Palmsonntag („Palmarum“) –
Jahreskreis A
Sonntag, 2. April 2023
- Liturgische Texte zum Palmsonntag i.J. A
- Evangelium Mt 21,1-11 (Einzug Jesu in Jerusalem)
- Bild zur Meditation
- Impulse zum Evangelium
- Links
„Hosianna, dem Sohne Davids!“ – „Kreuzige ihn!“
Liturgische Texte zum Palmsonntag
Jahreskreis (A)
Statio: FEIER DES EINZUGS CHRISTI IN JERUSALEM
Eröffnungsvers: (Mt 21,9)
Hosianna filio David, benedictus qui venit in nomine Domini.
O rex Israel, hosianna in excelsis.
Hosianna dem Sohne Davids, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
O König Israels, hosianna in der Höhe! (Mt 21,9)
- zur Bedeutung des Rufes: „Hos(i)anna!“
Segnung der Palmzweige:
Allmächtiger, ewiger Gott,
segne + diese (grünen) Zweige,
die Zeichen des Lebens und des Sieges,
mit denen wir Christus, unserem König, huldigen.
Mit Lobgesängen begleiten wir ihn in seine heilige Stadt;
gib, dass wir durch ihn zum himmlischen Jerusalem gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Evangelium: Mt 21,1-11
Gesegnet sei ER, der kommt im Namen es Herrn!
- siehe: Mt 21,1-11 – Der kommende Friedenskönig – Einzug Jesu in Jerusalem
Prozession zur Kirche
Messfeier:
[Eröffnungsvers:
Sechs Tage vor dem Osterfest kam der HERR in die Stadt Jerusalem.
Da liefen ihm Kinder entgegen mit Palmzweigen in den Händen
und riefen:
Hosanna in der Höhe!
Sei gepriesen, der du kommst als Heiland der Welt.
(Ps 24,9-10)
Ihr Tore, hebt euch nach oben,
hebt euch, ihr uralten Pforten;
denn es kommt der König der Herrlichkeit.
Wer ist der König der Herrlichkeit?
Der HERR, der Heerscharen,
er ist der König der Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe!
Sei gepriesen, der du kommst als Heiland der Welt.]
Tagesgebet:
Allmächtiger, ewiger Gott,
deinem Willen gehorsam,
hat unser Erlöser Fleisch angenommen,
er hat sich selbst erniedrigt
und sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt.
Hilf uns,
dass wir ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen
und an seiner Auferstehung Anteil erlangen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus…
1. Lesung: aus dem Buch des Propheten Jesaja Jes 50,4-7
Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen, doch ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
Antwortpsalm: Ps 22 (21),8-9.17-20.23-24
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
- siehe zu Psalm 22: Geschehen auf Golgatha
2. Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi (Phil 2,6-11)
Christus Jesus erniedrigte sich; darum hat ihn Gott über alle erhöht.
- siehe zu Phil 2,5-11 Hymnus von Entäußerung u. Erhöhung des Sohnes Gottes
Ruf vor der Passion (vgl. Phil 2,8)
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
Christus war für uns gehorsam bis zum Tod.,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
PASSION nach Matthäus (Mt 26,14 – 27,66)
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus
- siehe zur Passion Christi: 3. Synopse Passion
* * *
Evangelientext –
–> zur Passion Christi: 3. Synopse Passion
* * *
Bild zur Meditation:
„Hosianna, dem Sohne Davids!“

Einzug Jesu in Jerusalem – Grafik von G. M. Ehlert
* * *
Impulse:
„Du Palmesel“
In unserem Sprachgebrauch werden dem Esel viele unsympathische Eigenschaften angehängt:
er sei störrisch, dumm und Ähnliches.
Der Ausdruck „Du bist der Palmesel“, mit dem im süddeutschen Raum der Spätaufsteher am Palmsonntagmorgen begrüßt wird, ist auch nicht gerade ein Kompliment.
„Du dummer Esel!“ – so bezeichnen wir oft einen anderen Menschen, wenn er etwas nicht kapiert hat.
Doch lassen wir dieses kluge, demütige und geduldige Tier einmal selbst zu Wort kommen:
„In der Frühzeit der Bibel war ich unterwegs und trug den fremden Seher Bileam, der das Volk Gottes verfluchen sollte. Doch auf dem Weg sah ich den Engel Gottes, der ihm den Weg versperrte. Als ich deshalb nicht weiterging, wurde ich dreimal geschlagen (er meinte wohl, ich sei störrisch) – Undank ist der Welten Lohn… – doch schließlich erkannte auch der Seher Bileam, dass Gott ihm sagen wollte, dass er das Volk Gottes segnen und nicht verfluchen sollte. (vgl. Num 22,21ff)
Doch ich will ja von etwas ganz anderem erzählen:
nicht nur Abraham und andere menschliche Größen durfte ich tragen,
sondern sogar den „König der Könige“ – auf dem Weg von Nazaret nach Betlehem, als Maria ihn unter ihrem Herzen trug.
