Clemens August von Galen – 22. März

Clemens August Graf von Galen – der „Löwe von Münster“

Er ist die Symbolfigur des kirchlichen Widerstands gegen das NS-Regime:
Bischof Clemens August Graf von Galen.
Der 22. März ist der Gedenktag des „Löwen von Münster“.

Clemens August Graf von Galen wurde am 16. März 1878 auf der Burg Dinklage im Oldenburgischen Teil des Bistums Münster geboren. Als elftes von dreizehn Kindern des Zentrumsabgeordneten Ferdinand Graf von Galen und dessen Frau Elisabeth (geborene von Spee) wuchs er in der Geborgenheit seiner gläubigen Familie auf.

Nach dem Abitur begann von Galen 1897 an der Universität Freiburg in der Schweiz mit dem Studium der Fächer Philosophie, Geschichte und Literatur. Während einer dreimonatigen Italienreise im Jahr 1898, bei der er eine Privataudienz bei Papst Leo XIII. (1878-1903) erhielt, reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden. Aus diesem Grund trat er ein Jahr später in das Jesuiten-Konvikt Canisianum in Innsbruck ein. Ab 1903 studierte in Münster Theologie weiter und wurde am 28. Mai 1904 zum Priester geweiht.

Nach der Priesterweihe wurde Clemens August zunächst Domvikar am Dom zu Münster mit dem Auftrag, seinen Onkel, Weihbischof Maximilian Gereon Graf von Galen, auf seinen Firmungsreisen durch das Bistum Münster zu begleiten. In dieser Tätigkeit lernte er viele Pfarreien im großen Bistum Münster kennen.

1906 wurde er zum Kaplan an St. Matthias in Berlin ernannt. Damit begann eine 23jährige priesterliche Tätigkeit als Kaplan und Pfarrer in der Reichshauptstadt. Er erlebte in Berlin die schwere Zeit des Ersten Weltkrieges, die Wirren der Nachkriegszeit und einen großen Teil der Zeit der Weimarer Republik. Die Diaspora-Situation in der Großstadt Berlin stellte ihn vor große pastorale Anforderungen. 1919 wird von Galen Pfarrer von St. Matthias in Schöneberg (ab 1920 eingemeindet zu Berlin).

1929 wurde Graf von Galen ins Bistum Münster zurückgerufen und zum Pfarrer an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster ernannt.

Nach dem Tod von Bischof Johannes Poggenburg wählte ihn das Domkapitel zum Bischof von Münster. Am 28. Oktober 1933 empfing er die Bischofsweihe. Sein Wahlspruch: »Nec laudibus – nec timore.« [“weder Lob – noch Furcht”]

Furchtlos kritisiert er von nun an die kirchenfeindliche Politik der Nationalsozialisten
1934 fördert der die Verbreitung der „Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts“, die gegen den NS-Ideologen Alfred Rosenberg gerichtet waren.
1936 begrüßt er den Einmarsch deutscher Truppen in das seit dem Versailler Vertrages entmilitarisierte Rheinland.
1937 fürdert er ma0geblich die Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ von Papst Pius XI., in der das NS-Regime und seine Kirchen- und Rassenpolitik scharf verurteilt wurde.
1941 – als das „Dritte Reich“ auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, hält Bischof von Galen seine drei berühmt gewordene Predigten (am 13. U. 20. Juli, sowie am 3. August), in denen er die Beschlagnahmung von Kirchengut und die Euthanasiemaßahmen der Nationalsozialisten anprangerte.
In Berlin hielt man den Münsteraner Bischof für einen der schärfsten Gegner des Hitler-Regimes.
Gerne hätten Hitler und seine Helfer den missliebigen Bischof umbringen lassen. Dieser Plan wurde nur deshalb nicht in die Tat umgesetzt, weil das Regime die Beliebtheit von Galens im Münsterland fürchtete. Deshalb sollte dem Bischof erst nach dem „Endsieg“ der Prozess gemacht werden.

Nach Kriegsende 1945 war Bischof von Galen eine Persönlichkeit, an der sich viele aufrichteten. Er rief auch die Siegermächte zu einer humanen Behandlung der deutschen Bevölkerung und der Kriegsgefangenen auf, was ihn in Gegnerschaft zur britischen Militärverwaltung bringt.
Im Februar 1946 erhebt Papst Pius XII. von Galen zum Kardinal.

Eine Woche später, am 22. März stirbt Clemens August Graf von Galen, der „Löwe von Münster“ an einer zu spät erkannten Blinddarmentzündung. Sein Grab ist in der Ludgeruskapelle im Dom zu Münster.

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Bischof C.A. von Galen – der „Löwe von Münster“ – Grafik von G. M. Ehlert

Trotz von Galens unbestrittener Verdienste im Kampf gegen das NS-Regime gibt es heute auch kritische Stimmen. So werden unter anderem seine antidemokratische Grundhaltung, seine bisweilen autoritäre politische Einstellung und sein Antibolschewismus bemängelt.
Auch werfen ihm Historiker vor, sich während seiner Amtszeit als Bischof allein für die Rechte der Kirche und nicht gegen die Bedrohung der Juden eingesetzt zu haben. Die allerdings hatten den Kardinal extra darum gebeten, nicht öffentlich Kritik zu üben, weil sie dadurch eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung ihrer Situation erwarteten. Und somit überwiegt letztlich deutlich das Bild des unerschrockenen „Löwen von Münster“, der als einer von nur wenigen Bischöfen seiner Zeit mutig den Mund aufmachte.

Im Jahr 2005 wurde Clemens August Graf von Galen durch Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.

Die Seligsprechung stellt uns in Kardinal von Galen ein Vorbild vor Augen, unsere eigene Glaubenstreue neu zu festigen und in kritischer Zeitgenossenschaft unsere christlichen Überzeugungen vom Wert des menschlichen Lebens unerschrocken und profiliert in den gesellschaftlichen Diskurs mit einzubringen.

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 17. März 2020