„Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit,
und wer die Heilige Schrift nicht kennt,
der kennt weder Gottes Kraft noch seine Weisheit:
die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.“
Hieronymus, (347 – 420 n.Chr.) lateinischer Kirchenvater
Bibliothek der 73 biblischen Schriften
Wie können wir heute die Bibel richtig verstehen?
Ist die Bibel ein Geschichtsbuch? – ein Liebesbrief Gottes? – ein Trost- und Hoffnungsbuch? – eine „Bedienungsanleitung“ für ein gelingendes Leben?
Der Psychologe Friedemann Schulz von Thun hat sich ausführlich mit der menschlichen Kommunikation beschäftigt. 1981 hat er in seinem Buch „Miteinander reden – Störungen und Klärungen“ vier Aspekte einer Äußerung und dementsprechend vier Aspekte, wie ein Empfänger diese Äußerung verstehen kann, aufgezeigt.
Wenn einer etwas von sich gibt = „Äußerung“ – gibt er zugleich viererlei kund:
- das, worüber er informiert = „Sachinhalt“;
- das, was er dabei von sich selbst kundtut = „Selbstkundgabe“;
- in was für einer Beziehung er zu dem Empfänger steht = „Beziehung“
- wozu er den Empfänger veranlassen möchte = „Appell“.
Der Empfänger kann das Gehörte mit „vier Ohren“ empfangen:
- dem „Sach-Ohr“
- dem „Selbstkundgabe-Ohr“
- dem „Beziehungs-Ohr“
- dem „Appell-Ohr“
Was Friedemann Schulz von Thun 1981 veröffentlicht hat,
das hat im Mittelalter die Theologie im Bezug auf die Bibel – der „Äußerung Gottes“ – in der Lehre vom „vierfachen Schriftsinn“ wie folgt ausgesagt:
„Littera gesta docet,
quid credas allegoria;
moralis quid agas,
quo tendas anagogia.“
frei übersetzt:
- Der Buchstabe lehrt das Geschehene, (historische Dimension)
- die Verbildlichung zeigt an, was du glauben sollst, (theologische Dimension)
- die (darin enthaltene) Moral – was du tun sollst, (moralische Dimension)
- das „Hinaufführende“ zeigt an worauf hin du dich ausspannen darfst (eschatologische Dimension)
Die Bibel = Äußerung Gottes
kann gelesen/ gehört werden als
- ein Geschichtsbuch = inhaltlicher Aspekt
es zeigt auf, was damals geschehen ist
= historische Dimension - ein Liebesbrief Gottes an dich und mich? = Selbstkundgabe
in den Worten und Ereignissen offenbart sich Gott und seine Liebe zu den Menschen – was ich glauben darf!
= theologische Dimension - eine Gebrauchsanweisung für ein gelingendes Leben = Appell
in dem Beschriebenen kann ich erkennen, was der Wille Gottes ist – was ich also tun soll!
= moralische Dimension - ein Trost- und Hoffnungsbuch = Beziehungsaspekt –
das Engagement Gottes zeigt auf, dass er das Leben des Menschen retten und vollenden will – was ich folglich erhoffen darf
= eschatologische Dimension
So bieten sich folgende Betrachtungsschritte für die Meditation von Bibelabschnitten an:
1. Nimm und lies!
–> und erfasse den buchstäblichen Sinn
2. Betrachte und bedenke!
–> entdecke darin den Glaubenssinn
3. Sprich mit Gott!
–> nimm die Lebensweisung Gottes an
4. Erhebe deine Seele, geh hin und handle!
–> nimm die Hoffnung der Verheißung in dein Herz auf
und dann geh und handle danach.
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–> Übersicht über Gedanken und (Bild-)Meditationen zu biblischen Texten
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