Auch bei seiner Geburt durfte ich – zusammen mit dem Ochsen – dabei sein,
denn anders als viele dummen und störrischen Menschen hat der Prophet Jesaja unsere Einsicht richtig erkannt:
„Der Ochse kennt seinen Besitzer
und der Esel die Krippe seines Herrn.“ (Jes 1,3)
Und wie hätte die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten und später zurück nach Nazaret gelingen können – ohne meinen demütigen Dienst.
Den „König des Friedens“ habe ich tragen dürfen bei seiner feierlichen Prozession zum Heiligtum in Jerusalem – kurz vor dem Pas-chafest, das in besonderer Weise in die Geschichte der Menschheit einging.
Mit Kleidern geschmückt, zog Jesus auf meinem Rücken thronend in Jerusalem ein,
genau so, wie es der Prophet Sacharja Jahrhunderte zuvor geweissagt hat:
„Juble laut, Tochter Zion!
Jauchze, Tochter Jerusalem!
Siehe, dein König kommt zu dir.
Er ist gerecht und hilft;
er ist demütig
und reitet auf einem Esel,
auf einem Fohlen,
dem Jungen einer Eselin.“ (Sach 9,9)
So bin ich Esel zu einem „Christo-phorus“ d.h. zum Christus-Träger geworden.
Bist auch du – wie ich, der Esel – ein Christusträger, trägst auch du Christus zu den Menschen?“
In diesem Sinn wäre dann die Bezeichnung „du Palmesel“ eine schöne Auszeichnung.
* * *
Hos(i)anna!
Hosianna bzw. Hosanna ist ein Fleh- oder Jubelruf an Gott oder König (hebr.: הוֹשִׁיעָה נָּא: Hoscha-na: „Hilf doch!“ bzw. „Du Zu-Hilfe-Kommender“) und besteht aus den beiden Wörtern „Hoschia“ u. „Na“.
Im Laufe der Zeit – schon in der jüdischen Liturgie – fand ein Bedeutungswechsel statt: vom Flehruf (hoschia) mit Verstärkung („na)“) hin zu einem Heilsruf (hoschia-Na), den Christen besonders am Palmsonntag singen.
Dieser Ruf findet sich auch im Sanctus in der katholischen, orthodoxen und evangelischen Eucharistiefeier bzw. Abendmahlsliturgie.
„Heilig, heilig, heilig
ist Gott, der HERR, der Heerscharen.
Erfüllt sind Himmel und Erde
von deiner Herrlichkeit.“ (= Zitat aus Jesaja 6,3)
„Hosianna (= komm zu Hilfe, Gott) in der Höhe.
Hochgelobt sei,
der da kommt im Namen des HERRN.
Hosianna (= zu Hilfe kommt Gott) in der Höhe.“ (= Zitat aus Psalm 118,25)
Der aramäische Ausdruck ist hoscha’ na – davon die Form hosanna des griechischen Neuen Testaments und katholischer Liturgie; hebräisch hoschia’ na; – von dieser Form leitete Martin Luther sein hosianna ab –
ist mit „Jehoschua“ – Josua = „JHWH (= der HERR) ist Rettung“, der hebräischen Form des Namens „Jesus“ verwandt.
Ursprünglich stammt der Ausdruck aus Psalm 118,25. Dort wird er meist nicht stehengelassen, sondern übersetzt; deutsche Bibeln haben oft „Ach, Herr, hilf doch!“. Dieser Psalm ist im Judentum ein Höhepunkt der Pessach-Liturgie, die zur Zeit Jesu im großen Stil im Jerusalemer Tempel gefeiert wurde.
Da Jesus zum Pessachfest nach Jerusalem kam, bezog man diesen sehnlichen Gebetsruf auf ihn und erwartete durch ihn die Hilfe Gottes. Der Ausdruck erscheint in den Evangelien am Palmsonntag im Zusammenhang mit dem Einzug Jesu auf dem Esel nach Jerusalem. Die Menschen, die Jesus erwartungsvoll begleiten rufen: „Hos(i)anna dem Sohne Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ (so Mt 21,9; mit ähnlichen Formulierungen Mk 11,9f; Joh 12,13; außerdem Lk 19,28, hier wird aber auf den Ausdruck „Hosianna“ verzichtet).
