Gundisar nach Indien zu folgen, da der König den besten Baumeister suche, um sich einen Palast nach römischer Bauweise errichten zu lassen. Thomas wurde mit Abbanes, dem Boten, unterwegs veranlasst, an der Hochzeit einer Königstochter teilzunehmen; eine hebräische Musikantin wiederholte für Thomas einen Hymnus in der Muttersprache, worauf der Mundschenk ihn ohrfeigte. Thomas prophezeite die eintretende Strafe: Löwen zerrissen den Mundschenk am Brunnen, ein Hund brachte die Hand, die den Glaubensboten geschlagen hatte, das Brautpaar bekehrte sich und wurde gesegnet. Bei Gundisar angelangt, zeichnete Thomas diesem einen Palast und erhielt große Schätze zum Bau, verteilte diese aber während der Abwesenheit des Königs an die Armen, predigte und bekehrte Unzählige. Dem zurückgekehrten empörten König, der Thomas in den Kerker warf, erschien sein vor kurzem verstorbener Bruder; der erklärte ihm, Thomas habe für ihn im Jenseits den prächtigsten Palast errichtet, worauf Gundisar sich bekehrte und Thomas in fernere indische Gebiete ziehen ließ. Vornehme Frauen eines Herrscherhauses wurden von Thomas bekehrt, der König Misdai aber ließ ihn gefangen setzen, vielfältig martern und wollte ihn zum Opfer vor dem Sonnengott zwingen. Thomas sprach den im Standbild verborgenen Teufel an, das Bronzewerk zerschmolz wie Wachs, der außer sich geratene Oberpriester durchbohrte Thomas mit seinem Schwert, doch der König ließ ihn ehrenvoll begraben.

Nach anderen Legenden durchzog Thomas noch weitere Länder, bis er in Madras – dem heutigen Chennai in Indien – von feindlich Gesinnten mit Lanzen durchstochen wurde.

Auf Johannes Chrysostomus soll die Erzählung zurückgehen, dass Thomas auf seinen Reisen die Heiligen Drei Könige getroffen, getauft und zu Bischöfen ernannt habe.

Als Ort seines Martyriums geben viele Legenden Kalamina – wohl Mailapur an, der heutige Stadtteil Mayilapuram in Madras / Chennai.

Als sein Todestag gilt der 21. Dezember im Jahr 72 nach Christus (bis 1969 sein Gedenktag).

Über seinem Grab wurde auf dem Saint-Thomas-Mount 1547 eine Kirche errichtet, in der sich ein Kreuz mit einer mittelpersischen Inschrift aus dem 8./ 9. Jahrhundert befindet.

Der größte Teil seiner Reliquien wurde im 3. Jahrhundert nach Edessa, dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei, übertragen.

Der Tag der Übertragung der Gebeine – 3. Juli – ist seit der Kalenderreform 1969 in der katholischen Kirche sein Festtag.

 

Mein Herr und mein Gott!
nimm alles von mir, was mich hindert zu dir:

nimm mir meine Angst, wenn ich mich aus Angst verschließe.
nimm mir meine Zweifel, wenn ich der Verzweiflung nahe bin.
nimm mir meine vermeintliche Glaubenssicherheit, wenn sie mich hindern, nach dir zu fragen und dich zu finden.

Mein Herr und mein Gott!
gib alles mir, was mich führet zu dir:
lass mich nach dir fragen in der Gemeinschaft der Glaubenden;
lass mich dich finden in deinem lebendigen Wort;
lass mich dich schmecken in den Gaben der Eucharistie, damit mein Glauben Nahrung und Lebenskraft bekommt.

Mein Herr und mein Gott!
O nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir:
dann kann ich wie Thomas voll Freude und Glauben bekennen:
„Mein Herr und mein Gott!“

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 1. Juli 2019