Gregor der Große
(* um 540 – † 12. März 604)
Patriziersohn – Präfekt Roms – Mönch – Apostolischer Nuntius – Abt – Päpstlicher Berater – Papst –
einer der vier großen abendländischen Kirchenväter – Kirchenlehrer
Gedenktag: 12. März (bis zur Liturgiereform 1969)
3. September (seit der Liturgiereform)
I. Patriziersohn
Gregorius wurde um 540 als Sohn einer angesehenen, reichen und einflussreichen Patrizierfamilie in Rom geboren, die sich durch ihre Treue zum christlichen Glauben und ihre Dienste für die Kirche auszeichneten. Sein Leben und Wirken fiel in eine Zeit, als das gesellschaftliche, politische und sittliche Gefüge des weströmischen Reich zerbrach und das Zeitalter der Spätantike unterging und das frühe Mittelalter begann.
Er erhielt eine gute Ausbildung für die Laufbahn im Staatsdienst.
II. Stadtpräfekt Roms
So stieg er mit 30 Jahren im Jahr 570 bis zum Stadtpräfekten Roms – dem höchsten Zivilamt – auf und meisterte die großen Herausforderungen, vor die er gestellt war. – ein wahrer „Krisenmanager“.
III. Mönch
Im Jahr 575 stieg er aus der Politik aus und gab seinem Leben eine neue Wendung. Er wurde Mönch – Er zog in den elterlichen Palast, wandelte ihn in ein Benediktinerkloster um, versorgte die Armen Roms und gründete weitere 6 Klöster auf seinem Erbbesitz in Sizilien und trat als Mönch in den Benediktinerorden ein. In dieser Zeit widmete er sich besonders dem Gebet und geistlichen Studien.
Nach dieser Zeit des monastischen Lebens wird er sich zeitlebens zurücksehnen.
IV. Apostolischer Nuntius in Konstantinopel
Schon bald weihte Papst Pelagius II. ihn zum Diakon und machte ihn zu seinem „Apokrisiar“ d.h. zum Apostolischen Nuntius in Konstantinopel (im Jahr 579). Hier knüpfte er gute Kontakte zum kaiserlichen Hof und sammelte diplomatische Erfahrungen im Umgang mit der Bedrohung Roms durch die Langobarden.
Die Ostkirche gab Gregor den Ehrentitel: „der Gesprächsbereite“
V. Abt und päpstlicher Berater
Doch schon im Jahr 585 wurde er vom Papst nach Rom zurückgerufen. Als Abt des Andreasklosters wurde er als päpstlicher Sekretär zum wichtigsten Berater des Papstes Pelagius.
Wieder einmal erwies er sich als guter Krisenmanager in einer Zeit der Überschwemmungen Roms, der Hungersnot, langobardischen Bedrohung und der Pest, der im Jahr 590 auch Papst Pelagius II. zum Opfer fiel.
VI. Papstwahl – „der erste Mönch auf dem Stuhl Petri“
Das römische Volk und der Klerus wählten ihn zum nächsten Papst. Die offizielle Ernennung durch den Kaiser von Konstantinopel versuchte Gregor auf diplomatischem Weg zu verhindern (eine Legende berichtet auch von einer Flucht in einem Ochsenkarren, die jedoch durch einen Lichtschein des Himmels entdeckt wurde) – jedoch vergeblich.
Am 3. September im Jahr 590 wurde er zum Papst ernannt und zum Bischof von Rom geweiht.
VII. „Servus servorum Dei“ – „Diener der Diener Gottes“
Als Papst verstand sich Gregor als „Servus servorum Dei“ – d.h. als „Diener der Diener Gottes“.
Dies zeigte sich in seinem geistlichen, seinem pastoralen wie auch sozialem Wirken.
Eine Legende erzählt, Papst Gregor habe die Menschen zu einer Prozession zu Ehren der Gottesmutter Maria aufgerufen, um für das Ende der Pest zu bitten. Da erschien der Erzengel Michael über dem Kaisergrabmal Hadrians und steckte sein Schwert in die Scheide, um das Ende der Pest anzuzeigen. Seitdem wird dieses Grabmal Hadrians „Engelsburg“ genannt.
– Papst Gregor als guter Hirt – Kirchenfürst und Krisenmanager
Auch als Papst setzte Gregor sein soziales Engagement fort. Mit den Erträgen des beachtlichen Vermögens, das die Kirche Roms besaß, linderte er die Not der Bedürftigen Roms, half Priestern, Mönchen und Nonnen, die in Not lebten, zahlte Lösegelder für Bürger, die in die Gefangenschaft der Langobarden geraten waren…
Eine Legende erzählt:
Gregor lässt 12 arme Pilger am Tisch essen
und bemerkt – als plötzlich 13 beisammen sind –
dass Christus mitten unter ihnen ist.