„Du bist doch der „zu-Hilfe-kommende“ Gott! Jesus, bitte „hilf-uns-doch!“
* * *
Blut der Rache – Blut der Versöhnung
„Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“ (Mt 27,25)
Dieser im Matthäus-Evangelium überlieferte Ruf der Juden im Zusammenhang mit der Passion Jesu ist oft als Beleg für eine vermeintliche Kollektivschuld „der“ Juden angeführt worden. Der Kontrast zwischen den Hosianna-Rufen beim Einzug Jesu in Jerusalem und der Ruf der Menge vor Pilatus ist als Indiz für die Wankelmütigkeit des Volkes Israels angeführt worden. Dabei wird nicht zwischen den Jüngern und SympathisantInnen Jesu, die ihm den feierlichen Einzug bereiteten, und der Volksmenge, die beim Prozess vor Pilatus von Sadduzäern und Schriftgelehrten angestachelt wurden, unterschieden.
Der jüdisch-stämmige französische Kardinal Jean-Marie Lustiger schreibt jedoch zu dieser Bibelstelle:
„Die Aussage: ‚Sein Blut komme über uns und unsere Kinder‘ (Mt 27,25) – häufig als Selbstbezichtigung verstanden, was absurd ist – ist ein prophetisches Wort. Es nimmt das Wort auf, mit dem Mose am Fuß des Sinai den Bund zwischen Gott und seinem Volk besiegelt, wobei er es mit dem Blut der Opfertiere besprengt (Ex 24,8). Prophetisch ist dies ein Zeichen der Vergebung und des Segens. Nur glaubenslose Phantasie wird darin Missbilligung sehen. Das bedeutet, nichts vom Blut des Bundes zu verstehen. Könnte das Blut des Bundes verdammen, wo es doch rettet?“
(Jean-Marie Lustiger, Die Verheißung. Vom Alten zum Neuen Bund, Augsburg 2003, S. 98)
Gegen eine antijüdische Deutung des Rufes „Sein Blut komme über uns“ hat auch Joseph Ratzinger im zweiten Band seines Jesus-Buches klargestellt, dass Jesu Blut eine andere Sprache spreche als das Blut Abels; es rufe nicht nach Rache oder Vergeltung, sondern es sei das „Blut der Versöhnung, das nicht gegen jemanden, sondern für viele, ja für alle vergossen“ werde.
(Joseph Ratzinger – Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, Bd. II: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung, Freiburg i. Br. 2011, S. 211)
* * *
Links:
- zur Statio: Mt 21,1-11 – Der kommende Friedenskönig – Einzug Jesu in Jerusalem
oder aus dem Lesejahr C: Lk 19,28-40 Gesegnet sei der König, der kommt im Namen es Herrn!
–> siehe: Lk 19.28-40 - zur 1. Lesung: Jes 50,4-7 Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen, doch ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
–> siehe: Drittes Lied vom Gottesknecht - zum Antwortpsalm: Ps 22 (21),8-9.17-20.23-24 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
–> siehe zu Psalm 22: Geschehen auf Golgatha - zur 2. Lesung: Phil 2,6-11 Christus Jesus erniedrigte sich; darum hat ihn Gott über alle erhöht.
–> siehe zu Phil 2,5-11 Hymnus von Entäußerung u. Erhöhung des Sohnes Gottes - zur Passion nach Lukas: Lk 22,14 – 23,56 Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus
–> siehe zur Passion Christi: 3. Synopse Passion - zu den Liturgischen Texten siehe auch Schott: Palmsonntag i.J. A
- Impulse für einen Hausgottesdienst zu Palmsonntag:
- Palmsonntag
- zum Bitt- bzw. Huldigungsruf: Hosianna
- Der Palmesel
- Psalm 118: Der “Palmsonntagspsalm„
- Psalm 24: Einzug des “Königs der Herrlichkeit” in sein Eigentum
- DIE HEILIGE WOCHE
- Karwoche
* * *
„In rechter Ordnung lerne Jesu Passion“ –
Die Namen der Sonntage der Fastenzeit / Passionszeit:
1. Fastensonntag: Invocabit
2. Fastensonntag: Reminiscere
3. Fastensonntag: Oculi
4. Fastensonntag: Laetare
5. Fastensonntag: Iudica
Palmsonntag: Palmarum
Ostern: Resurrexi
* * *