Beichtspiegel – 10-Gebote

Das Sakrament der Versöhnung mit Gott

Jeder Mensch ist von Gott dazu erschaffen, in Freiheit Gott die Ehre zu erweisen, und im Frieden mit den Menschen und der ganzen Schöpfung zu leben.
Auch wenn der Mensch diesem Anspruch Gottes nicht gerecht wird, weil er Gutes unterlässt oder sogar Böses tut, kann er immer wieder auf die Vergebung Gottes hoffen.
Durch seine Umkehr kann er Gott wirklich eine Freude machen.

Fünf Schritte können helfen zu einer guten Beichte:

sich auf sein Leben besinnen,
das Böse bereuen,
seine Schuld bekennen
– der Priester wird einem dann die Vergebung Gottes zusprechen,
für die Schuldfolgen büßen (evtl. Wiedergutmachung leisten)
und bereit sein, sich zu bessern

Eine Hilfe zur Gewissenserforschung

Präambel:

Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.

Dieser Einleitungssatz, mit dem die Zehn Gebote beginnen, ist wichtig. Er er-innert daran, dass Gott Israel aus der Sklavenarbeit und der Unterdrückung Ägyptens herausgeführt hat. Er ist somit ein Gott, der nicht die Unterdrückung des Menschen, sondern sein Leben in Würde und Freiheit will.
So sollen auch die Zehn Gebote (Dekalog) uns nicht in unserem Menschsein einengen, sondern den Rahmen abstecken, in dem ein Zusammenleben der Menschen in Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit möglich ist.

Gotteslob: 60,1
„Der Herr hat uns befreit – auf ewig besteht sein Bund.“

1. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

Die Erfahrung lehrt: Wo Gott aus dem Leben von Menschen verschwindet, bleibt sein Platz nicht unbesetzt. Da treten Ersatzgötter an die Stelle des einen, wahren Gottes. Endliches wird absolut gesetzt, Menschliches vergöttlicht und die Wirklichkeit auf das Sichtbare und Berechenbare eingeschränkt. Das Goldene Kalb, dem Israel wie ein Gott opferte, ist ein sprechendes Symbol für die ständige Gefahr, Gott zu vergegenständlichen und unser Herz an falsche Götter zu hängen. Zum Götzen kann vieles werden: das eigene Ich, Macht, Geld, Karriere, die Arbeit aber auch Menschen, denen wir absolute Macht über uns einräumen. Um dem ewigen, unendlichen Gott zu begegnen, muss ich alle Ersatzgötter loslassen und mich dem letzten Sinngrund und Geheimnis meines Lebens öffnen.

– Was bewegt mich im Letzten und gibt meinem Leben Sinn und Erfüllung?
– Was gibt mir Sicherheit und inneren Halt in guten wie in schweren Zeiten?
– Vermag ich mein Leben von Gott her zu sehen und im Vertrauen auf ihn zu wagen?
– Höre ich auf das Wort Gottes, besonders auf das Wort Jesu in den Evangelien, und orientiere ich danach mein Handeln?
– Nehme ich mir Zeit, um Gott zu begegnen und ihm für mein Leben zu danken?
– Was tue ich, um in meinem Glauben zu wachsen und zu reifen?
– Wie viel Macht über mich gebe ich anderen? Wie weit lasse ich mich bestimmen vom Urteil anderer Menschen, von Terminen, Erfolg, übertriebener Sorge um meine Gesundheit?
– Was beherrscht mich, engt mich ein und hindert mich, die mir von Gott gegebenen Fähigkeiten zu entfalten?

2. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen

Der Gott des Lebens will nicht in Zusammenhänge gebracht werden, die gegen das Leben gerichtet sind: Meineid, Fluch, Lüge, Verleumdung, Verfolgung und Krieg. Auch ist der lebendige Gott größer als all unsere Begriffe und Vorstellungen von ihm. Um seine Unverfügbarkeit und Größe zu zeigen, gebraucht die Bibel viele Begriffe und Bilder: Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, Fels und Burg, Zuflucht und Quelle des Lebens. Er tröstet uns wie eine Mutter und begleitet uns auf all unseren Wegen. In Jesus Christus ist Gott uns Menschen nahe gekommen. Jesus Christus ist „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15).

– Rede ich mit Gott, bete ich?
– Wie rede ich von Gott? Bin ich bereit, meine Bilder und Vorstellungen von Gott immer wieder zu überprüfen und die Fülle und Weite des biblischen Gottesbildes anzupassen?
– Was ist mir in meinem Leben ‚heilig‘? Wie begegne ich dem, was anderen Menschen heilig ist?
– Missbrauche ich den Namen Gottes zur Rechtfertigung und Durchsetzung eigener Interessen?
– Bete ich vertrauensvoll und vermag ich mich in die Hände des lebendigen Gottes fallen zu lassen?

3. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig

Zur Zeit des biblischen Israel war es geradezu revolutionär: Ein Volk glaubt an einen Gott, der ausnahmslos allen, auch den Sklaven, einen Ruhetag schenkt zum Aufatmen der Seele und des Leibes. Zweifach wird dieser Ruhetag begründet: Es ist der Rhythmus Gottes selbst, den er seinem Schöpfungswerk eingestiftet hat. Und Israel soll wenigstens an einem Tag sichtbar werden lassen, dass es selbst aus der Sklaverei Ägyptens befreit worden ist. Für uns Christen wurde der Sonntag als Tag der Auferstehung Jesu zum zentralen Tag der Woche. Er ist sowohl der Tag, an dem sich die Gemeinde zur gottesdienstlichen Feier versammelt, als auch ein Tag der Ruhe und Entspannung.

– Bin ich mir bewusst, dass Leben mehr bedeutet als Arbeit und Leistung?
– Gebe ich meinem Bedürfnis nach Ausruhen und Aufatmen von Leib und Seele gebührenden Raum?
– Wie gehe ich mit meiner Zeit um? Wofür nehme ich mir Zeit?
– Bin ich zu Stille und Ruhe fähig? Kann ich vor Gott verweilen und bei ihm Ruhe finden?
– Gebe ich dem Sonntag eine besondere Gestalt, die ihn vom Alltag ab-hebt? Ist es mir wichtig, an diesem Tag meinen Glauben mit anderen Menschen zu teilen, im Gottesdienst vor Gott zu treten, ihm zu danken und mich von ihm für die kommende Woche stärken zu lassen?
– Was bedeutet mir die Schönheit der Schöpfung? Kann ich ihr mit Ehr-furcht und Staunen begegnen und in ihr Gott erfahren?

4. Ehre deinen Vater und deine Mutter –
auf dass du lange lebst in dem Land, das ich dir geben werde

Es heißt: „Ehre!“ – nicht einfach: „Gehorche!“ Es geht um den respektvollen Umgang mit den Eltern und den Menschen der jeweils älteren Generation. In biblischer Zeit sollten die alten Eltern gebührend versorgt sein und schließlich ein würdiges Begräbnis erhalten. Das 4. Gebot sichert das Verhältnis der Generationen zueinander und die soziale Gerechtigkeit zwischen Jung und Alt. Es geht um eine generationsübergreifende Solidarität und die gegenseitige Verantwortung der Generationen. Dabei sind nicht nur die Lebensbedürfnisse der Eltern, sondern auch die der Kinder zu respektieren. Kinder sind nicht der Besitz ihrer Eltern. In gegenseitiger Wertschätzung soll sich jeder als eigenständige Person entfalten und weiterentwickeln können.

– Wie ist das Verhältnis zu meinen Eltern? Habe ich durch sie Zuwendung, Anerkennung und Geborgenheit erfahren, für die ich dankbar bin? Bin ich bereit, erlittenes Unrecht zu verzeihen?
– Nehme ich mir Zeit für Eltern, Familie, Verwandte, Freunde? Bin ich für sie da, wenn sie Hilfe und Unterstützung brauchen?
– Stelle ich mich meiner Verantwortung bei der Versorgung und Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Eltern? Nehme ich aber auch die Grenzen meiner Belastbarkeit wahr und bin bereit, Hilfe anzunehmen und Verantwortung abzugeben?
– Kann ich zulassen, dass meine Kinder mit zunehmendem Alter ihre eigenen Lebenswege gehen und manches anders sehen als ich? Vermag ich sie der Führung Gottes anzuvertrauen?
– Kann ich die Fähigkeiten und Leistungen anderer, auch älterer Menschen, anerkennen?

5. Du sollst nicht morden

Die Heilige Schrift bezeugt uns Gott als einen Gott des Lebens. Nichts steht mehr im Widerspruch zu diesem Gott als jegliche Form von Tötung. Morden meint dabei jeden unerlaubten Angriff auf das Leben eines anderen. Für Jesus beginnt der Angriff auf das Leben im Herzen des Menschen, schon weit vor dem mörderischen Tun. So können Zorn und Hassgefühle das Miteinander vergiften und verletzende Worte und Blicke Menschen töten. Gegen das Leben wird auch der verstoßen, wo die Menschenwürde verletzt und die Lebensgrundlagen künftiger Generationen gefährdet werden.

– Wie gehe ich mit meinen Aggressionen und den Aggressionen anderer um?
– Weiche ich Konflikten aus oder stehe ich ein für Wahrheit und Gerechtigkeit in meinem Leben und dem Leben anderer?
– Zeige ich Mut und Zivilcourage dort, wo Menschen Gewalt angetan wird?
– Bemühe ich mich in meiner Umgebung um gewaltfreie Konfliktlösungen, um Frieden und Versöhnung?
– Ist für mich das Leben von seinem Beginn bis zu seinem Ende schützenswert?
– Habe ich das Leben anderer in Gefahr gebracht oder jemanden getötet (z.B. im Straßenverkehr)?

6. Du sollst nicht die Ehe brechen.
9 Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen.

Menschen brauchen stabile Beziehungen, auf die sie sich verlassen können und in denen sie Liebe und Geborgenheit erfahren. Das 6. Gebot schützt die eheliche Beziehung als engste und intimste personale Lebensgemeinschaft. Zu dieser Beziehung gehört auch die Sexualität. Sie prägt uns als Mann und Frau. Sie schenkt Freude und wird fruchtbar in Kindern. Damit die eheliche Partnerschaft stark und lebendig bleibt, sind die personale Würde und Freiheit jedes Partners zu achten und Grenzen in der Beziehung tu anderen einzuhalten.