Als guter Hirt führte er in Rom wie in anderen Teilen Italiens eine sorgfältige Neuordnung der Verwaltung durch und sorgte dafür, dass alles gemäß den Regeln der Gerechtigkeit und der Barmherzigkeit verwaltet wurde. Damit übernahm er Aufgaben, die eigentlich der Kaiserlichen Zivilverwaltung oblagen. Er wurde zum Anwalt und Führer der italienischen Bevölkerung und bereite so die päpstliche Herrschaft im Kirchenstaat vor.
In der Bedrohung durch die Langobarden (im Jahr 593) nutzte Gregor jede diplomatische Möglichkeit, um zu einer friedenstiftenden Lösung zu gelangen. Im Unterschied zum byzantinischen Kaiser, sah Papst Gregor diese Menschen mit den Augen des guten Hirten, der sich darum sorgte, auch ihnen das Wort des Heils zu verkünden und Beziehungen der gegenseitigen Achtung aufzubauen, die ein friedliches Zusammenleben zwischen den italischen Völkern, der Bevölkerung des byzantinischen Reiches und den Langobarden zum Ziel hatte. So kam es, dass zwischen 598 und 601 eine Zeit der Waffenruhe war. Danach war es möglich, im Jahr 603 einen stabileren Waffenstillstand zu vereinbaren.
„Eine weise Lehre dringt nicht in das Herz eines Bedürftigen,
wenn diese nicht eine barmherzige Hand seinem Herzen empfiehlt.
Dann aber kommt der Same des Wortes leicht zum Keimen,
wenn ihn im Herzen des Hörers die Anteilnahme des Predigers bewässert.“
(Gregor der Große)
– Papst Gregor als Theologe u. prophetischer Missionar im Dienst der Einheit der Kirche
Neben seinem Dienst in der Leitung der Kirche fand Gregor immer wieder Zeit, geistliche Schriften zu verfassen zu pastoralen und theologischen Fragen, die bis ins Mittelalter hinein prägend waren. Auch viele Briefe und Predigten sind erhalten geblieben. Angesichts der Erfahrungen des Niedergangs Roms und des weströmischen Reiches sprach er von einer „vergreisenden Welt“, dennoch legt er die Grundlage für eine neue Epoche der Geschichte – für das christliche Abendland des Mittelalters.
Die Missionierung der Angelsachsen durch Augustinus von Canterbury und seiner Gefährten geht auf seine Initiative zurück. Wirtschaftliche Anreize zur Konversion hielt Papst Gregor für legitim, jedoch Gewalt lehnte er ab. Damit stand er im Widerspruch zu vielen anderen Kirchenführern der Spätantike.
Er forderte, die Gesetze zum Schutz der jüdischen Bevölkerung unbedingt einzuhalten und ihre Synagogen zu bewahren.
– Papst Gregor als demütiger Beter, Prediger und Liturgiereformer
Kraftquelle seines Wirkens war die enge Gottverbundenheit von Papst Gregor im Gebet. Er sorgte für eine grundlegende Reform des Gebetslebens und der Liturgie. Der gregorianische Choral, der sich in der lateinischen Kirche entwickelte, sowie die „Gregorianische Messe“ für Verstorbene hat in der Frömmigkeit dieses Papstes ihren Ursprung.
Die intensive Aktivität entfaltete Gregor trotz seiner schwachen Gesundheit, die auch eine Folge seines sehr strengen Fastens und Betens war.
Mit 64 Jahren starb Papst Gregor am 12. März 604 in Rom. Auf seinem Grabstein steht der Ehrentitel: „consul Dei“ = amtlich bestimmter Stellvertreter Gottes.
Aufgrund seines Lebenswerkes wurde er zu einem der vier abendländischen Kirchenväter.
Er bekam den Ehrentitel: „der Große“ und 1295 bei seiner offiziellen Heiligsprechung den Rang eines Kirchenlehrers.
* * *
Papst Benedikt XVI. würdigte Papst Gregor, den Großen in seiner Generalaudienz am 28. Mai 2008 mit den Worten:
„Trotz der sehr schwierigen Umstände, unter denen er wirken musste, gelang es ihm dank der Heiligkeit seines Lebens und seiner reichen Menschlichkeit das Vertrauen der Gläubigen zu gewinnen, während er für seine Zeit und für die Zukunft wirklich großartige Ergebnisse erzielte. Er war ein in Gott versunkener Mensch: Die Sehnsucht nach Gott war im Grunde seiner Seele immer lebendig, und gerade deshalb stand er immer dem Nächsten, den Bedürfnissen der Menschen seiner Zeit sehr nahe. In einer unheilvollen, ja verzweifelten Zeit verstand er es, Frieden zu schaffen und Hoffnung zu geben. Dieser Mann Gottes zeigt uns, wo die wahren Quellen des Friedens sind, woher die wahre Hoffnung kommt, und wird so zu einem Leitbild auch für uns heute.“
* * *

Papst Gregor der Große – Zeichnung von G. M. Ehlert, 03. Sept. 2021
* * *
_______________________________________________