Mirjam Baouardy – 25. Aug.

Mirjam Baouardy – Sr. Mirjam von Jesus, dem Gekreuzigten

Palästinenserin – Ordensfrau – Mystikerin

Gedenktag, 25. August

Palästinenserin
Mirjam Baouardy wurde am 5. Januar 1846 als 13. Kind christlich-arabischer Eltern in Abellin (I’billin) bei Nazaret im Heiligen Land geboren, das im arabischen „Baladi I Shams, Baladi I Mashakel“ – d.h. „Land der Sonne, Land der Probleme“ heißt.
Ihre Eltern stammten aus dem Libanon und gehörten der katholischen Kirche des griechisch-melkitischen Ritus an. Zwölf ältere Kinder waren jung gestorben, als nach einer Wallfahrt der Eltern nach Betlehem zur Geburtsgrotte Jesu ihr erbetenes Kind Mirjam geboren wurde.

Schon drei Jahre nach ihrer Geburt starben die Eltern, Mirjam wurde von ihrem Onkel erzogen, mit dem sie im Alter von acht Jahren 1854 nach Alexandria in Ägypten zog.
Ohne ihr Einverständnis wurde sie von ihrem Onkel mit einem Bruder ihrer Tante verlobt.
Acht Tage vor der Hochzeit erklärte die 13-jährige Jugendliche, sie wolle Jungfrau bleiben. Sie schnitt ihre Haare ab und gab sie mit den Edelsteinen (dem Brautgeschenk ihres Verlobten) zurück.
Von ihrem Onkel wurde sie daraufhin wie eine Sklavin behandelt. (Von ihrem Beichtvater wurde ihr die Eucharistie verweigert, weil sie dem Onkel ungehorsam war).

Mit einem früheren muslimischen Diener der Familie Baouardy wollte sie nach Nazaret fliehen, wo ihr jüngerer Bruder lebte. Einen Bekehrungsversuch dieses Dieners zum Islam lehnte sie ab, daraufhin schnitt er ihr von Zorn entbrannt am 7. September 1838 die Kehle durch und ließ sie zum Sterben auf einer Müllkippe liegen.

Nahtod-Erfahrung
Mirjam beschrieb später ihre Nahtod-Erfahrung während dieser Zeit im Koma:
„Ich befand mich im Himmel. Die Muttergottes, die Engel und die Heiligen empfingen mich mit großer Güte und ich sah meine Eltern bei ihnen. Auch den strahlenden Thron der Heiligsten Dreifaltigkeit durfte ich sehen und Jesus in seiner Menschheit. Da sagte jemand zu mir: Du bist Jungfrau, das ist wahr, aber dein Buch ist noch nicht vollendet. Nach diesen Worten befand sie sich in einer Grotte und wurde von einer „liebevollen Krankenschwester mit blauem Schleier“ gesund gepflegt und ihr wurde ihre Zukunft als Ordensschwester vorausgesagt.“

Als sie in der Franziskanerkirche St. Katharina in Alexandria erwachte, verschwand diese Krankenschwester – und konnte nicht wieder aufgefunden werden.
Mirjam überlebte – wie durch ein Wunder – diesen Mordversuch, nur die 10cm lange Narbe blieb.
Verschiedene Ärzte bezeugten später, dass es medizinisch gesehen unmöglich sei, diesen Schnitt zu überleben, bei dem mehrere Gliedstücke der Luftröhre zerstört wurden.

Ordensfrau
Mirjam arbeitete zunächst als Dienstmagd in Alexandrien und dann in Beirut, ab 1863 bei einer syrischen Familie in Marseille in Frankreich. Dort blieb sie zwei Jahre. Jedoch der Ruf in ihr wurde immer stärker, sich ganz Christus in einem Orden zu schenken.
1865 wurde sie in das Postulat der Josefschwestern aufgenommen. Ihr kindliches Wesen war eine Freude für alle. Der Ordensgemeinschaft waren jedoch ihre mystischen Ekstasen unheimlich, daher schickten sie Mirjam zu den „Unbeschuhten Karmelitinnen“ nach Pau, wo sie 1869 eintrat. Sie bekam den Ordensnamen „Mirjam von Jesus, dem Gekreuzigten“.
Sie war „Laienschwester“, weil sie nie eine Schule besucht hatte. Sie sollte „Chorschwester“ werden und lernte nun Lesen und Schreiben, um das Brevier beten zu können.
Sie wurde zur Ordensarbeit nach Mangalore in Indien geschickt, legte dort am 21. November 1871 ihre Gelübde ab, kehrte jedoch 1872 nach Frankreich zurück.
Doch schon bald sollte sie in ihre Heimat zurückkehren, um als einzige arabischsprechende Karmelitin die Bauarbeiten für das erste Kloster der Karmelitinnen in Betlehem in Palästina bis zur Fertigstellung 1875 zu leiten.
Eine weitere Ordensgründung in Nazaret war in Planung, die Genehmigung wurde im April 1878 erteilt
und Mirjam reiste nach Nazaret, um erste Instruktionen zu erteilen.
Nach ihrer Rückkehr beaufsichtigte sich den Weiterbau ihres Klosters in Betlehem.
Nach einem Arbeitsunfall starb Mirjam einige Tage später am 26. August 1878 um 5.10 Uhr morgens.