– Lebe ich in einer vor Gott und der Kirche geordneten ehelichen Gemeinschaft; achte ich die Weisungen der Kirche?
– Gründet die Beziehung zu meinem Partner bzw. meiner Partnerin auf aufrichtiger Liebe und Treue, gegenseitigem Vertrauen und Verlässlichkeit?
– Pflege ich ein partnerschaftliches Miteinander, in welchem Mann und Frau in gleicher Weise ihre Fähigkeiten einbringen und verwirklichen können?
– Vermag ich Konflikte in der Partnerschaft offen und ehrlich anzusprechen und auszutragen?
– Respektiere ich die Beziehungen und Bindungen von anderen?
– Wie stehe ich zu meiner Sexualität? Ist sie ein integrierter Teil meines Mann- bzw. meines Frauseins?

7. Du sollst nicht stehlen.
10. Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren.

Zu einem Leben in Gemeinschaft gehört auch der Respekt vor dem, was einem anderen gehört. Das biblische Wort für ‚stehlen‘ umfasst Handlungen wie: entführen, rauben, ausbeuten, sich widerrechtlich aneignen, täuschen. Es geht darum, die Lebensgrundlagen des Einzelnen wie der Gemeinschaft zu schützen. Dazu gehört nicht nur der Schutz des persönlichen Eigentums, sondern auch eine gerechte Beteiligung aller Menschen an den Gütern dieser Erde. Es widerspricht dem Solidarverhalten, wenn reiche Nationen auf Kosten ärmerer Länder und die jetzige Generation auf Kosten künftiger Generationen leben. Alle sind in die Verantwortung genommen. Die Verteilungsgerechtigkeit fängt beim Konsumverhalten jedes Einzelnen an.

– Welche Rolle spielen Geld, Besitz, materieller Wohlstand in meinem Leben= Wie weit bestimmen sie mein Denken und Handeln?
– Will ich immer mehr haben? Welche Werte sind mir wichtig?
– Bin ich bereit, mein eigenes Konsumverhalten zu überdenken und mich um einen maßvollen und schöpfungsfreundlichen Lebensstil zu bemühen?
– Bin ich bereit, zu teilen und andere an meinem Wohlstand teilhaben zu lassen?
– Engagiere ich mich in meinem privaten und beruflichen Umfeld für mehr Humanität und soziale Gerechtigkeit?
– Achte ich die Erde als Lebenshaus für alle Menschen?
– Habe ich mich ungerecht bereichert, gestohlen? Achte ich auch geistiges Eigentum anderer?
– Bin ich bereit, von mir angerichteten Schaden wieder gutzumachen?

8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.

Die Heilige Schrift weiß: Wenn das Gesagte nicht mehr gilt und auf Worte kein Verlass ist, wenn Lüge, Täuschung und Verrat an die Stelle von Wahrheit und Verlässlichkeit treten, ist eine Lebensgemeinschaft in ihrem innersten Kern zerstört.
Deshalb fordern Gebote, Mahnungen und Propheten-Worte immer wieder die Wahrheit ein. Jesus sagt in aller Klarheit und Entschiedenheit: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“ (Mt 5,37) Sein Leben war gekennzeichnet durch eine Einheit von Leben, Reden und Handeln. Er war identisch mit dem was er sagte. Darin liegt die Glaubwürdigkeit seiner Botschaft.

– Achte ich auf meine Worte,
ob sie wahrhaftig oder falsch sind?
wertschätzend, heilend oder verletzend?
aufrichtend oder entwertend?
spaltend oder verbindend?
– Trete ich für meine christlichen Überzeugungen offen ein, auch wenn es für mich nachteilig ist?
– Vermag ich Fehler einzugestehen und Kritik anzunehmen? Wie gehe ich mit den Fehlern und Schwächen anderer um? Stelle ich sie bloß?
– Bemühe ich mich um eine differenzierte Meinungsbildung, die sich nicht von Vorurteilen und Klischees leiten lässt, sondern dem Einzelfall gerecht zu werden versucht?
– Sind die Absichten meines Handelns lauter und ehrlich und können sich die Menschen auf mein Wort verlassen?

Reuegebet

Vater, ich habe gesündigt vor dir; ich habe auf deine Liebe zu wenig geantwortet. Du hast mich nach deinem Bild erschaffen und mich mit Gaben und Talenten beschenkt; ich aber habe gesündigt und Schuld auf mich geladen. Ich blicke aber auf zu dir und deinem Sohn Jesus Christus. Er ist mein Herr und mein Bruder. Auch für mich hat er am Kreuz sein Blut vergossen. Vergib mir meine Schuld, meine Sünden, meine Fehler. Du bist die ewige Liebe, nimm mich wieder an dein Herz und halte mich fest in deiner Gnade. Ich will dein sein und dein bleiben.

(Albert Höfer)