30.04.2023 – 4. Sonntag d. Osterzeit

4. Sonntag der Osterzeit A

Misericordia – Guter-Hirte-Sonntag – Weltgebetstag für geistliche Berufe

Sonntag, 30. April 2023

1. Lesung: (Apg 2,14a.36-41) getroffen vom Wort des Heils – „Was sollen wir tun?“
2. Lesung: (1 Petr 2,20b-25) „…für die Gerechtigkeit leben“
Evangelium: (Joh 10,1-10) „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“

Worauf hören – wohin gehen – wofür leben“ 

Liturgische Texte zum 4. Sonntag der Osterzeit (A)

Eröffnungsvers:

Misericordia Domini plena est terra, alleluia,
verbo Dei coeli firmati sunt, alleluia.“

„Von der Huld des Herrn ist erfüllt die Erde, Halleluja.
Durch das Wort Gottes wurden die Himmel geschaffen, Halleluja!“
(Ps 33,5f)

Tagesgebet:
Allmächtiger, ewiger Gott,
dein Sohn ist der Kirche siegreich vorausgegangen als der gute Hirt.
Geleite auch die Herde,
für die er sein Leben dahingab,
aus aller Not zur ewigen Freude.
Darum bitten wir durch Jesus Christus…

1. Lesung: Apg 2,14a.36-41
Gott hat den Gekreuzigten zum Herrn und Messias gemacht

Antwortpsalm: Ps 23,1-3.4.5.6
Der HERR ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen

2. Lesung: 1 Petr 2,20b-25
Ihr seid heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen

Ruf vor dem Evangelium: Joh 10,14
Halleluja! Halleluja!
(So spricht der Herr:)
Ich bin der gute Hirt.
Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.
Halleluja!

Evangelium: Joh 10,1-10
Ich bin die Tür zu den Schafen

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  • zu den Liturgischen Texten vom 4. Sonntag der Osterzeit (A) siehe: „Schott

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Evangelientext

Der gute Hirt als Gegenbild zu Dieben und Räubern: Joh 10,1-10

Worauf hören…

1 Amen, amen, das sage ich euch:
Wer in den Schafstall (wörtlich: „Hof der Schafe“)
nicht durch die Tür hineingeht,
sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.
2 Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.
3 Ihm öffnet der Türhüter,
und die Schafe hören auf SEINE Stimme;

Wohin gehen…

ER ruft die Schafe, die IHM gehören, einzeln beim Namen
und führt sie hinaus.
4 Wenn ER alle SEINE Schafe hinausgetrieben hat, geht ER ihnen voraus,
und die Schafe folgen IHM; denn sie kennen SEINE Stimme.
5 Einem Fremden aber werden sie nicht folgen,
sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen.

6 Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus;
aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.

Wofür leben…

7 Weiter sagte Jesus zu ihnen:
Amen, amen, ich sage euch: ICH BIN die Tür zu den Schafen.
8 Alle, die vor MIR kamen, sind Diebe und Räuber;
aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
9 ICH BIN die Tür; wer durch MICH hineingeht, wird gerettet werden;
er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten;
ICH bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.


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Bild zur Meditation:

ICH BIN DIE TÜR –
wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“
 
(Joh 10,9)

Joh-10-1-10

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ – Grafik zu Joh 10,1-10 von G. M. Ehlert, 27.04.2023

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Impulse:

Das Gleichnis Jesu (Joh 10,1-5) – und eine Übertragung ins Heute…

  1. Bildebene:

Hirten führten damals tagsüber ihre Schafe auf die Weide. Am Abend brachten sie sie in einen umzäunten Pferch. Hier waren sie vor Dieben und Raubtieren sicher. Ein Hirte blieb als Türhüter die ganze Nacht bei der Herde und bewachte sie. Am Morgen kamen die anderen Hirten wieder zurück und jeder holte seine Schafe ab. Der Türhüter kannte jeden Hirten und ließ ihn herein. Jeder Hirte rief mit dem ihm eigenen Ruf seine Schafe, und die folgten seiner Stimme, und er führte sie aus dem Pferch (wörtlich: dem „Hof der Schafe“) wieder hinaus auf die Weide.

