Gedanken zum 5. Sonntag der Osterzeit „Cantate Dominum“
Eröffnungsvers:
Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er hat wunderbare Taten vollbracht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Halleluja. (Ps 98,1-2)
Evangelium: Joh 15,1-8
Wo ist das „wahre Israel“ – der „wahre Weinstock“?
Der Weinstock (bzw. der Weinberg) ist in der Bibel zu einem Symbol für das von Gott auserwählte Volk geworden.
(vgl. Psalm 80,9ff; Jes 5,1-7: Das Lied vom Weinberg; Hos 10,1)
In der Zeit Jesu gab es verschiedene Überzeugungen davon, wo „das wahre Israel“ nach dem babylonischen Exil zu finden ist.
Einig waren sich alle darin, dass das Exil das große Gericht Gottes über das schuldig gewordene Volk Israel gewesen sei. Doch welchen Stellenwert hatte es nun nach dem Exil?
– die Tempelpriester (Sadduzäer) waren der Überzeugung, dass das „wahre Israel“ dort ist, wo wie vor dem Exil im Tempelkult die rechten Opfer dargebracht werden,
– die Pharisäer verstanden sich als der „heilige Rest“, der wahre Kern Israels. Durch treues Halten der Gebote der Tora (der Lebensweisung Gottes) galt es sich für die kommende (messianische) Heilszeit vorzubereiten.
– die Essener legten besonders die Reinheitsgebote der Tora ganz streng aus und erwarteten – so vorbereitet – in der (bald bevorstehenden) apokalyptischen Endzeit am Reich Gottes teilzuhaben.
Wo ist der „wahre Weinstock“?
Die Antwort Jesu im Johannesevangelium (15,1-8):
Das „wahre Israel“ ist in mir – Jesus – verkörpert
und in all denen, die zu mir gehören (kyriakä = zum Herrn gehörend – die Kirche)
ICH BIN der wahre Weinstock
und mein Vater ist der Winzer (georgos = wörtl. Erdwirker)Jede Rebe (wörtl. Brechliche) an mir, die keine Frucht trägt,
schneidet er ab,
und jede, die Frucht trägt,
beschneidet er, damit sie mehr Frucht trägt.Schon seid ihr rein
durch das Wort, das ich euch gesagt habe.
Bleibt in mir, und auch ich in euch.Wie die Rebe nicht Kraft hat Frucht zu tragen
von sich aus – es sei denn sie bleibe am Weinstock,
so auch ihr nicht – es sei denn ihr bleibt in mir.ICH BIN der Weinstock, ihr die Reben.
Wer in mir bleibt und auch ich in ihm
der trägt viel Frucht,
denn ohne mich vermögt ihr nichts zu tun.Wenn einer nicht in mir bleibt,
wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt.
und die sammelt man
und in das Feuer wirft man sie
und sie verbrennt.Wenn ihr in mir bleibt
und meine Worte in euch bleiben,
so erbittet, was ihr wollt,
und es wird euch werden.Dadurch wird mein Vater verherrlicht,
dass viel Frucht ihr tragt
und meine Jünger werdet.
Wo ist das „wahre Israel“? – oder:
Wo ist die „wahre Kirche Christi“?
Die anspruchsvolle Antwort Jesu:
Nicht die Unterschiede in Geschlecht, sozialem Status, Nationalität oder Religionsgemeinschaft sind entscheidend, sondern der „wahre Weinstock“ ist dort, wo das Leben der Menschen viel Frucht trägt (in der Weise, wie Christus Gott und Menschen geliebt hat und liebt).
Weinanbau + Weintrauben + Weinberg + Winzer + Weinstock + Weinkelter + Wein + Himmlisches Fest
áDer Anfang des Weinanbaus | . |
![]() Erst nach der Sintflut – nachdem Gott seinen Bogen als Zeichen des Bundes mit der Schöpfung in die Wolken setzte – kommt durch den, der Noach – Tröster – genannt wird, der Wein in den Blick der Menschen.
So fängt sie an – die Geschichte mit dem Wein – der dafür da ist, dass er „das Herz des Menschen erfreut“ (Ps 104,15)
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áDie Frucht des Weinstocks | . |
![]() Die Frucht des Weinstocks wird zum Symbol für das gelobte Land: Die Kundschafter des Volkes Israel kamen in dieses verheißene Land.
Denn das Land, das Gott seinem auserwählten Volke gab, war berühmt für seine Weingärten und seinen Wein. |
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áIsrael – der Weinberg Gottes | . |
![]() In Friedenszeiten „saß jeder unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum“ (1 Kön 5,5)Doch gab es um die Weinberge oft Streit.
Der Weinstock und der Weinberg werden ein Symbol für das Volk Israel. Wechselvoll ist die Geschichte Gottes mit diesem „Weinstock“:
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áGott – der Winzer | . |
![]() Jesus sprach im Abendmahlssaal zu seinen Jüngern:
Die hohe Kunst des Winzers ist es, mit großer Ausdauer und Geduld Schädliches und Unfruchtbares vom Weinstock abzuschneiden und wild wachsendes an den Rebzweigen zurechtzuschneiden, denn der Ruhm des Weinstocks liegt allein darin, dass er reiche Frucht bringt. |
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áChristus – der wahre Weinstock | . |
Weinstock & Reben oder Leib & Glieder sind Bilder für Christus und seine Kirche:
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áDie Weinkelter Gottes | . |
![]() Die Weinkelter ist in der Bibel vor allem ein Symbol für den Zorn Gottes im Gericht:Gottes Engel „erntete den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes.“ (Offb 14,19b) Aber der Zweck des Kelterns ist dabei doch letztlich: Gewinnung des Weines der Freude.
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áDer Kelch des Segens | . |
![]() Jesus nahm nach dem Mahl den Kelch mit Wein,dankte wiederum, reichte ihn seinen Jüngern und sprach:
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áAusblick auf das himmlische Festmahl | . |
![]() Jesus verwandelt auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein.Dieser „gute Wein“ ist ein Zeichen himmlischer Herrlichkeit. Es hat mit Jesus schon begonnen und gibt uns einen Vorgeschmack auf das himmlische Hochzeitsmahl.Das Bleiben in der Liebe Gottes bringt reiche Frucht hervor:
Wie Wein „das Herz des Menschen erfreut“ (PS 104,15), so führt das Erfülltsein mit der Liebe Gottes zur Freude.
Der Wein wird wegen seines Wohlgeschmacks gerühmt; noch mehr jedoch die Liebe (Hld 1,4; 4,10)
„Gib einen alten Freund nicht auf; denn ein neuer hält nicht zu dir. Neuer Freund, neuer Wein: Nur alt trinkst du ihn gern.“ (Sir 9,10) |
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(c) G.M. Ehlert, Mai 2003 Weinstock
siehe auch: Psalm 80: Bitte für Israel, den Weinstock Gottes
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© Georg Michael Ehlert