Gottfried von Cappenberg
Graf
Gottfried (= Gottesfriede/ Gottes Schutz) kam 1097 als ältester Sohn des Grafen Gottfried von Cappenberg und seiner Frau Beatrix zur Welt. Mit seinen jüngeren Geschwistern Otto, Gerberga und Beatrix wuchs er auf der Burg Cappenberg im südlichen Münsterland auf.
Seine Erziehung war christlich geprägt. Als Grafenfamilie sorgten sie dafür, dass die Menschen unter ihrer Herrschaft geschützt und in Gerechtigkeit und Frieden leben konnten.
Mit 20 Jahren kam es zur Eheschließung mit der Grafentochter Jutta von Arnsberg.
Noch nicht volljährig starb sein Vater. Nun war er – Gottfried II. – Graf von Cappenberg.
Ritter
Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Otto beteiligte sich Gottfried an der Belagerung Münsters durch Herzog Heinrich von Sachsen im Winter 1120/21.
Geschichtlicher Hintergrund ist der Investiturstreit (1073 – 1122) zwischen Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. über die Frage, wer das Recht hat, Bischöfe und Äbte einzusetzen: „Papst – oder Kaiser?“ Diese Streitfrage spaltete in Deutschland sogar die Bevölkerung. Weihnachten 1119 ist Kaiser Heinrich V. zu Gast beim Bischof Dietrich II. von Winzenburg (einem „Päpstlichen“). Der wird darauf von aufgebrachten „Kaiserlichen“ vertrieben. Die „Päpstlichen“ sam-melten im Folgejahr Gefolgsleute unter der Führung des Sachsen-Herzogs Lothar, dem späteren Kaiser Lothar III., um Münster zu belagern und Bischof Dietrich II. wieder einzusetzen.
Münster wurde dabei erheblich zerstört.
Beim Sturm auf Münster am 7. Mai 1121 brannte auch der Paulus-Dom ab. das wurde Gottfried, dem Grafen von Cappenberg als Hauptschuldigen angelastet. Gegen alle Teilnehmer dieses Kriegszuges wurde vom Kaiser Heinrich V. Anklage wegen Hochverrats erhoben.
Neuorientierung
Gewissensbisse über den abgebrannten Dom in Münster… –
und/ oder Angst als „Geächteter“ seine gräflichen Güter und sein Leben zu verlieren…
veranlassten Gottfried, seine Lebensziele neu zu bestimmen.
Im November 1121 trafen Gottfried und Otto in Köln anlässlich einer Pilgerreise auf Norbert von Xanten, der in eben diesem Jahr in Prémontré in Frankreich einen neuen Reformorden gegründet hatte.
Seine Reformideen, durch ein einfaches Leben dem „armen Christus“ zu folgen und für eine geistliche Bildung in Klerus und Volk zu sorgen, begeisterten Gottfried.
Mönch
Gegen den Widerstand seines Schwiegervaters von Arnsberg beschloss Gottfried daraufhin gemeinsam mit seinem Bruder Otto, dem Orden die Burg von Cappenberg zu vermachen und selbst mit der ganzen Familie dem Orden beizutreten. Auf diese Weise konnten sie der Gefahr entgehen, bei einer Verurteilung wegen Hochverrats unter die Reichsacht zu fallen. Auch seinem Bischof Dietrich II., der die Burganlage am liebsten zur Absicherung seiner Macht genutzt hätte, widerstand er erfolgreich.
Am 31. Mai 1122 übergab Gottfried den gräflichen Besitz Cappenberg an den Mönch Norbert und seinen Prämonstratenserorden.
Am 11. August 1122 wird die Burg von Bischof Dietrich II. zum 1. Stift des neuen Prämonstratenserorden auf deutschem Boden geweiht.
Und am 15. August 1122 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für die Klosterkirche.
Auch aus seinen bisherigen Besitztümern in Varlar bei Coesfeld und in Ilbenstadt in Hessen wurden Klöster der Prämonstratenser.
Wie ein düsterer Schatten lag weiterhin der gewalttätige Widerstand seines Schwiegervaters auf der Burg, die zum Kloster umgestaltet wurde, bis zu dessen Tod im Jahr 1124.
Im selben Jahr legten Gottfried und sein Bruder Otto ihre Ritterrüstung ab und traten nun in die Ordensgemeinschaft ein. Seine Frau Jutta und seine beiden Schwestern gingen (freiwillig?) in das neu gegründete Frauenkloster in Cappenberg.
Auch als Mönch setzte Gottfried sich besonders für Arme und Kranke ein und errichtete in Cappenberg ein Spital für Arme und Notleidende, in dem er selbst tatkräftig mitarbeitete.
Visitator
1125 rief Norbert seinen Schüler ins Mutterkloster des Ordens nach Prémontré, wo Gottfried endgültig in den Orden aufgenommen wurde.
Als Norbert – zur Überraschung vieler – 1126 einwilligte, Erzbischof von Magdeburg zu werden, begleitete Gottfried ihn. Doch nachdem Norbert im neuen Amt seine Reformideen stark veränderte und immer mehr wie ein Fürst lebte, kehrte er – abgestoßen von der Pracht der Hofhaltung Norberts – als „Visitator der Ordensklöster der Prämonstratenser“ im Winter 1127 in das von ihm gegründete Kloster in Ilbenstadt zurück.
Nach einer Erkrankung auf der Reise starb er dort mit 30 Jahren am 13. Januar 1127.
Würdigung
Gottfrieds Entscheidung, der weltlichen Herrschaft zu entsagen und 1122 das gesamte Erbe in die Familienstiftung von Kloster Cappenberg einzubringen, war entscheidend für das Schicksal von Westfalen. Die geplante Verbindung Werl–Arnsberg–Cappenberg hätte ganz Westfalen zu einem großen Machtblock zusammenschweißen sollen.
So jedoch wurde der Grundstein gelegt für weitere Niederlassungen des Prämonstratenserorden in Westfalen, was zur Vertiefung des Christentums im Geist des Evangeliums führte.
Gottfried wird seit seinem Tod als nicht kanonisierter Heiliger verehrt.
Sein katholischer Gedenktag ist der 13. Januar.

Gottfried von Cappenberg – Grafik von G. M. Ehlert, Januar 2023
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