  1. verschiedene Übertragungsmöglichkeiten

Das Wort, das im Evangelium für diesen Pferch verwendet wird, ist nicht das Wort für „Stall“, sondern heißt wörtlich übersetzt: „Hof der Schafe“. Dieses Wort erinnert die Zuhörer damals an die verschiedenen Höfe im Tempelbereich und erinnert die Christen auch an den Hof des Hohepriesters Kajaphas, wo Petrus Jesus 3x verleugnet hat.

Das Gespräch Jesu mit den Pharisäern in der Nähe des Tempels (siehe Joh 9,39-41) erinnert sie sicherlich daran, wie Jesus den Tempel gereinigt hat, indem er die Tür zum Hof der Schafe aufgerissen hat und alle Schafe hinausgetrieben hatte – zum Schaden all derer, die sich am Tempelkult bereicherten und lebensrettend und befreiend für alle Schafe, die für die Schlachtung vorgesehen waren. (vgl Joh 2,12ff)

So versteht sich Jesus als die Tür = der rechte Zugang zu den Menschen, die unter den Vorschriften der Tora wie eingepfercht waren, all diese Menschen will er hinausführen in die Freiheit…

  1. Rat von einem Hirten zum Scheren des Volkes…

so der Titel eines Videos von dem Youtuber Xavier-Louis de Izarra, der sich selbst bezeichnet „als einen französischen Humoristen, der nicht zum Lachen bringt“.

Er schlüpft in diesem Video in die Rolle eines Schäfers und gibt einen Einblick darin, wie Schafe (und so auch viele Menschen) sich leicht manipulieren lassen.
Er beschreibt, wieso seine Schafe geradezu glücklich sind, wenn sie eingepfercht, geschoren oder geimpft werden.

Als vermeintlich „guter Hirt“ spielt er mit der Angst und dem Sicherheitsbedürfnis seiner Schafe, die er dann mit Nahrung belohnt, wenn sie sich nach seinen Regeln gefügig verhalten.

Er sagt zum Beispiel:

„Wenn ich sie scheren oder impfen oder drinnen einsperren muss,
oder sie sogar zum Schlachthof bringen muss,
schreie ich: „Vorsicht, da ist ein Wolf!, da ist ein großer Wolf!“
– auf diese Weise spiele ich also mit der Angst.
„Lauf zum Schafstall! Schnell! Schnell!
– ich schaffe für sie einen Schutzraum, der ihrem Sicherheitsbedürfnis entgegenkommt.
Und so versammeln sie sich bei einer kollektiven Psychose, wo sie aufeinander treten, alle zusammen im Schafstall. Ohne nachzudenken! Weil sie froh sind, in Sicherheit zu sein, eingesperrt im Schafstall, weit weg vom Wolf…“

Angst blockiert die Reflexion, und so können sie leicht manipuliert werden.

Und er beschreibt in seinem Video auch, wie er mit sog. „schwarzen Schafen“ – gemeint sind rebellische Schafe – in seiner großen Herde umgeht:

„Aber natürlich gibt es immer einige Rebellen, einige „schwarze Schafe“, die klügere Schafe sind als andere. Sie verstanden meine Strategie.
Also versuchen sie – verzweifelt – ihren Artgenossen zu erklären, dass der Hirte viel gefährlicher ist, als wenn der Wolf nur 2 oder 3 von ihnen frisst, viel gefährlicher, weil sie alle auf einem Tisch in der Gastronomie enden werden.

Also müssen wir diese „schwarzen Schafe“ entfernen, die den Schafstall nicht betreten wollen, weil sie Rebellen sind, sie sind Freigeister.
Also zeige ich ihnen entweder meinen Stock oder ich schicke meinen Hund, um sie zu schlagen,
oder das Beste, was zu tun ist, ist, eines der „schwarzen Schafe“ vor anderen zu schlachten:
das ist sehr effizient!
Für nur ein Opfer terrorisiere ich Tausende, die weich werden, gefügig wie Lämmer.
Ich töte einen und ich unterwerfe Tausende!
So verhindern wir die kleinste Revolte.“

Solche Menschen – wie diesen „Schäfer“ – meint Jesus in seinem Gleichnis mit den Dieben und Räubern, die im Mantel eines wohlwollenden Hirten – wie Pharisäer, Schriftgelehrte und Hohepriester im Umfeld des Jerusalemer Tempels damals – mit der Angst und dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen spielen und sie für ihre Zwecke manipulieren – ja sie politisch, sexuell oder geistlich missbrauchen – damals wie auch heute.