Die Bewohner von Betlehem konnten in dieser Sterbestunde Mirjams Zeugen einer außergewöhnlichen Erscheinung werden, da sich über dem Kloster der Karmelitinnen ein deutlicher Regenbogen abzeichnete als die Sonne gerade hinter den Bergen von Moab aufging.

Mystikerin
Das 32-jährige Leben Mirjams war vor allem von Verlust, Heimatlosigkeit und Schmerz geprägt.
Sie hatte verschiedene „ekstatische Anfälle“, in denen sie im Geiste die Passion Jesu durchlebt, am eigenen Leib die Wundmale Christi empfängt, mit Christus und der Jungfrau Maria spricht und für die Menschen im Heiligen Land bittet.
Nachdem sie ihr ganzes Leben ihre Einfachheit bewahrt hat und demütig den Menschen diente, gab sie ihre Intuitionen und Offenbarungen in ihrer kindlichen Sprache weiter.

Ein Blick auf diese besondere palästinensische Heilige offenbart, dass man trotz Schwäche und Verwundung durch Christus stark werden kann. Denn in der Schwachheit des Herrn in Krippe und am Kreuz wurde seine göttliche Allmacht offenbar.
Beim Zurückschlagen benötigt man Muskelkraft, List, Hinterhalt…
beim Vergeben die Kraft der Liebe.

Ein Morgengebet von Sr. Mirjam von Jesus, dem Gekreuzigten: 

Herr Jesus Christus,
im Schweigen dieses anbrechenden Morgens komme ich zu dir
und bitte dich mit Demut und Vertrauen um deinen Frieden, deine Weisheit, deine Kraft.
Gib, dass ich heute die Welt betrachte mit Augen, die voller Liebe sind.
Lass mich begreifen, dass alle Herrlichkeit der Kirche aus deinem Kreuz als deren Quelle entspringt.
Lass mich meinen Nächsten als den Menschen empfangen, den du durch mich lieben willst.
Schenke mir die Bereitschaft, ihm mit Hingabe zu dienen
und alles Gute, das du in ihn hineingelegt hast, zu entfalten.
Meine Worte sollen Sanftmut ausstrahlen,
und mein ganzes Verhalten soll Frieden stiften.
Nur jene Gedanken, die Segen verbreiten, sollen in meinem Geiste haftenbleiben.
Verschließe meine Ohren vor jedem übelwollenden Wort und jeder böswilligen Kritik.
Möge meine Zunge nur dazu dienen, das Gute hervorzuheben.
Vor allem bewirke, o Herr, dass ich so voller Frohmut und Wohlwollen bin,
dass alle, die mir begegnen, sowohl deine Gegenwart als auch deine Liebe spüren.
Bekleide mich mit dem Glanz deiner Güte und deiner Schönheit,
damit ich dich im Verlaufe dieses Tages offenbare.
Amen.

Ihr Lebensmotiv hieß:
„Wer die Liebe zum Mitmenschen verletzt, verletzt Jesus selbst.“

13. November 1983 Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.
17. Mai 2015 Heiligsprechung durch Papst Franziskus.

Während ihrer Seligsprechungsfeier im Jahr 1983 wurde sie zur Friedensträgerin des Vorderen Orients und im Besonderen des Heiligen Landes erklärt: „weil ihr Lebensstil uns einen Frieden schenken kann, der seine Grundlage nicht im Terror und in der Gewalt, sondern im gegenseitigen Vertrauen hat.“

Auf Erden war sie eine unermüdliche Arbeiterin für den Frieden
und im Himmel bleibt sie eine besondere Fürsprecherin für alle Christen in Jesu Heimat
und für all jene Frauen, die gegen ihren Willen verheiratet werden sollen –
in ihrer Heimat „Baladi I Shams, Baladi I Mashakel“ – „Land der Sonne, Land der Probleme“
und auf der ganzen Welt.

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Mirjam Baouardy - Sr. Mirjam von Jesus, dem Gekreuzigten - Grafik von G. M. Ehlert, 25. Aug. 2023

Mirjam Baouardy – Sr. Mirjam von Jesus, dem Gekreuzigten – Grafik von G. M. Ehlert, 25. Aug. 2023

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Bildlegende: 
In der Mitte: Sr. Mirjam von Jesus, dem Gekreuzigten (mit weißem Schleier = Laienschwester), mit Krummdolch an ihrem Hals u. mit einem leuchtenden Kreuz in ihrer linken Hand. In ihrer Rechten ein Eimer = Zeichen einfacher Arbeiten;
Über ihrem Kopf ein Blick in die Welt ihrer Ekstasen: Die Heilige Dreifaltigkeit und Maria, die sie gesund pflegt und ihre Eltern in der himmlischen Herrlichkeit;
unten links: die Verkündigungsgrotte in Nazaret u. darüber das von ihr geplante Kloster der Karmelitinnen;
unten rechts: die Geburtsgrotte in Betlehem u. darüber das von ihr gegründete Kloster der Karmelitinnen; darüber das besondere Zeichen des Regenbogens am Morgen ihres Sterbens.

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 25.08.2023