  1. Wie handelt nun Christus, der „ideale Hirt“?

– er flieht nicht, wenn es wirklich gefährlich wird für die Menschen, sondern setzt selbst sein Leben ein für die ihm anvertrauten Menschen. (vgl. Joh 10,11ff)

Dazu habe ich im Internet eine als „wahre Begebenheit“ bezeichnete Geschichte gefunden, (oder ist es eine „wahrhaft gut erfundene Geschichte“?):

„Es war im Jahr 2013. Ein Schafhirte im Raum Karlsruhe musste eines Tages feststellen, dass ihm in der Nacht seine gesamte Herde von insgesamt 111 Schafen gestohlen worden war. Er meldete dies der Polizei, und diese machte sich auf die Suche nach den Tieren.

Wochen später erfuhren die Behörden, dass in Köln ein Großtransport von 5000 Schafen in die Türkei geplant war. Sie informierten den Hirten und schlugen ihm vor, zu jenem Bahnhof zu kommen und herauszufinden, ob sich welche von seinen Schafen in der Herde befänden.

Am entsprechenden Tag stand der Hirte mit den Polizisten auf dem Güterbahnhof Köln, und eine riesige Herde Schafe zog an ihm vorbei. In kurzen Abständen ließ nun der Hirte seinen Lockruf erschallen, und siehe da – nach und nach löste sich ein Schaf nach dem anderen aus den 5000 anderen Schafen.

Als alle Tiere verladen waren, zählte man die kleine Herde, die sich um den Hirten gesammelt hatte. Es waren zum Erstaunen aller genau 111 Schafe. Selbst die Polizisten waren überwältigt und davon überzeugt, dass diese Schafe das Eigentum des Hirten sein mussten …“

Soweit die Geschichte. –

  1. Manipulation – oder glaubwürdiges Handeln im Dienst der Menschen

Es ist lebensentscheidend, ob wir die Stimme unseres „guten Hirten“ aus den vielen Stimmen heraushören und ihr folgen.

Es gilt achtsam zu sein:
wo lasse ich mich manipulieren durch Versprechungen, die geschickt meine Ängste und Bedürfnisse aufgreifen…?
und wo kann ich glaubendes Vertrauen gewinnen aufgrund von eigener Einsicht und Entscheidung?

Wahr ist’s – so glaube ich fest, dass diese Geschichte von dem Schafhirten im Raum Karlsruhe auf Jesus Christus zutrifft, der als der „gute Hirt“ gekommen ist, damit wir „das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10) Amen.

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Worauf hören – wohin gehen – wofür leben

Drei Fragen stellen sich mir beim Hören des Evangeliums:
Eine erste Frage: Worauf soll ich denn hören – da doch so viel angepriesen wird:
– bei Geburtstagsfesten höre ich das gut-gemeinte: „Hauptsache Gesundheit!“
– der Vermögensberater verspricht, wie man auf beste Weise vorsorgen kann…
– andere raten, das Leben zu genießen, einfach glücklich sein…

Eine zweite Frage: Wem oder was laufe ich denn hinterher?
– der Macht…
– dem Ansehen bei anderen Menschen…
– der Gesundheit oder dem Lebensglück?

Und eine dritte Frage drängt sich mir auf:
Wenn ich auf dies oder jenes höre –
und dem einen oder dem anderen hinterherlaufe,

wo führt das eigentlich hin?

Eine Antwort auf diese drei Fragen hat Lothar Zenetti in seinem Lied gegeben:

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Gebet / Meditation:

„Worauf sollen wir hören, sag uns worauf?
So viele Geräusche, welches ist wichtig?
So viele Beweise, welcher ist richtig?
So viele Reden! –
Ein Wort ist wahr.

Wohin sollen wir gehen, sag uns wohin?
So viele Termine, welcher ist wichtig?
So viele Parolen, welche ist richtig?
So viele Straßen! –
Ein Weg ist wahr.

Wofür sollen wir leben, sag uns wofür?
So viele Gedanken, welcher ist wichtig?
So viele Programme, welches ist richtig?
So viele Fragen! –
Die Liebe zählt.“

(Text: Lothar Zenetti 1971, Melodie: Peter Kempin 1971; GL alt Nr. 623,1-3)

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Links:

siehe auch:

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Gedenktage: 

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Gedanken – Meditationen – Einblicke

Georg Michael Ehlert

(c) G. M. Ehlert

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Stand: 30. April 2023

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